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[47] Zriny allein.
Er tritt an das Fenster und blickt zur Stadt hinab.
Da liegt die arme Stadt! – ein Friedenstraum
Schwebt noch wehmütig über ihren Dächern;
Die Feuerschlünde sind verstummt, der lange Kampf
Hat Freund und Feind ermattet. Ruhig ist's,
Still auf den Straßen, wie zu alten Zeiten,
Harmlos geht jeder dem Gewerbe nach.
Sie schließen ihre Thore, nicht bedenkend,
Kein Morgen komme, der sie wieder öffnet.
Sie ahnen's nicht, daß fürchterlich der Blitz,
Der all den schönen Friedenstraum zerschmettert,
Schon in gewitterschwangrer Wolke bebt,
Die Hand erwartend, die ihn niederschleudert. –
Und all dies heitre Glück zerstört mein Wink?
Gott legt das Schicksal tausend stiller Bürger
In meine Hand – und ich zermalme sie? –
Darf ich's? Darf ich das fremde Leben fordern?
Mein eignes konnt' ich in die Schanze schlagen,
Mein Kind, mein Weib und meine Freunde opfern;
Die sich freiwillig meinem Glück vertraut,[47]
Sie müssen schuldlos mit in mein Verderben!
Doch jene Armen? Darf ich todverbreitend
Dem Engel Gottes in sein Handwerk greifen?
Zerstören, was ich nicht gebaut? Darfst du das, Zriny? –
Was faßt mich für ein Geist der Wehmut plötzlich?
Was soll's mit diesen Thränen, alter Held?
Das Vaterland will deinen Arm; dein Herz
Und dein Gefühl darfst du nicht fragen lassen.
Ausgewählte Ausgaben von
Zriny
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