|
[48] Zriny. Der ungarische Hauptmann. Dann Mehmed.
HAUPTMANN.
Der türk'sche Fürst.
ZRINY.
Ich bin allein, er komme.
Hauptmann geht ab; Mehmed tritt ein.
ZRINY.
Wie, du, Sokolowitsch, der Großwesir? –
Sei mir gegrüßt, was du auch bringen magst.
Der Kaiser will wohl Wichtiges von Zriny,
Da er den Besten seines Heers gesandt.
MEHMED.
Mein hoher Großherr Soliman entbietet
Dir seine ganze kaiserliche Gunst
Und fordert dich und deine Brüder auf,
Der nutzlos schwachen Gegenwehr gedenkend,
Die euch zuletzt all' ins Verderben stürzt,
Die Feste seinem Heer zu übergeben.
Es ehrt der Kaiser deinen Heldenmut
Und möchte ungern dich als Feind behandeln;
Darum gesteht er jede Fordrung zu,
Die billig ist und seiner Macht geziemend,
Wenn du die Feste heut noch übergibst;
Wo nicht, so stürmt er ohne Schonung weiter.
Mord ist die Losung, und was Leben heißt,
Soll unter seinem Henkersbeile bluten.
ZRINY.
Willst du mir weiter nichts, Sokolowitsch?
Du hättest dir den Weg ersparen können. –
Ich bin ein Zriny! Das ist meine Antwort,
Und wenn mich Soliman als Helden ehrt,
So kann er nicht Verrat von mir verlangen.
Wie er dann haust, wenn er die Burg erstürmt,
Darüber wird ein andrer mit ihm rechten;
Ich thue hier, was meines Amtes ist.
MEHMED.
Wärst du nur Held, ließ' ich die Rede gelten;
Doch du bist Mann und Vater. Denke, Zriny,
Des Großherrn Zorn schont auch der Weiber nicht;[48]
Er schwur, sie seinen Sklaven preiszugeben,
Wenn du dich nicht ergibst. Du kannst wohl sterben
Im ritterlichen Kampfe als ein Held,
Doch deiner Frauen denke, Zriny! Zriny,
Mich schaudert's, wann ich's träume – diese zarten
Geschöpfe von des Pöbels roher Wut
Gemordet denke, schmachvoll hingewürgt!
ZRINY.
Du bist ein guter Maler, Großwesir,
Wenn's gilt, das Blut im Herzen zu vereisen.
MEHMED.
O laß dir raten, Zriny!
ZRINY.
Armer Türke!
Du kennst das Weib nicht, kennst den Hochsinn nicht,
Der auch den zarten Busen mächtig schwellt.
Laß deine Knechte sich aufs Opfer freuen;
Es ist mein Weib und meine Tochter, Mehmed,
Und beide wissen, wann es Zeit, zu sterben.
MEHMED.
Er will ja auch die Feste nicht umsonst!
Viel liegt ihm dran, das merkst du leicht am Preise,
Den er dir bieten läßt. Kroatien
Sollst du als erblich Königreich besitzen,
Und was von Schätzen sonst dich freuen mag.
Als Freund und Bundsgenossen will er dich
Zum höchsten Gipfel aller Ehren tragen. –
ZRINY.
Pfui über dich, Mehmed, daß du es wagst,
Dem Niklas Zriny solchen Schimpf zu bieten! –
Sag' deinem Großherrn, einem Ungar sei
Die Ehre mehr als eine Königskrone!
Er könne mich und all mein Volk zermalmen,
Doch meine Ehre müss' er lassen stehn,
Die könn' er nicht verheeren wie ein Land,
Bis dahin reiche keines Großherrn Geißel!
MEHMED.
Nun, wenn dich nichts bewegt, du harter Mann,
So hör' mein letztes Abschiedswort und schaudre!
Dein Sohn ward eingebracht auf einem Streifzug;
Er ist gefangen. Uebergibst du nicht,
So schwur der Großherr, Qualen zu erdenken,
Die eine Teufelsbrust erbarmen müßten,
An deinem Sohne, marternd Glied für Glied,
Des Vaters Starrsinn fürchterlich zu rächen!
ZRINY.
Mein Sohn! Georg! Gott! Deine Hand ist schwer!
MEHMED.
Entschließe dich, die Henker sind bereit.
ZRINY.
Hier ist nichts zu entschließen. Zriny ist
Gefaßt auf alles. Quält ihn, martert ihn;
Reißt ihm mit glühnden Zangen seine Glieder –
Georg war mein, mein Sohn; er stirbt als Held!
[49] Zur Thür hinausrufend.
Paprutowitsch! Den Pechkranz auf die Neustadt! –
Das Höchste ist, was ich von Gott gebeten,
Er sollte sterben, seiner Väter wert!
Gott hat mein Flehn erhört, ich bin zufrieden.
Ob unter euern Beilen, euern Schwertern, –
Er stirbt für Gott und für sein Vaterland!
Wie oben.
Den Pechkranz auf die Neustadt! Laßt sie brennen! –
Fragt ihn in seiner Qual, ob er sein Leben
Mit seines Vaters Schande kaufen wollte?
Ja, fragt ihn nur; mein Sohn ruft: Nein! und stirbt.
MEHMED.
Vor solcher Größe beugt sich meine Seele.
ZRINY.
O, glaube nicht, der letzte meiner Brüder,
Er denke anders, als der Führer denkt.
Glaub' nicht, Wesir, mein Weib und meine Tochter,
Sie würden anders sprechen, als ich's that.
Ich, als ein Mann, und sie, die zarten Frauen! –
Aus ihrem eignen Munde sollst du's hören.
Ruft.
Helene! Eva! Juranitsch! Alapi!
Kommt alle, alle, feiert unsern Sieg!
Ausgewählte Ausgaben von
Zriny
|
Buchempfehlung
Im Dreißigjährigen Krieg bejubeln die deutschen Protestanten den Schwedenkönig Gustav Adolf. Leubelfing schwärmt geradezu für ihn und schafft es endlich, als Page in seine persönlichen Dienste zu treten. Was niemand ahnt: sie ist ein Mädchen.
42 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro