5. Auftritt.

[26] Vorige. Paprutowitsch mit Vilacky.


ZRINY.

Seid mir gegrüßt, Vilacky! –

Was bringt Ihr uns?

VILACKY.

Dies kaiserliche Schreiben

Und, wenn Ihr's wollt, mich selbst.

ZRINY.

Erwünschte Gabe!

Der starke Mann gilt viel in dieser Zeit.

Ich nenn' Euch also doppelt mir willkommen. –

Sprecht, wann verließt Ihr unsers Kaisers Hof?

VILACKY.

Am Montag früh.

ZRINY.

Da seid Ihr brav geritten.

VILACKY.

Mich trieb des Kaisers Wort und eigner Wille,

Und wenn's dem Dienst des Vaterlandes gilt,

Herr Graf, so kann ich auch noch mehr, als reiten.

ZRINY.

Die Türken haben Euern Arm gefühlt,

Auf Schwendys Zügen habt Ihr brav gefochten.

Wart Ihr nicht mit vor Pesth? mich dünkt, Vilacky,

Man zählt Euch zu den Helden dieses Tags.

VILACKY.

Was ich gethan, mein edler Graf, verliert sich

Im breiten Strome des Gewöhnlichen;

Doch Euch nennt die bedrängte Christenheit,

Wenn sie des blut'gen Tages sich erinnert,

Mit lautem Stolz des Vaterlandes Retter.

ZRINY.

Ich focht für Gott, mein Volk und meinen Kaiser,

Und jeder andre hätt' es auch gethan. –

Sagt mir, wie steht's in meines Herren Hauptstadt?

Voll kriegerischen Lärms träum' ich mir Wien;

Viel fremde Ritter, hör' ich, sind erschienen?

VILACKY.

Die Ahnung eines nahen Türkenkriegs

Hat manchen frommen Kriegsmann hergerufen,

Der Christenheit im Kampfe beizustehn.

Ein edler Polengraf, Albertus Lasko,

Hat Rüstung auf zwölf Wagen zugeführt

Und an dreitausend ausgesuchte Männer,

Die er als ungrisch Reitervolk vermummt;

Denn Frieden hat sein König mit den Türken.

Der Herzog von Savoyen, Philibert,

Hat uns vierhundert Mann berittne Schützen

Unter dem Grafen Cameran gesandt;

Aus fernem England kam der Ritter Grainville,

Herr Heinrich Chambernon, Herr Philipp Bußdell

Und viel der edlen Briten zu dem Heer,

Auf eignem Zaum und Sold mit großen Zügen.[27]

Herzog von Guise und der Graf von Brisac,

Von vielen fränk'schen Rittern noch begleitet,

Der von Ferrara mit vierhundert Reitern

Sowie der edle Mantuaner Herzog.

Sie alle – und wer zählt die andern Helden!

Denn täglich hört man neue Namen nennen, –

Stehn kampfgerüstet bei des Kaisers Heer.

Lucca und Genua hat Geld geschickt,

Cosmus von Medicis dreitausend Söldner,

Und zahllos Volk, so Ritter wie Gemeine,

Drängt sich aus Deutschland zu dem nahen Kreuzzug.

Herzog Wolfgang von Zweibrücken, den Pfalzgraf Reinhard,

Des alten Bayernherzogs ältsten Sohn,

Mit manchem Fähnlein wohlbewehrter Knappen

Erkennt man unter den Bewaffneten.

An achtzigtausend Mann zählt wohl das Heer.

Erzherzog Ferdinand führt das Kommando,

Graf Günther Schwarzburg ist sein Obristleutnant,

Der Pommern Herzog Friedrich trägt die Fahne.

Wie ich die Stadt verließ, erzählte man,

Das Heer zög' aus, bei Raab sich zu verschanzen

Und dort dem Feinde rüstig Mann zu stehn.

ZRINY.

Habt Ihr von meinem Sohne nichts vernommen?

VILACKY.

Der Graf Georg steht bei des Kaisers Leibwacht.

Er hätte gern mit mir getauscht. Er hoffte,

Zum Heeres Vortrab noch versetzt zu werden.

Viel herzlich treue Grüße bring' ich mit.

ZRINY.

Dank Euch, Vilacki, für die gute Botschaft. –

Ihr bleibt bei uns?

VILACKY.

Herr Graf, wenn Ihr's vergönnt,

So möcht' ich unter Euern Fahnen fechten.

Ich bin gern da, wo's Ernst und Strenge gilt;

Zu lässig geht mir's bei dem Heer des Kaisers.

Und soll er sterben für sein Vaterland,

Der Ungar stirbt am liebsten bei dem Ungar,

Von seines Volkes Helden angeführt.

ZRINY.

Ihr macht mich stolz. Es ist der schönste Lohn

Für jahrelang durchkämpfte Männerarbeit,

Wenn solche Herzen freudig uns vertraun. –

Mein Hauptmann Lascy liegt am Fieber nieder,

So teil' ich Euch den Reiterhaufen zu,

Den er in manchem Kampfe brav geführt.

Beim nächsten Ausfall zeigt Euch Euern Leuten.

VILACKY.

Mit Worten nicht, mit Thaten laßt mich danken.

ZRINY.

Jetzt, Freunde, öffn' ich meines Kaisers Brief.[28]

Paprutowitsch, laß die Konstabler fragen,

Ob alle Thore fest verrammelt, ob

Die Stücke auf die Wälle schon geführt;

Mach' auch die ganze Runde bei der Wacht!

Ich wart' auf deine Botschaft.

PAPRUTOWITSCH.

Herr, ich eile.


Ab.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 26-29.
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