108. Zykel

[605] Ein kleines Licht in unserm Zimmer kann uns gegen das Blenden des ganzen himmelbreiten Blitzes schirmen; so braucht es in uns eine einzige fortleuchtende Idee und Tendenz, damit uns der schnelle Flammen- und Licht-Wechsel von außen nicht betäube. Hätte Albano nicht ein weit zu sehendes Ziel, einen Obeliskus in seiner Lebensbahn vor seinem Auge behalten: wie lange würde ihn die letzte Szene mit ihren durcheinandergreifenden Schmerzen verwirret haben! – Jetzt glich er den angezündeten Öl- und Lorbeerblättern um ihn, deren Flammen so gut grünen wie sie selber.

Dian, der fremde Schmerzen wegtrieb, weil er leicht beweglich bald aus einem Zuschauer derselben ein Mitspieler wurde, machte Albano und sich durch seine feurige Teilnahme an jeder schönen Gestalt, an jeder Ruine, an jeder kleinen Freude heiter. Er hatte die schöne seltene Gabe, auf Reisen froh zu sein, jede Blume zu brechen, aber keine Distel; indes der größere Teil mit der Schlafmütze unter dem Hute, von Station zu Station unter dem Fahren gähnend und im murrenden Kriege mit jedem Gesichte, ganze Paradiese wie Vorhöllen durchziehet.

In den leeren pontinischen Sümpfen, worin nur Büffel gedeihen und die Menschen erbleichen, suchte Dian alles und auch seine Brieftasche hervor, um über das letzte Fischwasser des Kirchenstaats aus Petrus-Nachfischern zu kommen, ohne tödlich einzuschlafen. Da stieß er mit einem neu-griechischen Fluch auf einen Brief an Albano, der in einen von Chariton eingeschlossen gewesen und den er in Rom in der Eile der Abreise zu geben vergessen; aber er lachte bald darüber und fand es gut, daß man in diesem »Teufelstal« etwas gegen den Schlaf zu lesen habe.[605]

Es war folgender von Rabette:

»Herzlieber Bruder, man möchte wohl wissen, ob du noch ein bißchen an deine Blumenbühler denkst, da du in dem prächtigen Italien gewiß ganz in deinem Essee bist, daß du in unser aller Herzen lebst, das weißt du längst, und du solltest nur wissen, wie lange wir alle bei deinem Abschied um dich geweinet haben, sowohl die Mutter als ich, und ein Gewisser183 denkt jetzunder ganz anders von dir als vordem. In diesem Winter fiel viel vor. Die Ministerin hat sich von ihrem Gemahl geschieden und lebt auf ihrem Gute, zuweilen in Arkadien bei der Prinzesse Idoine, unser Fürst ist an der Wassersucht gefährlich krank, und kann der Vater ein Stück Arbeit von der Landschaft dabei kriegen, wie er sagt. Dein Schoppe ist auf ein paar Monate verreiset mit Zurücklassung eines Briefs an dich, den er dem Vater anvertrauet. Er hielt sich letztlich bei uns auf in deiner Stube und besuchte fleißig die Gräfin Romeiro. Es ist schade für ihn, denn er meints gut, aber der Magister Wehmeier und wir alle im Orte sind überzeugt, daß er in kurzen toll wird, und er glaubts auch und sagt, er bestelle deshalb schon sein Haus. Was die Gräfin Romeiro anlangt, so ist sie mit der Prinzeß184 abgereiset, kein Mensch weiß aber wohin, man sagt, der Fürst hab' ihr zu deutliche attentions bewiesen und sie sei lieber fort nach Spanien. Andere reden von Griechenland, aber mich versichert der Gewisse, sie sei nach Rom zu ihrem Vormund, das wirst du nun besser wissen als ich. Der Gewisse unternahm alles Menschmögliche, sie zu gewinnen, teils durch Briefe, teils selber, umsonst, keinen guten Blick konnt' er erlangen, sooft er sie auch bei cour anredete. Das alles hab' ich (wirst du es glauben?) aus seinem Munde, denn er ist wieder oft bei mir und vertraut mir sein ganzes Herz. Meines aber halt' ich fest zusammen, daß nur kein Blutströpfchen daraus quillt, und Gott allein sieht, wie es darin hergeht und weint. Ach Albano, ein armes Mädchen, das gesund ist, muß viel ausstehen, eh' es sterben kann. Oft kann mein Auge nicht länger trocken bleiben, und ich sage dann, sein Reden tu' es, was doch teils auch wahr ist,[606] dir aber zeig' ich das dessous des cartes. – Nie, nimmer kann ich mehr die Seinige werden, denn er hat nicht redlich an mir gehandelt, sondern ganz ruchlos, und er weiß es auch. Es wird ihm auch kein Kuß gestattet, und ich sag' ihm, er möge das nur nicht um Gottes Willen für eine kokette Manier halten, ihn an mich zu ziehen. Die guten Eltern wissen nicht recht, was sie aus unserem Umgang machen sollen, und ich fürchte, der Vater bricht los, dann hab' ich sehr bittere Tage. Aber soll ich das arme kranke blasse Gemüt auch von mir verstoßen, soll die glühende Seele wie Rauch verduftend gen Himmel steigen und sich konsumieren? Wem will nicht das Herz zerspringen, wenn er bei einem Festin ist und sie seinetwegen sogleich beleidigt nach Hause zurückfährt, wie neulich geschah und er mir im vollen Toben sagte: ›Gut, gut, Linda, einmal wird dir doch um mich dein Auge naß.‹ Da weiß ich ja, daß er nichts Gutes meint, und ich schone ihn aus Angst davor; sollen denn die zwei Geschwister in ihrer Blüte untergehen? Er wäre ihr längst nachgereiset, wenn er nicht täglich hoffte, sie komme wieder. Ach könnt' ich mein liebendes Herz aus meiner Brust ausreißen und in ihre einsetzen statt des andern, damit sie ihn recht liebte mit meiner ganzen Liebe, Albano, ich wollt' es gerne tun. Das Papier geht aber auf dieser Seite zu Ende, und die Mutter will auf die andere einen Gruß schreiben. Lebe wohl, das wünscht

deine treue Schwester

Rabette.

Wie geht es meinem teuersten Sohn? Ist er glücklich, noch fromm, und gesund? Denkt er seiner treuen Pflegeeltern noch? Das fragt und wünscht im Namen des Vaters und in ihrem eignen

seine treue Mutter

Albine v. W.

P.S. Auch der alte Lehrer Wehmeier grüßet seinen Liebling in fernen Landen; und wir alle freuen uns auf seine Wiederkehr. A.

P.S. Bruder, ich muß auch ein P.S. machen, Schoppe hat die Bewußte gemalt, und auch daraus entstanden Szenen. Aber ein Mehres mündlich. Die Prinzesse Idoine fuhr diesen Winter oft zu unserer.


R.«[607]


Da Briefe sich mehr nach dem Orte, wo sie geboren, als nach dem, wo sie abgegeben werden, richten: so kommt oft, was als Same abging, schon keimend und mit Wurzeln an nach dem langen Wege und umgekehrt Blüten als trockner Same; und jedes Blatt ist eine Doppelgeburt von zwei fernen Zeiten, der schreibenden und der lesenden. So wurde jetzt Albano unter diesem hellern Himmel, auf diesem Boden einer größern Vorzeit und mit dem Geiste voll neuer Triebfedern weniger von Rabettens Brief, durch welchen die nordischen Winternebel zogen, erreicht und verfinstert. Die redliche Rabette, die linde Albine kamen ihm nur sanft über die fremden Berge und Lüfte nach und legten an seine heiße Stirn die kühlende Hand; sein alter Schoppe stand in alter Würde vor ihm, und Liane schwebte wieder durch das hohe Blau. Gegen den verwitterten Roquairol fühlt' er nicht einmal Mitleid, sondern eine harte Geringschätzung; und Lindas standhafter Sinn war recht nach seinem, wie der stolze Blick und Gang der Römerinnen. Jetzt dacht' er über manches heiterer als sonst und wünschte sogar, einmal jener Heroine ins Zauber-Gesicht zu schauen.

In Fondi fing der neapolitanische Weltgarten an, und sie fuhren auf dem Wege nach Mola in immer dichtere Blüten und Blumen. In fliegenden Blättern – vielleicht an seinen Vater, noch wahrscheinlicher an seinen Schoppe – sprach sich sein Glück und seine Seele aus; sie bewahrten gleichsam einige entfallne Orangenblüten des schnell durchflognen Edens auf. Hier sind sie:


»Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir am Himmelfahrtstag in Mola an, der eingeborne Dian war ebenso überwunden von der grünenden Herrlichkeit, die er lange nicht gesehen, wie ich, und ich glaub' ihm noch nicht, daß es um Neapel schöner blühe und dufte. Ich ging gar nicht in die Stadt, denn die Sonne hing schon gegen das Meer. Um mich quillt der Blumenrauch aus Zitronenwäldern und Jesmin- und Narzissen-Auen – zu meiner Linken wirft der blaue Apennin seine Quellen von Berg zu Berg, und zu meiner Rechten dringt das gewaltige Meer an die gewaltige Erde an, und die Erde streckt den festen Arm aus und hält eine glänzende[608] Stadt185, mit Gärten behangen, weit ins Wogen-Gewimmel hinein – und ins unergründliche Meer sind hohe Inseln als unergründliche Berge186 hineingeworfen – tief in Süden und Osten greift ein schimmerndes Nebelland, die Küste von Sorrento, wie ein gekrümmter Jupiters-Arm um das Meer, und hinter dem fernen Neapel steht der Vesuvius mit einer Wolke im Himmel unter dem Mond. ›Fall auf deine Knie, Glückseliger‹, (sagte Dian) ›vor der kostbaren Weite!‹ O Gott, warum nicht ernstlich es tun? Wer kann denn im Abendscheine das ungeheuere Wellen-Reich anschauen, wie dort das Regen sich in der Ferne stillt und nur glänzt und endlich blau und golden mit dem Himmel verschwebt, und wie hier die Erde das weiche schwebende Feuer mit ihren langen Ländern in einen rosigen festen Erdschatten einschließet, wer kann den Feuerregen des unendlichen Lebens, den webenden Zauberkreis aller Kräfte im Wasser, im Himmel, auf der Erde erblicken, ohne niederzuknien vor dem unendlichen Natur-Geiste und zu sagen: wie bist du mir so nahe, Unaussprechlicher! – O hier ist er in der Nähe und Ferne, die Seligkeit und die Hoffnung schimmert von der Nebel-Küste her, und auch aus den nahen Quellen, die das Gebürge in das Meer heruntergießet, und in der weißen Blüte über meinem Haupt. O rufet denn nicht diese Sonne, von brennenden Wellen umflattert, und das Blau droben und drüben und die erglühenden Menschen-Länder, die Welten in der Welt, rufet nicht diese Ferne das Herz und alle seine stolzen Wünsche heraus? Will es nicht schaffen und in die Ferne greifen und seine Lebensblüte vom höchsten Gipfel des Himmels reißen? Wenn es aber sich umsieht auf seinen Boden, auch da wieder ist der Gürtel der Venus um den blühenden Umkreis geworfen, hell grünt der hohe Myrtenbaum neben seiner kleinen dunkeln Myrte, die Orange schimmert im hohen kalten Grase, und oben duftet ihre Blüte, der Weizen weht mit breiten Blättern zwischen dem Mandel- und Narzissen-Schmelze, und ferne ist die Zypresse und die Palme stolz; alles ist Blume und Frucht, Frühling[609] und Herbst. Soll ich hin, soll ich her, das fragt das Herz in seinem Glück.

So ging mir die Sonne unter die Wellen hinab – die roten Küsten flohen unter ihre Nebel – die Welt erlosch von Land zu Land, von einer Insel zur andern – der letzte Goldstaub auf den Höhen wurde verweht – und die Gebetglocken der Klöster führten das Herz über die Sterne hinauf. –

O wie war meines so froh und so sehnend, zugleich ein Wunsch und ein Feuer, und in meinem Innersten sprach ein Dankgebet fort, dafür, daß ich war und bin auf dieser Erde.

Nie vergess' ich das! Wenn wir das Leben wegwerfen als zu klein gegen unsere Wünsche: gehören nicht diese zu jenem und kamen von ihm? Wenn die bekränzte Erde solche Blüten-Ufer, solche Sonnen-Gebürge um uns zieht, will sie damit Unglückliche einschließen? Warum ist unser Herz enger als unser Auge, warum erdrückt uns eine kaum meilenlange Wolke, die doch selber unter unermeßlichen Sternen steht? Ist nicht jeder Morgen ein Frühlingsanfang und jede Hoffnung? Was sind die dichtesten Lebensschranken anders als ein Rebengeländer, zum Reifen der Weinglut aufgebauet? – Und da das Leben sich immer in Viertel zerhackt, warum sollen es lauter letzte sein, nicht ebensoofterste, auf welche ein vollstrahlender Mond nachfolgt? – O Gott, sagt' ich, als ich durch die grünende Welt zurückging, die am nächsten Morgen eine glühende wird, nie lasse mich deine Ewigkeit irgendeiner Zeit leihen, ausgenommen der seligsten; die Freude ist ewig, aber nicht der Schmerz, denn du hast ihn nicht geschaffen.

›Freund‹, sagte Dian unterwegs zu mir, da ich ihm meine innigste Bewegung nicht recht verhüllen konnte, ›wie kann Euch erst sein, wenn Ihr nach Neapel zurückschauet etwan auf der Überfahrt nach Ischia! – denn man merkts sehr, daß Ihr in Nordland geboren seid.‹ – ›Lieber‹, sagt' ich, ›jeder wird mit seinem Norden oder Süden gleich geboren, ob in einem äußern dazu das macht wenig.‹«


*


So weit sein Blatt über Mola. Aber eine wunderbare Begebenheit schien ihn über die letzte Versicherung desselben noch diese[610] Nacht beim Worte zu nehmen. Im Hofe des Gasthauses sammelten sich viele Schiffer und andere, alle stritten heftig über eine Meinung, und die meisten sagten immer: »Es ist doch heute Himmelfahrt, und Wunder hat er auch getan.« – »Himmelfahrt?« dachte Albano und erinnerte sich seines Geburtstages, der an diesem Feste oft fiel. Dian kam herauf und erzählte lachend, das Volk drunten erwarte die Himmelfahrt eines Mönchs, der sie in dieser Nacht versprochen, und viele glaubten ihm darum, weil er schon ein Wunderwerk getan, nämlich einem Toten auf zwei Stunden die Sprache gegeben vor ganz Mola. Beide wurden eins, das Werk mit anzusehen. Die Menge schwoll an – der versprochene Mensch kam nicht, der sie zu dem Orte der Auffahrt leiten sollte – alles wurde zornig mehr als ungläubig – endlich spät in der Nacht erschien eine Maske und gab mit einem Wink der Hand das Zeichen, ihr zu folgen. Alles strömte nach, auch Albano und sein Freund. Der reine Mond schien frisch aus blauen Lüften, der weite Garten der Gegend schlief in seinen Blüten, aber alles duftete, die schlummernden und die wachen Blumen.

Die Maske führte die Menge an die Ruinen von Ciceros Haus oder Turm und zeigte aufwärts. Oben auf der Mauer stand ein zitternder Mensch. Albano fand sein Gesicht immer bekannter. Endlich sprach der Mensch: »Ich bin ein Vater des Todes – der Vater des Lebens sei mir gnädig. – Wie es mit mir geht, weiß ich nicht – Unter euch« (setzt' er auf einmal in fremder, nämlich in spanischer Sprache dazu) »steht einer, dem ich auf Isola bella am Karfreitage erschien und den Tod einer Schwester kundtat; er reise fort nach Ischia, dort trifft er seine Schwester an.«

Ergriffen und ergrimmend mußte Albano diese Worte hören, die Gestalt des Vaters des Todes auf jener Insel sah er jetzt recht klar auf der Ruine; und dessen Versprechen, ihm an einem Karfreitage zu erscheinen, fiel ihm wieder ein. Er suchte sich jetzt an der Ruine hinaufzuarbeiten, um den Mönch zu packen. Ein Molaner rief, da er die fremde Sprache hörte: »Der Mönch spricht mit dem Teufel.«- Der Himmelfahrer sagte nichts darwider – er zitterte heftiger – aber das Volk suchte den, der es gesagt, und schrie: der mit der Maske sei es, denn der sei nicht mehr zu finden.[611] Endlich bat der Mönch bebend, sie möchten still sein, wenn er verschwinde, und für ihn beten und nie seinen Körper suchen. Albano war ihm jetzt, von Dian ungesehen, nahe hinter dem Rücken. Da kam hoch im dunkeln Blau ein Zug Wachteln langsam geflogen. Der Mönch hob sich schnell und wankend auf zerstreuete die Vögel – rief in dunkler Ferne: »Betet« – und schwand in die weiten Lüfte dahin.

Das Volk rief und jauchzete und betete zum Teil, viele glaubten jetzt, der Teufel sei im Spiel. Unter den Zuschauern lag ein Mensch mit dem Gesicht auf der Erde und rief immer: »Gott sei mir gnädig!« Aber niemand brachte ihn zu einer Erklärung. Dian, heimlich ein wenig übergläubig, sagte: hier steh' ihm der Verstand still. Aber Albano erklärte, schon lange zucke und ziehe ein Geister-Komplott an seinem Lebensvorhang, allein irgendeinmal greif' er gewiß glücklich durch den Vorhang durch, und er sei fest entschlossen, sogleich von Neapel nach Ischia überzugehen, um seine Schwester zu suchen. »Wahrlich,« (setzt' er dazu) »in diesem Mutterlande der Wunderphantasie und jeder Größe glaubt man so leicht schöne gebende Wunder des Schicksals, wie in Norden entsetzliche raubende Wunder der Geister.«

Dian war auch für den frühsten Besuch der Insel Ischia, »weil sonst,« (setzt' er dazu) »wenn Albano in Neapel seine Briefe übergeben hätte und in die Ricevimenti hinein- oder auf den Posilippo und den Vesuv hinaufgeraten wäre, dann kein Wegkommen sein würde.«

Am Tage darauf gingen sie von Mola ab. – Das schöne Meer deckte sich an ihrem Wege auf und zu, und nur der goldne Himmel verhüllte sich nie. Neapels Freudenbecher berauschte schon von fernen mit seinem Dufte und Geiste. Albano warf trunkne Blicke auf die campania felice, auf das Coliseo in Kapua und auf den weiten Garten voll Gärten und sogar auf die rauhe appische Straße, die ihr alter Name sanfter machte.

Aber er seufzete nach der Insel Ischia, diesem Arkadien des Meers und dieser Wunderstelle, wo er eine Schwester finden sollte. Sie konnten nicht eher als Sonnabends in der Vornacht wenn anders Wachen und glänzendes Leben eine ist, besonders[612] eine welsche Sonnabends-Nacht – in Aversa ankommen. Albano bestand darauf, in der Nacht fortzureisen nach Neapel. Dian wollte noch ungern. Zufällig stand ein schönes, etwan vierzehnjähriges Mädchen im Posthause, sehr betrübt über die verfehlte Post und entschlossen, noch diese Nacht nach Neapel zu gehen, um am heiligen Sonntag noch früh genug nach Ischia zu kommen, wo ihre Eltern waren. »Aus Santa Agata« (sagte sie) »komme sie her, heiße aber nur Agata, und nicht Santa.« – »Wahrscheinlich ihr alter Spaß«, sagte Dian, war aber nun – bei seinem Umschweben jeder schönen Form – selber recht zur Nachtreise aufgelegt, damit man die Schwarzäugige, die freudig und hell in fremdes Augenfeuer blickte, fortbringen könnte. Sie nahm es lustig an und schwatzte vertraut wie ein Naturforscher viel vom Epomeo und Vesuv und weissagte ihnen unzählige Freuden auf der Insel und zeigte überall eine verständige Besonnenheit weit über ihr Alter. Endlich flogen sie alle unter die hellen Sterne in die schöne Nacht hinaus.

183

Roquairol.

184

Julienne.

185

Gaeta.

186

Die Insel Ischia mit dem Berg Epomeo, so hoch wie der Vesuv – Kapri u.s.w.

Quelle:
Jean Paul: Werke. Band 3, München 1959–1963, S. 605-613.
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