|
[30] Vorige. Paprutowitsch.
PAPRUTOWITSCH.
Herr, alles ist vollbracht, wie du befohlen,
Die Wälle gut besetzt, rings in der Stadt
Mit großer Kunst die Thore zugerammelt.
Und wohl die rechte Zeit war's, edler Graf!
Der Türmer meldet: ganze Züge Türken
Erkennt er schon am fernen Horizont;
Fünf Dörfer brennen; kleine Haufen schwärmen
Verwegner Janitscharen in der Nähe,
Und von Fünfkirchen kam ein Flüchtiger,
Uns meldend: Ibrahim führe den Vortrab
Und werde heut noch mit uns handgemein,
Wenn wir zum Ausfall unsre Reiter rüsten.
ZRINY.
So sei die Mannschaft meines Winks gewärtig! –
Jetzt ruft das ganze Volk, was Waffen trägt
Und tragen kann, im Schloßhof mir zusammen,
Dann sag' ich euch, was Kaisers Wille ist
Und was der Zriny kühn bei sich beschlossen.
Paprutowitsch geht ab.
VILACKY.
Wollt Ihr die edle Gräfin nicht, die Tochter,
Da noch die Straßen sicher sind, nach Wien
Zu Eurem gnadenreichen Kaiser senden?
Herr Graf, mich dünkt, hier ist ein schlechter Ort
Für zarte Frauen.[30]
ALAPI.
Also meint' ich auch.
EVA.
Nein, Zriny, nein, laß mich bei dir! Es gilt!
Zeige, daß du nicht niedrig denkst von mir.
An deinem Auge seh' ich's, deinen Blicken,
Hier wird es Ernst. Zriny, verstoß mich nicht!
Das Weib soll stehn an ihres Mannes Seite.
Laß mich bei dir!
ALAPI.
Dock Eure Tochter, Gräfin?
EVA.
Helene soll beweisen, daß sie liebt.
HELENE.
Ja, Vater! Vater, laß uns nicht von dir!
JURANITSCH.
Sigeth ist stark, und wir, gottlob! sind Männer –
Was fürchten wir?
VILACKY.
Nichts, weil wir Männer sind!
Doch Eure Frauen! –
EVA.
Zriny!
HELENE.
Vater!
ALAPI.
Freund!
Wir fechten leichter, wissen wir sie sicher.
JURANITSCH.
Ja, leichter ficht sich's wohl, doch besser nicht.
EVA.
Bin ich wo sichrer als bei dir?
ZRINY.
Ihr bleibt!
EVA.
Dank dir, mein Zriny! Dank für deine Liebe!
ZRINY.
Jetzt an die Arbeit! Harrt im Schloßhof mein;
Ich waffne mich, dann red' ich zu dem Volke.
ALAPI. VILACKY.
Wir folgen dem Befehl.
ZRINY.
Gehabt euch wohl!
Die Hauptleute gehen ab.
ZRINY.
Komm, liebes Weib, und knüpfe mir die Schärpe;
Du waffnest mich zu einem ernsten Gang.
Geht mit Eva ab.
Ausgewählte Ausgaben von
Zriny
|
Buchempfehlung
Das chinesische Lebensbuch über das Geheimnis der Goldenen Blüte wird seit dem achten Jahrhundert mündlich überliefert. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Richard Wilhelm.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro