Gespräch büchlin her Vlrichs von Hutten

das ander Feber genant.

Vlrich von Hutten.

Do ich das Feber hätt gemacht,

Von pfaffen ward ich balt veracht.

Die worffen grossen zorn auff mich,

Mich scholten vngestůmicklich.

Ich sprach, Ir herren nun fart schon.

So übel ist noch nit gethon,

Ob einer ligt am Feber kranck.

Ich meint vmb eüch wolt verdienen danck.

Kein antwort mich do helfen mocht.

Als was ich redt, zů nichten docht.

Darumb mich dunckt der beste rat,

Dem Feber geben ander stat.

Ein ider pfaff sein Feber hat,

Deß pfleg er nach dem willen sein.

Offt itzig freüd ist morgen peyn.

Also hab ich sye Absoluiert.

Ein ider deß wol jnnen würt,

Ob er itz besser sey geziert.


Ich habs gewogt.


Gesprächbüchlin VI. Von Hutten (Feber das Ander). Vnterreder, Hutten, das Feber, vnd Huttens Knab.

Hutten. Hörestu dißes anplatzen? Horestu den schall der gestossenen thür? Wiltu vns lossen die thür zerbrechenn? Aber hör eins, sich zů dem fenster hinnauß vnd[19] würstu ettwas vnbequemes jnnen so sprich ich sey nit do heymet.

Feber. Du seyst nit doheymet? Den ich doch diße wort reden hör. Vil mer laß auff thůn, vnnd mich auß dem windt kelt, vnd regen hineyn weychen.

Knab. Es ist das Feber. Hilff got. hilff du ewiges heil. wie wöllen wir vns vor dem übel waren? Wiltu das ich es mit steynen hinwegk treyb? mit pfeylen? Vnd aller handt woffen?

Hutt. Erstlich vorschleüß das fenster, das es vns nit wie etwan vor, ein gifftigen lufft einer blaß. Schleüß zů, vnd mit fleyß.

Feb. Mach auff.

Hutt. Mit nichten.

Feb. Diße thüer pflag mir vnerfordert offen zů stehenn.

Hutt. Aber itzo ist sye zů geschlossen.

Feb. Des ich mich verwondert, [Rand: Hutten des / Febers wirt.] vnnd hierumb mach auff wirt, mach auff.

Hutt. Das ist eben geraten als ob du sprechest, wirt, hencke dich, hencke dich.

Feb. So wiltu dem Feber nimmer auff thůn?

Hutt. Wo ich anders zůschliessen kan.

Feb. Du aller gastmiltester wirt, durch die freüntschafft alter beywonung schleüß auff.

Hutt. Vmb gedächtnüß willen derselbigen haß wirdigen beywonung, ausschliesse ich dich vilmer.

Feb. Aller freüntlichster, aller gütichster wirt, wiltu mir nit hineyn gůnnen, vnnd diße thür auffthůn?

Hutt. Ich gar nit.

Feb. Ein wollust aller künstiger [Rand: Delitium Musarum / pestis / studiorum.] mach auff.

Hutt. Zerstörung gůts studirens gehe hinwegk.

Feb. Mach auff, mach auff Hutten, ich binn das Feber.

Hutt. Das pleyb.

[20] Knab. Sprich jm härter zů, anders würdt es die thüer zerbrechen, vnnd dißes hauß erstürmen. Wie zittern die palckenn, treyb ab. Schelt, vnnd flüch.

Hutt. Schlagk für einen rigel, vnnd bald dißen zweischüigen. Was wiltu vnser, die plegest grosse herren vnd die wollüstiger zů süchen? Sein also gar kein pfaffen mer oder kauffleüt?

Feb. Dich sůche ich zů vörderst.

Hutt. Vnd dich flüch ich zů vörderst.

Feb. Ist vrsach.

Hutt. Auch hye.

Feb. Darumb ich dich sůche.

Hutt. Darumb ich dich flühe.

Feb. Verkündige dir etwas.

Hutt. Ich hör nit.

Feb. Mir ist nodt dich anzů reden.

Hutt. Aber mir ist des nit nodt.

Feb. Ettwann warestu ein ander man.

Hutt. Recht. dann gern sehe ich mich besser.

Feb. Laß mich vnder dach auß der kelt, auß dem regen.

Hutt. Wie offt můß ich dir sagen, ich thů das nit?

Feb. Darumb würt vnbillich von dir gesagt, du seyst gůttick, freüntlich, Hutten giettig. vnnd herbergst gern.

Hutt. Gegen andern bin ich wol der selbig.

Feb. Vnd mich schleüssestu auß?

Hutt. Wie du sichst.

Feb. Vnuordinter sach.

Hutt. Vordinter sach.

Feb. Argkwönigklich hye hestu mich vnd vnbillich.

Hutt. Mich dunckt anders.

Feb. Mich aber, das ich dir nie leyds gethon hab.

Hutt. Desto weniger fůgen wir zůsammen, Zweytrechtiglich vrteylende.

Feb. So wil ich dir zůfallen, vnd vörter sprechen, wol mög sein das ich dir ettwan leydes gethan, aber nůn wil ich dir libs thůn.

[21] Hutt. Würst kein danck vorthinen.

Feb. Wie weystu das?

Hutt. Wie? Ein alter wirt des Febers [Rand: Mancherley / feber.] auß langwiriger gewonheit viller weiß, des virtäglichen, des täglichen, des drütäglichen, des scharffen, der gewönlichen, vnd ander der namen mir vergessen.

Feb. Ich hab ein ander weyß an mich genummen.

Hutt. Mag ich wol leyden.

Feb. Vnd läst mich eyn?

Hutt. Vorwar lasse ich dich daussenn.

Feb. Nit weyter dann zů gespräch.

Knab. Erschrecke es.

Hutt. Auch nit zů gesicht.

Knab. Wiltu, das ich ein bůchsenn abschiesse?

Hutt. Ehe würff jme lynßen entgegen, Feber, meiner güttikeit nach vff [Rand: Lynsen. ] das du nit hunger leyden dörffest, schließe ich dich auß. vnd sende dich wider zů den wollüstigern, vff dastu nit klagest, ich hab dich übel gehalten.

Feb. Bey dir libt mir, wie du mich auch haltest, zů sein.

Hutt. Aber mir weyt von dir, wie du dich auch erzeygest.

Feb. Fleichstu eynigs gespräch?

Hutt. Deynes vor allen.

Feb. wie gar hastu dich verwandlet. Nit mer dann drey wort wil ich dir sagen.

Hutt. Ich hör nit.

Knab. Du, die wolust, pancket, überflüssigkeit, vnd roheyt sůchest, dißes ist am nechsten vnser speyß gewesen. [Rand: Hutten speysz.]

Feb. Ich sehe wol lynsen.

Knab. Das ist vnsere kost dann [Rand: Pythagorici.] wir sein itzo Pythagorici.

Feb. Aber gestert asset ir Pythagoram selbst, wo anders der fabeln nach, die seel Pythagorae in dem hanen waß.

Knab. Wir sein verdorben. Dann das Feber hat vns sehen hüner essen.

Hutt. Den hanen (Feber) haben wir getödtet, vmb das er auch lynsen assz.

[22] Feb. Vnd gleich als ob der han in lynsen, nit die lynsen in hanen verwandelt weren, habt ir gessen?

Hutt. Was ist es dann mehe?

Feb. Vnd den most miltiglichen getruncken? [Rand: Weyn trincken.]

Knab. Wir truncken wasser. [Rand: Wasser trincken.]

Hutt. Gekocht wasser.

Feb. Es sey also. Ich meyd auch nit die wasser trencker, vnd hab itzo gelernet bey inn sein.

Hutt. Darumb gehe zů den nechsten hütlin, deß würt in zwentzig jaren kein weyn nie versücht.

Feb. Wann ich dir zů vor die drey wort hab gesagt.

Hutt. Hast gereydt wol sechs hundert gesagt, doch sag die drey, vnnd gehe dann hin wegk.

Feb. So ich eyn gelossen bin.

Hutt. Geschicht nit. sag mirs daussen.

Feb. So sich herauß.

Hutt. Ich hör nit mit den augen.

Feb. Werd dich aber ansichtiglich mehe bewegen.

Hutt. Ich beger doch von dir nit bewegt werden.

Feb. Wil dir des Curtisans halber, wie ich den gehalten, vnd er mich tractieret hab, rechenschafft geben.

Hutt. Do frag ich nit vil nach.

Feb. Aber vor dißer zeyt, fragstu wol darnoch.

Hutt. Vff das ich dein loß würde, die auch noch, wöltest meynem radt [Rand: Der Curtisanen.] volgen, bey dem Curtisanen blibest.

Feb. Ich hab in schon verlassen.

Hutt. Sůch in widerumb.

Feb. Das kan nit geschehen, dann er nun andere kranckheit zů im genummen hat, zů vorderst die frantzosen, mit den er elendichlich behafft ist. So waß jn auch nehest der reysend stein an kummen, darzů hat er die glidsucht vnd das gicht, Vber das ist [Rand: Der Curtisan / uerarmet.] nottürfftikeit im hauß.

Hutt. Hatt er dann nit mehe Schalcksnarren, hund vnd pferde?

Feb. Nit ein meüßlin.

[23] Hutt. Vnnd hat auch sein freündin, das hüpschs dirnlin verlassen?

Feb. Neyn. sunder sye hat jn verlassen, auß nödtlicher vrsach das nit mehe da was.

Hutt. Aber dann warumb hast dich die andern kranckheit vertreyben lassen?

Feb. Das ich nit im armůt sein wil, vnnd süch die küchen.

Hutt. Darinn rauch ist.

Feb. Vnd darinn lüstiger fratem vnd geschmack ist.

Hutt. Sollich sein doch bey mir nit.

Feb. Werden aber sein, wann du nůn (als man sagt thůn wollest) ein weyp nimbst.

Hutt. Ja wol weyp. vil mer hab acht vff des Curtisanenn dirnlein, wo es hin kumme, dann ich glaub es werde in ein feyste herberg wenden.

Feb. Es ist zů einem alten Thůmherren kummen, der hat das zipperlin, [Rand: Ein alter unflatiger / pfaff.] vnd ist gebrochen, an das vnlüstig stinckend, langweylig, verdrißlich, vnflätig, vnd vnder seins gleichen ein saw.

Hutt. Den es mag lieb haben?

Feb. Des gelt es lieb hat.

Hutt. Desto bequemlicher würstu bey im sein. Dann dieweil das dirnlinn des geldes wartet, so wartestu sein.

Feb. Mich erbarmet aber sein. Dann er souil pein von ir hat, das er des Febers wol entbiret.

Hutt. Aber mein hatt dich nie erbarmet.

Feb. Do warestu mit dem übel [Rand: Ein zuhelterin / im hausz.] nit beladen. Dann du weist nit wie ein großes übel ist, ein zůhälterin im hauß.

Hutt. Ein übel? So doch die pfaffen solliche nit allein mit fleiß, sunder auch mit zanck begeren. Vnd wol so sere vmb sye krigen, als zů Rom vmb die geystlichen lehen.

Feb. Vmb der vrsach willen ist auch das übel desto grösser, das es mit [Rand: Ein willig ubel.] willen vnd begir kumpt.

Hutt. Magk dann einer vbel mit seinem willen haben?

[24] Feb. Ab das ander leüt mögen, weyß ich nit, vorwar die pfaffen mögen das. [Rand: Die pfaffen.]

Hutt. Das sye an ire zůhelterin freüntlichen fleyß kören, vnd etwan vmb deren willen von synnen kummen, weiß ich wol, das jnn aber das ein vbel sey, ist vber mein verstentnüß. Dann ich kan nit vormercken wann es jne ein übel wer, wie sye das mit gůttem willen zů in ziehen wörden.

Feb. Ich vorstehe es aber wol, vnd auß langer gewonheit hab ich das gelernet. [Rand: Der pfaffen lieb /zu den / zuhelterin.] Zům ersten haben sye inbrünstigklicher lieb zů den, dann die ehemänner zů iren hausfrauwen.

Hutt. Das weiß ich wol.

Feb. Aber die hinwider haben ein weder gar kein, oder aber ein ser kalte lieb zů den pfaffenn, vrsach das sollich weyber vff ein zeit vil [Rand: Lieb der / zuhelterin zu den / pfaffen.] zů gleich liep haben, ein teil vmb früntliches beywesens willen, andere das sye reich, etliche das sye gůts vermögens sein.

Hutt. wen man den eine fünde, die ire lieb nit zerteylet, sunder alweg einen liep hette, wer auch von der selbigen vbel?

Feb. Mit nichten wän man eine fünd. dann ein solch vnder den pfaffen kelnerin, ist wie der vogel phoenix seltzam, dann wie kan [Rand: Verlust der eeren / unwider bringlich.] eine die einmol ir eer, ein vnwider bringlich ding verloren hat imer ab schanden entsetzung haben?

Hutt. Du wilt sagen, die selbigen frauwen, achten vorter mer leycht vff das, das sye der massen verlorenn habenn das es nimmer wider braht werden magk?

Feb. Eben also. Vnnd darumb die ein mal sich vff den platz ergeben hatt, wil darnach alwegen freylich vff dem selbigen vmbgehen. Vnd seyte mal sye vor gewiß hat, das sich niemandt eren zů ir versicht, acht sye klein gerücht, vnd leymundt. Der [Rand: Schneden nuz / machen.] halben gebraucht sye sich der angenummen schand. Vnnd wo ir geburen magk schafft sye ir lust mit fleyß der männigfeltikeit. Dann verlust der eren (dem lüstiger gebrauch anhengt) ist nit wie andere ding.

[25] Hutt. Sollichs ist aber ein bößer gebrauch.

Feb. Da von disputier ich nit. Aber fürwar vnter sollichenn frauwen welch nit vil männer sücht, allein die meint ir eer mit schaden [Rand: Ergetzlicheit / der verlornen / eeren.] verloren haben. Dann zů ergetzlicheit der verloren eeren, ist erfunden, das sye an vil örtern ire gelust erfüllen. Deren auch etzlich ein böß leben angehenn, vmb das in an einem man nit genüget. Welchenn mannen nůn solliche zůhelterin werden, haben grosse [Rand: Eyferen.] marter von eyferen.

Hutt. Ist das selbig nit auch in der Ee?

Feb. Zů zeyten auch, vnnd sein wol eheweyber die der gleichen auch sündigen, aber solliche fallen in die schar der losen frauwen, vnd bleyben nit teilhafftig der ehelichen würdikeit. Dann die frummen enthelt erstlich schamm. Dornoch bezwingt sye [Rand: Was frumme / frauwen / bedencken.] gewissenn Ehelicher pflicht, vnnd ansehens irer kinder, inwendig den endenn der erberkeit, derenn ding die loßen nit acht haben dörffenn. Dann sye sich on sorge erlüstiren. Vnd ie geneigter sye zů dem seind, ie sorgfeltiger ir liebhaber bey jnn leben, die werden erbermklicher weiß gepyniget. Darumb das sye sehen mit solchem irem schaden sich veracht werdenn.

Hutt. Mit welchem schaden?

Feb. Vilfeltigem. Dann über das die, so in der vnee sitzen, vff das sye iren zůhalterin behäglich leben, ire selen (das edelst teyl ires [Rand: Schaden von / den zuhalterin.] lebens) verderbenn. so müssen sye auch angehaltens fleyß, mit wol essen vnd trincken, vnd köstlicher kleydung, vil vortzeren, vnd mit überiger vnreinigkeit, die kräfft ires leibs schwächen. Neben dißem achtet [Rand: Vorlust und / ubergebung /Eeren und guttes.] ein itzlicher sollicher gar gering, sein gůt gerücht, do mit er ires gefallens lebe, in far zů setzen.

Hutt. Darauß ich nim dein meinung, das, die pfaffen so[26] zůhalterin haben, all das ire, leyb, seel, eer vnd gůt verliren?

Feb. Wo sye sich denn angezeygter massz ergebenn, sehe ich nichtes das sye behalten.

Hutt. Bald würdestu mich überreden, [Rand: Die pfaffen / unsalig.] das ich spräch sye weren vnsälich.

Feb. Das du sprächest? Wer ist vnseliger, dann die also leben, das sye bey sollicher verlisung irer güter nimmer gerůglichen oder fridsamen müdt haben, die weil sye kein trew vmb sich sehen.

Hutt. Das unter dem grossen haußgesind der pfaffen selten imants der sye [Rand: Der pfaffen / hausgesind.] mit trewen meine, erfunden werd, hab ich gůt wissen, welches ist aber die vnrüwe mit der sye beladen?

Feb. Nit eine. Vff das ich dir aber mit kurtzen worten bericht gebe, sag ich, bey den ist die peynigung vnd fülterey, von den der Poet Plautus wil verstanden werden, do er den buler also redend einfurt.


Mit marter, peyn ich übertriff.

[Rand: Der Buler / marter.]

All leüt, in meinem hertzen tieff.

Mein sinn gerückt würt hin vnd dar,

Gekreütziget zerstossen gar.

In einem radt mich lieb vmb trebt.

In todes far mein leyp vmb schwebt,

Ich werd gezogen, vnd geziert,

gedert, zurrissen, vnd gespert.

Von mir hat sich geteylt mein sinn,

Von witz ich gar verlassen binn.

Do ich itz bin, do bin ich nit,

Do ich nit bin, mein seel da wyt.

Manchfaltig ist mir mein gedanck

Vff fürsatz allerley ich wanck.

Itz liebt mir das, dann jhens ich wil.

Mit mir die lieb treybt affen spil.

Wegt, zwingt, stösst, iagt mich hin vnd her.

Das ich itz jhens dann das beger.
[27]

Das wiewol in einer gemein von allen bůlern so in lieb wüten gesagt, mag es doch zů vorderst dißen vnsern zů geben werden. Dann erstlich [Rand: Hertzlich / bekumernis / der pfaffen.] fressen sye sich in iren hertzen, das, wiewol sye ire frauwen vff das allerinbrünstigest liep haben, mögen sye doch dergleichen von jnn widerumb nit erlangen. Ab sye jnn dann schon libten, wäre jnn doch solliche lieb mit vil andern gemein. Die [Rand: Lieben mit / gemeinern.] weil dann lieb ein ding ist, das es keinen gemeiner leydt, ist ire sorgfeltigkeit so vil desto grösser das sye ire lieb an die leüt kären, den einigklich lieb nit annemlich ist. Ob dann nun ein bůlerin von natur vnfreüntlich, oder auch häderisch vnd zanckhafft ist, wer mit der in lieb behafft, dem ist bekummerlich [Rand: Ein unfreuntlich / zuhelterin.] das er nit gůte wort, ich gschweyg der thaten, von ir haben mag. Ist aber ein freüntlich, vnd macht sich gantz holtsälich, [Rand: Ein freuntliche / zuhelterin.] so macht sye einen verdacht vnd argwon, dann er nit glauben darff, das sye einweder solchs auß hertzen oder aber einem andern nit auch thů. Mein wirtt, so offt in das meidlin freüntlich anlachte, lieplich vmbfing, ir mündlin bodt, sprach er, [Rand: Wie der Curtisan / zum Elslin.] mit einem seüffzen: ›O mein liebs Elßlin, wölt got du meinest mich mit trewen, vnd diße deine ertzeygte lieb wär dir im hertzen.‹ Antwort sye: ›Wie dann anders, mein ich dich dann nit mit trewen? Oder ist mein lieb nit von hertzen? Kennestu mich also?‹ Dann warff er ir für einen von den iünglingen, die täglich pflagen in sein hauß zů gehen, die er etwann sach, das meydlin küssen, oder aber sunst freüntlicher dann im zů leyden gebůren wolt haltenn. Do erhub sich ein gerüff, ein hadern, ein schelten. Vnnd zeiten ein langwirige zerteylung. Dann Elßlin rüff, es het mit so langem freüntlichem beywesen anders nichs vmb jnn verdinet dann das er böß[28] vordacht vff sye hab. Sprach ›die pfaffen ein vntrew argwenig volck sein‹, vnnd fragt: ›wo sein nun die dapffere [Rand: Pfaffen untrew.] verheissungen? die großgemachte hoffnung, die du mir eingesprochen? Ist dißes der danck das do ich fürstlicher lieb teilhafftig sein möcht, vnnd ward von vil reichern beworben, hab ich dich vor alle gesetzt, mein wollust, mein schimpf, vnd mein iunges leben, dir allein vnthergethon. hab dich also lieb gehapt, das ich den reychen iüngling, der mich zů der Ee genummenn, vnnd zun eeren bracht hette, übergeben hab. So mag in dißer gantzen stat kein sein, die also einen glauben halt, Die also heußlich vnd dem gůt verstendig. [Rand: Elslin ein gute / huszhelterin.] Ich hab das jhene so andere zerstrewen gesamlet, das andere vorwüsten behalten‹, vnter sollichem ward sye weynend, vnd treyb dem armen auch zehern auß sein augenn. Also gar nit verstund er ire betrücknüß.

Hutt. Was sye dann nit ein solliche? [Rand: Elslins wesen]

Feb. Das wil ich dir sagen, wie sye was. zehen andere liephaber hätte sye, also heimlich, das sye die offt alle zů einer maltzeit geladen. Dann sye zwang den pfaffen wie offt sye wolt die zů heyschenn, eins an dißem, das ander an jhenem lobende. Sye kunten vff der lauten pfeüffen, sprüch dichten, etzlich tantzen, ein teil schimpflich geschwätz treyben, itzlicher was vff ettwas gůt. Ab dann schon einer ettwas nit wol kant, genoß er doch ires angeben. Vnnd offt vberredt sye den pfaffen, einer kant das er nie gelernet hatte. Dann nütz was ein yeder, der ir wol gefiel. Aber ire liebhaber hilt sye vngleycher weyß. [Rand: Wie elslin ire / liebhaber hilt.] von etzlichen nam sye, gab den andern, vor allen dingen leret sye das hauß.

Hutt. Dißes was, als ich sich, der ander grad seiner vnsäligkeit.

Feb. Ist die äusserlichen güter verlieren ein vnsäligkeit. Weyn vnd getreyde hin tragend, vnnd das selbig nach irem[29] gelüst außteylend, hatt in der vorstadt ein heüßlin, darein sye drug, was sye [Rand: Wie elslin / austrug.] behalten wolt, befalch das einem alten frewlin, das sich meysterlich wol vff der bůlerey verstund. Des selbigen geschefft was, new kundtschafft vnnd lieb zů bewerben, wo es mocht etwa einen schönen oder wolhabendenn [Rand: Ein alt weib.] iüngling funden, er wär gleich frembd oder landßrnann.

Hutt. Als ich sihe ist er an dem vnsäliger gewest, das er das übel mit solchem seinem schaden gehalten, dann das er ir lieb nit erworben hat. Dann der lieb halben, hat er daran genůg gehabt das er geglaubt, sich von ir gelibt werden. Seytemal, als in vil andern [Rand: Glaub in der / lieb.] dingen glaub in der lieb grosses vermögens ist.

Feb. Es ist wie du sagst. Aber vmb den glauben hat es diße gestalt, das ie mer es einem nach seinem willen geht, ie mer förcht er [Rand: Forcht in der / lieb.] mittele zůfell die im die geglaubten lieb benemen. Darumb do der Curtisan kranck ward erstlich durch mein anzündung.

Hutt. Also verderbstu den frawen ire rnänner?

Feb. Verstör mich nit mit eynreden. Erstlich durch mein anzůndung, darnach als in der stein an kam, und nach dem andere kranckheite, eine nach der andern, vnd er sich, sye ires gelustes zů erstaten gebrechlich befandt, zittert er so offt er einen sach ins hauß gehen, Elßlin grüssen, vmbfahen, oder im freüntlich wincken, förchtende, das es im nit einer die weyl er kranck wär abspannet.

Hutt. Ich glaub er hab den turn [Rand: Der turn /Danaes.] Danaes gewünst, dareyn er sye schlüssen möcht.

Feb. Nit. Sonder vil mer plag er ires willens. Dann Elßlin wolt vnuerschlossen sein, waz gern bey vil geselschafft, also das es sich meint allein sein wen es zwüschen drey oder vier starcken iünglingen zů dischs saß. Do der[30] pfaff nun sollichs vermerckt (dann er must eygentlich acht habenn, wa zů sye geneügt wär, ir das zů bestellenn) macht er offt pancket, [Rand: Der Cur. must / uff elslin warten.] darzů er leüdt von allen orten, wer künd freüd oder kurtzweil machen, vff das er den gebrechen an im, mit vorwesung anderer erfüllet. Sprechend: ›mein Elßlin schaff dir ein gůtenn můdt, vnd gebrauch dißes lebens bis es besser mit mir würde.‹ Dann er verhieß ir, nach wider erlangter gesuntheit, ein säligs leben.

Hutt. Sach er vnder dißem nit das im sein hauß gelert ward?

Feb. Die bůler sehen nichs, dann [Rand: Amor ist blindt.] die lieb ist blind.

Hutt. Mercket er das auch nit?

Feb. Weniger wann ein kind.

Hutt. Do solt man in vormanet haben.

Feb. Er was nit gehörig, dann als Menander der greckischs Poet spricht. Natürlich yeder bůler hat verstopffet orn gein weisem radt.

Hutt. Darumb seint die von Thespien vnsinnig gewest, das sye gleych wie Joui, also auch Amori spil machtenn, so anders sollicher vnradt [Rand: Die buler horen / nit rat.] von der lieb kumpt.

Feb. Es kumpt den jhenen die ir lieb nit wol anlegen, vnnd allein gestalt [Rand: Lieb wol und/ ubel anlegen.] des leibs vor augen haben. Dann anders ist es mit der tůgent liebhaber gethon.

Hutt. Das seind die jhenen so ir eeliche weyber liephaben?

Feb. Es seind ir etzliche.

Hutt. Ich verstehe das es ein grosse pein ist etwas liep haben das nit lieplich ist, vnd doch liephaben gezwungen werden.

Feb. Vnd also gezwungen werden das einer sein sinn darüber verleüst.

Hutt. Wie werden sye aber also sinloß, das sye solliche torheit thůn?

[31] Feb. Darumb das Amor ein kind ist, geboren kintlich alle bůler, vnd darumb das die lieb leicht ist vnd flihen, vormeyden die buler alle [Rand: Amor ein kind.] dapfferkeit, vnd gehen mit leichtuertigkeit vmb.

Hutt. Darumb auch gleich wie die kinder lieber mit nüssen, dann mit gelt vmbgehen, also auch die vff das hefftigst liephaben, dieweil [Rand: Amor flihen.] sye irer narheit nachgehen, versaumen sye ir gesuntheit, ir heil, ir freüntschafft, ir gůt, ir hauß, Er, gerucht, vnd alles das nit allein nit zů mangeln, sunder mit schweyß [Rand: Wie sich die / buler verseumen.] vnd erbeit zů erwerben ist.

Feb. Vff ein nadelspitz nahe hastu hinzů getroffen. Dann vff das sye ettwan ein gůte nacht haben mögen, ein frölich pancket, tantz, oder schimpff, kumpt jnn nit in ire gemüdt, was erlich oder nütz sye.

Hutt. Als mich aber bedunckt, habenn sye dannoch den nutz dar gegen, das sye in der bůlschafft eriüngen, vnnd alweg einen leichten [Rand: Die buler iungen.] frölichen můt haben.

Feb. Du wilt sagen das sye alweg narren seindt, vnd leben in irtumb, ir wesen vff keinen grund setzend. Sunder, als Seneca spricht, alweg anheben sye zů leben, dann solliche leüt vortreyben ire zeit, in dem müssig gang.

Hutt. Meinstu dann das niemant sein leben grunduestige dann der ein [Rand: Ein gegrindt / bestendig leben.] eeweip hab?

Feb. Fürwar die selbigen haben ir leben in bestand gesetzt.

Hutt. Wiltu dann das ich Eelich werde?

Feb. Das wil ich nit.

Hutt. So wilt auch nit das ich meinem leben einen grundt setz?

Feb. Das wil ich aber vff ein ander gestalt.

Hutt. Das ich mit einer zůhelterin haußhalt?

Feb. Mit nichten. Sunder das du on ein weip lebst.

[32] Hutt. Des hab ich keinen willen. Sag mir aber warumb verbeütestu mir ein weip zů nemmen?

Feb. Erstlich deinenthalben vmb [Rand: Hutten soll kein / weip nemmen.] das sye dir mühe machen vnnd kein rüwe lassen, dich an deinem studieren verhindern würdt. So rat ich es auch meinenthalben nit, dann die Eeweyber leyden das Feber nit, mit fleyß ausschlissende von iren mannen deren wartung sye sorgfeltiglicher, dann not ist, pflegen.

Hutt. Mit den worten machstu mich eines weybs noch me, wider vor, begirig, aber vergiß der red von den bůlern nit.

Feb. Alles was nötlich ist achten sye nit, haben allein fleyß auff ire [Rand: Was die buler / achten.] geucherey, die sye doch nimmer volkummentlich zů gefallen erlangenn. Dann ob es jnn schon ettwan wol vff der bůlschafft zu stehet, ist das doch ein kurtze freud vnd sey wie jm wöll so haben sye das nit zů eygen. Dann die weil solliche frauwen einen vmbfahen, dencken sye an den andern, haben zů keinem rechte lieb. Sunder dencken nůr, wie sye viler mannen teylhafftig mögen werdenn. Nit an grosse fürsichtikeit, dann sye ir hinlauffend zeit bedencken, zelen offt ire jar vnnd ettwann stroffen sye sich selbst, das sye jnn nit mit so vil mannen, als wol müglich gewest wär, lust geschafft haben. Vnnd mer seind sye der zeit karck dann keines andern dinges, zuvorann wo gewinst ist. Dann vmb gelts willen machen sye sich vnterthon, vnd lassen sich damit bewegen.

Hutt. Sag mir eins, werden sye mer durch gelt, dann durch wolgestalt bewegt? [Rand: Gelt wolgestalt.]

Feb. Die weysern lassen sich mer gelt bewegen. Dann welche ire lieb vnweyßlich [Rand: Welche bulerin / weis oder / unweis.] anlegen, sein den hüpschen also geneigt, das sye den offt gelt zů gebenn.

Hutt. Auß deinen reden volget das zwey geschlecht sein der bůlerin, etzlich bůlen nützlich, etzliche lüschtlich.

[33] Feb. Noch ist das dritt, die beyder [Rand: Dreierlei / bulerin.] gestalt bůlen.

Hutt. Als das elßlin, das einem gab, von dem anderen nam, jhenen vmb gestalt willen, dißen des gelts halben lieb habend.

Feb. Als noch vil vnnd on zal thůn. darumb hab ich offt die pfaffen vor forcht zittern gesehen, wann man bey jnn ettwann von einem sagt der vil geldes [Rand: Was die pfaffen / betriebt.] hätte, oder sunderliche hüpsche von gestalt wäre.

Hutt. Ich hab der gleichen selbs gesehen, wie wol ich noch nit all ding gesehen.

Feb. Noch vil mer, wo im ein reycher oder ein wolgehalter iüngling jns hauß kam.

Hutt. Nit on vrsach, wo anders das glick also vil in der lieb vermagk.

Feb. Gleübt man den von Egira so vermagk es mer, dann gestalt, darumb [Rand: Die von Egira.] hatten bey jnnen die zwen götter, Amor vnd Fortuna, einen tempel.

Hutt. warumb ließ dann der pfaff die jhenen so der massen geschick waren, nit außwendigs hauß?

Feb. Er het es wol gethon, het er [Rand: Wie die paffen / ire zuhelterin / ferchten.] gedörfft.

Hutt. Als ich sehe, müssenn die pfaffen ire zůhelterin förchtenn.

Feb. Mer dann ie kein vnterthonen einen Tyrannen.

Hutt. Warumb stossen sye die dann nit von jnn, wen sye nit ires gefallens leben?

Feb. Sye thäten es wol, wann sye die nit lieb hetten.

Hutt. Ein iämmerlich wesen zeygstu mir an, sye nit dörffenn iren nutz schaffen, oder zům besten kören, vnnd zů irem schaden [Rand: Was man an den /frawen fercht.] gezwungen werden, was habenn aber die freulin an jnen selbs, das also zů förchten ist?

[34] Feb. Den zorn in dem sye schelten, flüchenn, schenden, hadern, vnnd sich zeyten gar von den pfaffen kören.

Hutt. Von dannen ist solliche forcht?

Feb. Von dannen. Wann in irem zorn dörffen sye wol alle heimlicheit sagen, vnd vnuerschampt allen schimpf vnnd ernst, wie sye den [Rand: Frawen zorn.] mit den pfaffen getriben, offenbaren. vnd ob die pfaffen irget ettwas geredt, oder gethon, des sye helung nimpt, der keines verschweygen sye.

Hutt. bescheyd mich, förchten dann nit auch die Eemänner ire weyber? [Rand: Eeleut.]

Feb. Vmb die selbigen hat es gar ein ander gestalt, dann die forcht, von der ich sag, ist gemeiniglich in der verbottenen [Rand: Hercules forcht / Omphalen.] lieb, gleich wie Hercules forcht sein bůlschafft, das meydlin Omphalen, vnd was ir in allerley dinst zů willen, aber sein Eeweyp Deyaniram forcht er nit, vnnd wart von ir nit zům rocken vnnd der spindeln getribenn.

Hutt. Democrates spricht: Einem mann mag grösser spott nit widerfaren, dann das er sich ein weyp zwingen lest. hat er nun, als zů vorstehen, sollichs in der Ehe vor schand geacht, wie lästerlich ist es dann bey den bůlern? Darumb hat die eehelich lieb ein grosse sicherheit, do band jnn sein durch welche zwey also verstrickt werden, das die obgemelte forcht nit bey jnn ist.

Feb. Du solt aber darumb kein weyp nemen.

Hutt. Da wil ich nach dencken. Far du vortan.

Feb. Mit dißer notforcht dringen sye den pfaffen ab gelt, kleyder, kleinote, dinstmägte, vnd der gleichen, was sye wöllen, trawende [Rand: Der pfaffen mit / notforcht / zwingen.] wo sye jne sollich ding nit verschaffen hinwegk zů zihen. Ist dann irget einer vngedůltiger, dann sich dem ort gebürt, vnnd wil jnn widerbellen oder als man etzliche findt, sye schlagen, zů dem spricht eine: ›weistu nit pfaff das ich etzlicher ding wissen hab, itzo wil ich das von dir sagen‹, leufft da mit auß dem hauß, derhalb er in grosse forcht kumpt. Dann er weiß, das sye magk, ob sye wil, worlich vnser Elßlin [Rand: Wie Elslin offt / ein lermen / machte.] hub allen tag ein newen krieg an.[35] Itzo hatten andere weyber bessere kleyder dann sye, denn hatte sye ring oder gesteyn bey einer gesehen, der andern gehen .xxv. mägt nach, aber sye müß altzeit allein vnd vngeschmückt gehen, darüber macht sich ein rüffens, vnd ward er bewegt, ab kein gelt do was, wein oder korn zů verkauffen, oder aber vff wucher vmb die Juden entlehen.

Hutt. Das hat er mit schaden gethon.

Feb. Ander hab ich sehen stelen auß der kirchen vnnd anderßwo, vff das sye zů geben hettenn Nemlich einen münch der bůlet mit einer zů vil köstlichen dirn, der er golt vnnd silber auß der sacristien bracht.

Hutt. O du heilige geistlicheit. Thůn das auch die münch?

Feb. Münich? Gleich als ob ettwas [Rand: Minnich.] wär das nit auch münich thäten, so wol als ander leütte. Noch mer hab ich etzliche [Rand: Was ubels in der / lieb geschicht.] gesehen meyneydig vnd trewloß werden, mit vorgifft morden, verräterey zů richten, wider alle gůte sitten vnd glauben handlen.

Hutt. Fürwar die sich sollicher ding schuldig wissen, bůlen mit grossen sorgen [Rand: Buler megen /nit schweygen.] vnd forcht. Warumb vorhelen sye aber nit den weiben ire heimlicheit?

Feb. Das sye liep haben, vnd kein bůler magk schweygen. dann Cupido geht nacket vnd bloß.

Hutt. Derhalben entblössen sich die bůler auch vnd halten nichtes vordeckt?

Feb. Ja die der massen bůlen.

Hutt. Mit irem grossen schaden als ich acht, darumb ist dißes ein ferlich bůlschafft.

Feb. Wie du sagst. dann die lieb der zůhelterin ist vnstet, so haben sye kein gewissen, vnd schewen nit zucht oder Eer, dann sye haben die schon vber geben, derhalbenn sye dem nechstenn offenbarenn, was sye von andern gesehen oder gehort haben, etzliche auß eygener gebrechlicheit weyplicher natur, das sye nit wol schweygen künnenn, etzliche vff das sye danck vnd gunst erwerben, vmm die, den sye solliche ding offenbaren. Etzliche den, die sye besorgen,[36] zů wider. wann sye über die erzörnt sein. Vnnd gar leychtlich thůn sye das, wenn sye außgetriben werdenn.

Hutt. Die weyl du mir, worumm die zůhälterin nit bald außzůtreyben seynd erkläret hast, binn ich weyter vngezweyfelt, das ein armsälig leben fůren, [Rand: Wie die pfaffen / in not bezwangk / sitzen.] die mit sollichenn notbezwangk inwendig iren hausen vorstrickt sein. Dann itzo dunckt mich wie ich sehe vnd hör sye alle ding reden vnd thůn vmbder weyber willen.

Feb. Auch freünd vnd feind den zů gefallen machen vnd haben.

Hutt. Vnd offt iren nutz vnd frummen, vff das sye den zů willen seyen, vbergeben.

Feb. Sich aller leichtuertigkeit fleyssen, nichtes dapfers angehen.

Hutt. Vnd was die geystlicheit [Rand: Wie ietz die / pfaffen geystlicheit / achten.] antrifft so vil als ein bonen achten.

Feb. billicheit vnd vnbillicheit zů gleych achten.

Hutt. Wie gar mit nichten gezimpt den geystlichen sollichs leben, dann so jnn geystliche ding also gar hefftigk befolhen sein, das sye der halben, alle weltliche sachen zů růck schlagen söllen, ist es ein groß verkerung bey jnn, also grossen fleyß vff eytel vnnd vnnütze ding legen, das sye der geystlicheit die weyl vorgessen. wie wol sye der nit gantz vorgessenn. dann ich sye vmb geystlich [Rand: Warumb / die pfaffen gein Rom / lauffen.] zů werden, geyn Rom lauffen, vnnd da selbst schwär vnd vernichtlich dinst thůn gesehenn.

Feb. das thůn sye nit vmb geystlicheit willen, das sye besser, sunder vmb der pfründen willen, das sye reycher werden.

Hutt. So ist all ire sorg reych zů werden, aber geystlich zů sein, achten sye nit?

Feb. Wie die geystlicheit an ir selbs ist, achten sye der gar nit, aber allein den namen, vmb das der grossen gewinst mit jm bringt, fleyssen sye sich mit aller ůppikeit zů erwärbenn. Dann sichstu nit, [Rand: Der geystlicheit / Namm.] wie vil grosser bůben sich mit dem erlichen namen decken?

Hutt. Jetzo erst erkenn ichs.

[37] Feb. Das hastu mir zů dancken.

Hutt. ist war.

Feb. Hirumb lästu mich ein?

Hutt. Das binn ich noch nit bedacht.

Feb. Noch nit? Vnnd woltest also vndanckbar sein, dastu mich, die dich weyß mache, nit herberigst?

Hutt. Ich mag dich nit leydenn, wie wol du würdig werest von einem geherbrigt werden, wann du nit also vil bößes bey dir hettest.

Feb. Wie vil?

Hutt. Mer dann mir anzůnemmen. [Rand: Huttens vorsatz / in seiner iugent.]

Feb. Du bist zů mal zart vnd vnleydlich worden. Ettwann hettestu du dir vorgesätzt, alle bitterkeit vmb der künst willen zů leydenn.

Hutt. Mich hastu nun genůg vnderweyst, hernach ler die pfaffen, das die den rechten weg gehen, dann ich sehe nichtes das sye mit Christo gemeyn haben.

Feb. Ich hab dir doch gesagt, sye haben übels an das genůg, derhalben ich Feber nit stadt bei jnnen hab. Darumb auch Jupiter, als er [Rand: Der pfaffen /Feber.] jnnen ward des pfaffen lebens, mit iren frauwen, sprach er: ›Dißes sol der pfaffen Feber sein.‹ Vnd hieß mich bey andern leüten herbrigen.

Hutt. Bey welchen andern?

Feb. Erstlich bey dir, wo ich dir aber nit gefiell, sölt ich zů den kauffleütten, vnd reychen burgern in den stetten, die in freuden vnd wollust leben, gehen.

Hutt. Do nun Juppitter solch ding mit dir redet, sagt er nit auch, wie jm gefiel das gestifft des Bapstes Callisti, das die pfaffen nit mer Eeweyber haben söllen? Daucht in auch billich der geystlichen leben, von dem Eelichen stand [Rand: Das pfaffen nit / Eeweyber haben.] (des gots selbs ein anfenger) zů einer büberey vnd huren leben geraten sein?

Feb. Das daucht in gar nit. Sprach auch, man hette in vmb sollichs nie gefragt, vnd vff die zeit das gesätz gemacht, wär er nit im rat [Rand: Nota.] gewest. Sein meinung sey auch, man[38] söll das abthůn, vnd den pfaffen wider als ettwan Eheweyber geben. Vff das sye nit morgens, von dem vnreynen bedt auffstehend, mit befleckten henden vnnd gemüten, das heiligthům handelen.

Hutt. Das rate ich auch, vnnd besunder vmb deynent willen, das du wider stat bey jnnen hapst. Dann die weil sye in der vnee sitzen, vorsehe ich mich, du wölst mit jnn nichts zů thůn haben.

Feb. Nichtes. Dann Jupiter hat mir das verbotten, so haben sye auch an das andere kranckheiten bey jnn.

Hutt. Die haben sye von irer fresserey?

Feb. Auch von den zůhelterin, welche offt vmb gewinß willen die krancken [Rand: Wo her den / pfaffen kranckheit.] visitierenn, es sey einer aussitzigk, wassersüchtig, oder hab die frantzosen, oder andere der gleichen kranckheiten, die sye von dannen heimet mit in bringen, vnd vff ire beyschläffer schütten.

Hutt. Das ist auch ein groß teil irer vnsäligkeit.

Feb. Wie du sagst.

Hutt. Welch pfaffen dann keine zůhelterin haben, wiltu auch die selbigen verlassen?

Feb. Auch die selbigen. Dann mit [Rand: Geytzige / pfaffen.] geytzikeit (das ein grosse, vnd vnuorgleichliche kranckheit ist) seind sye beladen.

Hutt. Die dann auch nit an geytzikeit siechen, waz wiltu mit den machen?

Feb. Die seind arm, vnnd ire bederfflicheit [Rand: Arm pfaffen.] treybt mich von jnn.

Hutt. Allerley vrsach süchestu, vff das du bey mir herberigen mögest. Aber es würdt nichts dor auß.

Feb. So würde auch weyßheit bey dir nit herbrigen.

Hutt. Wer hindert das?

Feb. Dein geilheit, die allein ich preydeln kan.

Hutt. Du schwechst die macht des körpers.

Feb. Ich mer die krafft des gemůts. [Rand: Krafft des / Febers.]

Hutt. Du verbrennest das geblůt.

[39] Feb. Ich lesche auß die prunst der vnkeüscheit.

Hutt. Du krenckst das hertz.

Feb. Ich mach weißlich die sinn.

Hutt. Du bringst schmertzen.

Feb. Ich treyb auß vnreinigkeit.

Hutt. Wie? Bistu nit, die offt verhinderest vil redlicher tathen der menschen?

Feb. Wie? Bin ich nit, die vil sünden vnterlauffe?

Hutt. Mit der weiß weren alle kranckheiten gůt, dann sye auch wie du den leyp schwächen, vnd verzeren die krafft.

Feb. Nit wie ich, dann deren etzliche stincken, vnd werden vermiten, machen vngestalt mit geschwer, vnd etzliche fressen das fleysch [Rand: Das Feber / uber andre / kranckheit.] hinwegk, verkrempfen die senadern, vnnd lämen, derens keins in dem Feber ist.

Hutt. Das felt, dann in etzlichen Fibern sein auch sollich gebrechen. Vnd ob der schon keiner wär, so seind doch magerheit, bleyche, vnd der tod selbs nit weyt.

Feb. Des todes halben antworte ich vnd sprich, das keiner, der mich zů [Rand: Ob das Feber / totlich.] halten weyß, am Feber stirbt. Aber mager sein vnd bleych, ist das böß?

Hutt. Als mich bedunckt.

Feb. Wiltu dann einen qualster bauch haben, dastu so vil dest ehe wassersüchtigk werdest? Oder wiltu rot farb habenn, das yederman sprech du studierest nichts?

Hutt. Ein lüstigk dingk ist das Feber. Du würst mich aber nit überreden das ich vmb ser studieren ansehens willen, beger bleych zů [Rand: Bleych sein.] sein.

Feb. Aber etwann begertestu das, vff das deine meyster sprächen du werest fleyssig. doch villeicht bistu nun ein bůler, vnnd dastu den frauwen behagest, wiltu rotfärbig sein. daran du irrest. dann mer würstu jn bleych gefallen, dann sye werden sprechen, es kumme dir von vil studieren.

[40] Hutt. Welch seind die?

Feb. Die lieb haben vernunfft vnnd kunst.

Hutt. Ja wol vernunfft vnd kunst, als ob irget weyber werent die nach [Rand: Was den weybern / liebe] künsten vnnd studieren fragten, dann gestalt vnd reychtumb liebt den weybern.

Feb. Du bist nit recht weyß, auß keiner andern vrsach, dann das du nit das Feber hast. Den frauwen ist vordächtlich die hübstheit der mannen. Es sey dann das eine auß iugent oder vnerfarnheit nit wiß was sye lieb habenn sölle. Die weysen aber sehen an das gemüdt der mannen, vnd nit das angesicht. [Rand: Weys frawen.]

Hutt. Aber reichtumb haben sye lieb. [Rand: Reychtumb.]

Feb. Die selbig kranckheit ist frawen vnd mannen gemein.

Hutt. Der halben ist zů förchten das, die weyl ich nit reych binn, wo du mich darüber auch vngestalt machest, das ich beyderlei halben verworfen werd, vnnd neme mich kein weyp.

Feb. Wo ich dich vngestalt mach? Seind dann die bleychen vngestalt? Hastu also behalten was dich Ouidius leret, do er spricht:


Bleych sol ein yeder bůler sein.

[Rand: Der buler farbe.]

Dann bleycheit macht ein bůler fein.


Hutt. Es was mir vergessen. Aber eins wil ich dir sagen: Ich wil kein bůler sein, so wil ich auch nit bleych sein. Aber von dir förcht ich zů vorderst schwacheit des leybs.

Feb. Nun wil ich dir doch dein krafft nit nemmen, dann virtäglich wil [Rand: Das viertaglich / Feber.] ich bey dir sein.

Hutt. Darzů virtäglich? du behagst mir nit.

Feb. So bedenckstu nit was von mir geschriben ist, das ich den, bey dem ich virtäglich gewesen bin, hernach stercker mache vnd vermöglicher dann er ye gewesen sey.

Hutt. Du bist vormals auch virtäglich bey mir gewest, aber hast sollichs nit bewisen. was sol ich dir dann glauben?

Feb. Zur selbigen zeit, waren auch andere kranckheiten bey dir, darumb [Rand: Wie das feber /Hutten wil zu / richten.][41] ich nit vollen gewalt vber dich hette. Aber itzo so ich allein bey dir, würd ich dich gantz hurtigk machen, vnd erfrischen.

Hutt. Mit welcherlei weiß?

Feb. Erstlich wil ich dich schwanck vnd dünne machen dastu behend werdest, dann syeder du am leib zů genummen, hat man dich der trägheit vnd faulheit verdacht. Darnach wil ich dir auch ein [Rand: Ernstlich sehen.] ernstlich angesicht machen, das mann dich nit vor leichtuertig achte, dann mir dein vil lachen, vnd schimpflich sein nit gefelt.

Hutt. Sag woltestu mir das lachen vnnd den schimpf benemmen? So hettestu mir doch alles, das den frauwen liebt benummen. Darumb ist dir diße thür gezeychnet, vnnd [Rand: Heb dich Feber.] steht daroben geschriben: ›Heb dich Feber‹.

Feb. Zörn nit. Ob ich dir sollichs schon näm, wölt ich es dir darnach mit den krefften des leybs wider geben.

Hutt. Mitler zeyt, sol ich abermals wie vor zeyten sechs monat kranck sein?

Feb. Ich meinet du soltest mir. xij. monat bey dir vergünnen, das wer volkummiglich ein jar, vff das ich dich gantz entlich weyß mächte, abziehend dir dein geilheit, vor der du ietzo lang her nit hast ernstiglich können geberen.

Hutt. Heb dich Feber. heb dich Feber.

Feb. Ruff nit ietzo wil ich hin zů den wassertrenckern.

Knab. Heb dich, Feber, heb dich, die mir pflegest meinen herren vnlůstigk vnd zornig zů machen so offt du bey im hausest. Heb dich.

Feb. Laß auch du dein rüffen. Jetzo wil ich gehen, vnd eben sich ich einen kauffman vberflüssiglich pancketirenn, der würd mich meiner zůuersicht annemen, er hat schon von der gesterigen [Rand: Der reich / kaufman.] vnuordeweten fresserey, einen rohen magen bekummen. Ich wil an jn.

[42] Hutt. Villeicht so hat er ertzt. [Rand: Ertzte.]

Feb. Die hat er, aber von dem gemeinen hauffen, die pfropfen im täglich ein etwas auß Arabia bracht, oder das in jndien gewachsen.

Hutt. Waz pfropfet aber er jnn wider ein?

Feb. Sein wolbereyte vnnd künglich zůgericht speyß, zwäntzig gericht vff ein maltzeyt, Rebhüner, krämetuögel, pfawen, phasanen, [Rand: Des kaufmans tisch.] fisch, mermüschelich, vnd waz man dem golt gleich wigt.

Hutt. derhalben auch sye selbst sich dir vorflichtigen durch ire fresserey.

Feb. Vorwar. vnd ich hab auch itzo acht vff sye.

Hutt. Doran thätestu mir einen dinst wann du der selbigen ärtzt sechshundert hinwegk nämst. Vormanen sye in aber nit in der fresserey, das er sich vor kranckheit hütte?

Feb. Sye manen in altzu vil, mit seinem schaden. dann sye schreyben jm [Rand: Nach der ertz / regiment leben.] ein regiment vor, das er sich nach der artzteyen regulen halte.

Hutt. Aber die füllerey vorbieten sye im nit?

Feb. Sye verbieten im die wol, aber sye übersehen jm doch ettwas, vnnd lassens hingehen. dann wan er nit also lebt müsten sye hunger leyden. Vnd leychtlich sehen sye im durch die finger, vmb gewinnes willen. Dann wo von wolten die Ertzt leben, [Rand: Von den / krancken leben / die Ertzte.] wann nit krancken weren?

Hutt. Sye würden villeycht leben, aber sye můsten hacken vnd arbeyten.

Feb. So weren sye kein Ertzte.

Hutt. So wären sye aber bauwern. Vnd vil besser stund es im teütschen [Rand: Alle ertzt / austreiben.] land, wann mann die gantzen schůl der ertztey, mit iren Rabarbaro vnd Coloquintide außtrib.

Feb. Auch den Stromer? Coppen? Ebeln? vnd Ritium? vnd ander Ertzte die du lieb hast?

Hutt. Die selbigen nit. Dann es sein redlich leüt, vnd deßhalben seind sye offt desto weniger Ertzte.

[43] Feb. Sye wären noch vil redlicher, wann sye dir zů einem mol .xij. pfund [Rand: Niszwurtz.] nißwurtz eyngäben.

Hutt. wie so vil, mein Feberlin?

Feb. Das sye dich von der torheit, ein weyp wöllen nemmen, purgireten, der zů stůdieren vil baß geschickt bist, dann das weyp [Rand: Ein weyp / nemmen.] würt dir kein ruwe lassen, vnd in dem fleyß der weyßheit würd sye dich hindren.

Hutt. Ein weyp zů nemmen binn ich noch vnentschlossen, wie wol ob ich eines näm, in dem keinen irtumb erkändt. Aber du bedörfftest wol nißwurtz, außzůtreibenn die vnsinnigkeit, mit der du ander auch vnsinnig machest.

Feb. Ich mach gelert vnd fleyssig.

Hutt. Heb dich Feber. heb dich Feber.

Feb. Ruff nit. ietzo soltu des Febers, vff das andere kranckheiten stadt bey dir haben mögen, mangeln.

Hutt. Heb dich, Feber. Dann alle die also studieren, das sye an das nichtes [Rand: Studiren und / sunst nichtes / thun.] thün, sein vnnützig vnd werden fantasten.

Feb. Mit den worten wirstu vil gelerten wider dich reytzen. Zum ersten der heyligen geschrifft gelerten.

Hutt. Die weysen werden nit über mich zörnenn.

Feb. Aber die sich weyß duncken.

Hutt. den du ire köpff also hast auß geholt vnd ir yeder leycht ein halb vntz hirnes mer hat.

Feb. Vor war dir wölt ich das lästerlich hirnleyn außschäpffenn, lissestu mich eynes schuchs breyt hiereyn.

Hutt. Das hab ich versehen vnd darumb gehe hinwegk, du schwätzerin.

Feb. Vmb der dreyer wort willen?

Hutt. Vmb deines tödlichen beywesens willen, mit dißen deinen vnentlichenn fabeln, zů den pfaffen, zů den bůlern, zů den trenckern, zů den Fukkern, [Rand: Des keysers / Maximiliani / schreiber.] zů den Kauffleüten, zů den Ertzten, oder wo es dir gefelt, zů des keysers Maximiliani schreybern.

Feb. Die mer dann zů vil bey jm gewunnen, reych werden, vnd yetzo in füllerey vnnd wollust hachfertig sein?

[44] Hutt. Eben zů den selbigen oder zů wemm du sunst wilt, vff das du von mir seyst.

Feb. Ich gehe. Ade.

Hutt. Hör mich, Stehe ein kleyns, ich wil dein etzwas.

Feb. Ich wist wol das du des Febers bedörfftest.

Hutt. Also viel bedarff ich dein, noch eins zů frogen.

Feb. Was ist das?

Hutt. Sag mir was vrsach dißes verkerten [Rand: Vrsach des / vorkerten lebens / der geistlichen.] lebens der geystlichen?

Feb. Das ist müssigkgangk vnd des selbigen narung reychthumb.

Hutt. Ob nůn die teütsch nation dißen rat fünde, das sye jnn erstlich ire pfründ geringer mächt, hieß sye darnach Ecker bauwen, vnd als ander thůn, gůt mit schweyß süchen, würden wir darnach frumme geystlichen habenn?

Feb. An meiner stadt antwort dir Ouidius:


Wůrstu meyden müssig gangk,

Bey dir gar bald die lieb würt kranck.

[Rand: Miessig gangk.]

Wer müssig geht hat nichts zů schaffen,

Auß dem macht bald die lieb ein affen.

Wer ernstlich aber zůschaffen hat,

Cupido da sein schiessen lat.

Vnd ist sein fackel sunder hitz.

Bey můssig gon ist selten witz.


Vnd an einem andern ort spricht auch der selbig Poet:


Wie wol zů bösem reychtůmb kerdt,

[Rand: Reychthumb.]

Yedoch mans tieff grebt auß der erdt.


Hutt. Sag an, meinstu das sollichs die teütschenn jmer thůn werden?

Feb. Solt ichs nit meinen?

Hutt. Wie bald aber?

Feb. Vber nit lang, wen sye nit mer werden leyden künnen, also vil tausent pfaffen, des merern teyls müssiggenger, vnnd zů nichtes nutz, dann zů essen vnnd trincken. So bald yerget ein tewerung kumpt vnnd dapfere redliche leüt verdrüß haben werden, das sye billicher gebraucheten, disen tregen, vnwissenden [Rand: Die vnwissenden / tregen pfaffen.] vnnd vnnützen leüten, in wollust vorzeret werden.

[45] Hutt. Dein rechnung helt, das als Virgilius von den fruchtbaren, vnd honigmachenden binen schreibt, wie sye die weßben vnnd hummeln, von den nit honig kumpt, sunder die doch honig [Rand: Ein hiebsch /gleychnus.] essen, von iren binstöcken mit gewalt abtreiben, also werden auch etwan die weysen, nützlichen, vnd deren mann nottürfftigk ist, die tregen vnnützen, müßiggenger auß treyben vnd iagen.

Feb. Anders nit.

Hutt. Sye werden aber ires müssiggangs entschuldigung haben, sprechend in [Rand: Der pfaffen /schuldigung.] sye der müssigang von nöten, vmb weyß zu werdenn. Dann Aristoteles spricht, Sitzend vnnd růwend würt die seel des menschen weyser.

Feb. Das mag mann vß iren wercken erkennen, wie sye iren müssiggangk anlegen vnnd sag dir yetzo sye wären zů leyden, wen sye als Plutarchus leret ire rů, vnnd mussiggangk vff übung der künst vnnd weyßheit setzeten.

Hutt. Ich sehe das du gůtte vormanung gibst.

Feb. Darumb nim mich auff.

Hutt Ich näm dich vielleicht auff, wann ich nit bedächt das die fürsten der teütschen nation deines radts bedörfften, vff das [Rand: Wie teutscher / nation zu raten.] sye das reych zů einem bessern stand bringen möchtenn, das vnmässig vnzelig gelt, das die můssigen geistlichen vorzeren, eines teyls vff redliche auffrichtige krieg, eines teyls vff enthaltung gelerter leüd wendend vnd außteylend.

Feb. Wiltu das Carolus sollichs [Rand: kienig Carolus.] thü?

Hutt. Kan er es on dich thůn, so wil ichs.

Feb. Ich meint du soltest mich zů Carolo geschickt haben.

Hutt. Ich wil dich nit zů im schicken. Sunder an deiner stat wil ich im selbs dißen rat geben.

Feb. So werden dir die pfaffen das Feber fluchen.

Hutt. So wil ich in das zipperlin, [Rand: Der pfaffen / wunschen.] das gicht, das glidwe, oder vor alle eins, die aller grösten kranckheit (wie du sagst) das sye mit zůhelterinn behangen seyen, wünschen.

[46] Feb. So werden sye dich erwürgen.

Hutt. Carolus würd sye Ee haben gedemütiget dann sye meines radts jnnen werden.

Feb. Als ich sich, dir stedt so vil [Rand: Das hutten farhs / zu gewarten hab.] vnglücks zů, das du des Febers nit bedörffen würst.

Hutt. Do laß mich fürsorgen. Vielleicht werdt ich gedultiglich vnnd gůtwilliglich vbel entpfahen vff das ich nůr Carolum sollichs vberrede.

Feb. Das er die pfaffen lassz vortilgen?

Hutt. Mit nichten. Sunder das er sye von dem müssiggang, von der trägheit, vnkeüßheit, von der füllerey, von der eytelkeit, vnnd ander irem bösen lebenn ziehe, vnnd heyß sye prister sein, also das sye allein geystlicher ding pflegen, vnd sich der weltlichen gar entschlagen, sye weysen, das sye nit auß der geystlicheit ein teuscherey machen, allein vff gewinst denckenn, ir vnkeüscheit außlesche, vnd ir schändlich vnerlich leben abthů.

Feb. Vff waz geschrifft wiltu dich ziehen?

Hutt. Vff die spriche: ›Her deine priester sollen angethon werden mit gerechtikeit‹. Dann sunst schreibt der selbig prophet von [Rand: Ezeych. xxx.iijj.] jnn sprechend: ›in irem mund ist kein warheit, ir hertz ist vnnütz‹. So schreyt vber sye ein ander prophet mit dißen worten: ›we den hirtenn Israhel weytenden sich selbs‹.

Feb. Du bist vff dem rechten sinn, aber durch mein eingebung, was wiltu aber zům ersten vorgeben, wann du Carolo dißen radt gibst?

Hutt. Den weytzen des herren wil ich inn heyssen reinigen, vnd seinen [Rand: Den weitzen / gottis reynigen.] weyngarten wider vmb anrichten, von dem er durch den propheten sagt, Viel hirten haben meinen weyngarten verwüstet, mein erbteil haben sye zertrettet. Darnach wil ich jnn vnterweysen, das sollich von im beschehen müssze, wölle er anders teütsch land in einen friden setzen, vnd den bösen verhinderung[47] thůn, das sye nit an stadt der gůten gehaltenn werden. Dann einem gerechten öbersten regirer gehör nit zů, leyden das mit schaden des [Rand: Was einen / regierer gebiert.] gemeinen nutzes werden in den müssiggangk vnd tragheit gehalten loße vnnütze leüt, vnnd werden nit allein erneret, sunder auch vor öbersten vnd heübter des regiments gehalten. Dann sichstu wie gantz stölziglich [Rand: Die pfaffen haben / die oberkeit.] ziglich sye herschen, die, wie wol der merer teyl eines aller bösten lebens ist, nennen sich doch die heyligen Christenlichen kirchen. vnnd gleich als ob sye weren von der seyten gottes, wöllen sye Clerici geheyssen sein. So doch niemans äusserlicher von Christo lebt dann sye, [Rand: Clericken.] aber sye gebrauchen sich der titel, vnd pflegen einer Tyranney, vber die fürsten [Rand: Angenumner / gwalt der pfaffen.] der welt. Vnnd haben jnn das Christenlich volck also gar vnterwürfflich gemacht, das es den minsten vnter jnen [Rand: All pfaffen / herren.] her grüssen müß.

Feb. Jetzo sehe ich das du genůg gelert bist, vnd vortan darffstu des Febers nimmer, Aber man muß zů voran Rom, sollicher [Rand: Rom.] ding ein heupt reynigen.

Hutt. Also muß man.

Feb. Darumb biß vormüglich.

Hutt. Wiltu in dem gůten?

Feb. Ich mein in vilen kranckheyten, vnvnterleßlich.

Hutt. Heb dich, du böße bedeütnüß, zů den bösen, mich bewar Christus.


Hutten zů den Lesern.

Ein pfaff, der treybt das Feber auß,

Vnd helt dar nach mit huren hauß,

Der hat einn bösen wechsel gethon.

Wie ich das hye beschriben hon.

Drumb wölt ich das sye dächten nach,

Der geystlicheit, das wär ir sach.[48]

Doch möchtens Eelich leben wol.

Der Eelich stand ist Eeren vol.

[Rand: Eelich standt.]

Den hat got selbs zů gůtem gesätzt,

We dem der anders hat geschwätzt.

Vnd weyser meint dan got zů sein.

Drumb wünsch ich jm der hellen peyn.

Vnd allen die das stifften ye,

Das schand vor Eer solt gehen hye.

Wär besser nit, ein priester stünd

Des morgens auff, on alle sünd.

[Rand: Eelich priester.]

Von seinem weyb, vnnd tryb sein ampt,

Dann das mans sicht so vnuorschampt,

Mit beflecktem leib, vnreinem synn,

Offt lauffen zů der kirchen hin?

Sye haben all nit schult dar an.

On fleisch der mensch nit leben kan.

Die aber machten diß gebott,

Vorwar an jnn wils rechen Got.

Drumb denck ein yeder was er thü,

Mag er an weyber haben rü,

So sey er pfaff, vnd leb on schand.

[Rand: Gottes krafft.]

Vorwar es ist die gottes hand,

Die straffet als was übel gschicht.

Das sol kein man vorachten nicht.

Got wil sein kirchen haben rein.

Ist allen gesagt, nit eim allein.

So solten, die den namen han

Der geystlicheit, vns füren an.

Vnd geben andern gůtte leer.

Von hohem stand sol kummen Eer.


Ich habs gewogt.[49]

Quelle:
Ulrich von Hutten: Gesprächbüchlein, in: Deutsche Schriften. Band 1, Leipzig 1972, S. 1–188, S. 17-51.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.

70 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon