In meine Dachkammer

[104] In meine Dachkammer, / eine Etage höher als der Himmel, / kommen sie alle. // Menschen, die Goya und Utamaro lieben, / seltne, ganz ausgefallne, verdrehte Exemplare und Hühner, / die Palestrina über Pietro Mascagni stellen, / alte Herren, die heimlich, wenn im März die Veilchen wieder blühn, / auf den Strassen kleinen Rotznasen Bonbons zustecken, / und junge Leute, die Bücher verkaufen / und Sonntags, in ihren Mussestunden, den lieben Gott totschlagen. //Der Meister, der Meester, der Maëstro, der Maëstrino und der Maëstrillo. // Der Maëstrillo, wie immer, ist der Erste. // Er schüttelt den Schnee von den Schultern, / zieht die Handschuhe aus, knüpft das Halstuch ab, / die nassen Galoschen stellt er draussen neben den Rauchfang auf die Bodentreppe. // Um unser rotes, irisches Oefchen, auf Feldstühlchen, / sitzen wir dann, / horchen, wie ab und zu, unsichtbar, durch die Stille auf den Rost der Coaks nachrutscht / und freuen uns, wie durchs Dunkel unsre Cigarren glühn![104]

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Arno Holz: Phantasus. Stuttgart [1978], S. 104-105.
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