11. Auftritt.

[17] Vorige. Juranitsch gerüstet.


ZRINY.

Was bringst du, Juranitsch?

JURANITSCH.

Den Ruf zur Schlacht,

Mein edler Graf! Schon ging der Mehmed Beg

Ueber die Drau, er streift bis Sziklas, hat

Das Land verheert, die Dörfer angezündet

Und alle Greu'l des Türkenkriegs erneut.

Gib mir ein Fähnlein deiner wackern Reiter!

Mich drängt der Mut, ich sehne mich zur Schlacht

Und will das Land an diesen Buben rächen.

HELENE.

Gott! – Juranitsch!

JURANITSCH.

O jammre nicht, Helene!

Jetzt gilt es Kampf, jetzt kann ich dich verdienen

Und trete mutig vor den Vater hin,

Ihm meine Liebe, meinen Wunsch bekennend. –

Ja, alter Held, ich liebe Eure Tochter!

Zwar hab' ich nichts als dieses treue Schwert,

Und wenig Ruhm ererbt' ich von den Vätern;

Doch hab' ich oftmals Euer Wort gehört:

Ein Heldenarm dürfe nach Kronen greifen.

Es fehlt an Mut, es fehlt an Kraft mir nicht;

Laßt mich hinaus, den Adel zu bewähren,

Den ich lebendig in dem Herzen fühle.

ZRINY.

Darauf antwort' ich dir nach deiner Schlacht.

Mir gilt ein Held mehr als ein Fürstenmantel;

Doch deiner Jugend darf ich nicht allein

Vertraun, was Ungarns Wohl bestimmen könnte. –

Kaspar Alapi, nimm dir tausend Mann

Zu Fuß und an fünfhundert Reiter; Juranitsch

Und Wolf begleiten dich, die andern Führer

Magst du nach eignem Willen dir erkiesen.

Grad' auf den Mehmed Beg! Der kleinen Anzahl

Kann nur ein rascher Angriff günstig sein.

Die Türken sollen's wissen, daß sie Männer

In Sigeth finden, die die Uebermacht nicht scheun!

Gott sei mit euch, und kehrt als Sieger wieder!

ALAPI.

Vertraue mir und deinem treuen Volk.

Frisch, Brüder, an die Arbeit! Morgen früh

Ziehn wir mit reicher Türkenbeute heim! –

Vergönnt mir güt'gen Urlaub, gnäd'ge Gräfin!

EVA.

Zieht hin, ich will indessen für euch beten.

JURANITSCH.

Lebt wohl, verehrte Frau, lebt wohl! – Helene,

Sprich auch ein gütig Wort für mich zum Himmel![18]

Um Sieg der Liebe flüstre dein Gebet;

Es wird zum Talisman und soll mich schützen.

EVA.

Schont ihrer!

HELENE.

Ach, du gehst in deinen Tod!

JURANITSCH.

Nein, nein! der Tod wagt sich nicht an die Liebe.

HELENE.

Er wagt sich nicht – o laß mir diesen Trost!

JURANITSCH.

Trau' mir, er wagt sich nicht an uns. Verwegen

Stürz' ich mit diesem Glauben mich hinein!


Er zieht den Säbel, die andern Hauptleute ebenfalls.


Wer Kräfte fühlt, der muß die Kräfte regen;

Der Kampf ist kurz, der Sieg soll ewig sein!

Und sehnt' ich mich nach ungemeinen Schätzen,

Ich muß das Ungemeine daran setzen!


Er eilt mit Alapi und den Hauptleuten ab.


HELENE umsinkend.

Mein Lorenz! Lorenz!

EVA.

Gott! sie sinkt!

ZRINY sie aufhaltend.

Helene!


Während der Gruppe fällt der Vorhang.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 17-19.
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