1. Auftritt.

[65] Zriny in violbraunem Kleide, voll des reichsten Schmuckes. Scherenk der ihn ankleiden hilft.


ZRINY.

So eil' dich, Franz! – Ich glaube gar, du weinst?

Pfui, Alter! Schmerzt dich deines Herren Sieg?

Was sollen deine Thränen?

SCHERENK.

Ach, verzeiht mir's! –

Ich trug Euch noch als Kind auf diesen Armen,

Ich war bei Euch beim ersten Waffentanze,

Hab' Euch vor Wien die Sporen angeschnallt;

Zu Eurem Brauttag mit der sel'gen Gräfin,

Der edlen Frangipani, schmückt' ich Euch

Wie jetzt, – da rief das Volk, durch das wir zogen,

Als es zu Gottes heil'gem Altar ging:

»Seht nur den Heldenjüngling, seht die Braut!

Kein schönres Paar ist je den Weg gegangen!«

Und alles jauchzte jubelnd Euern Namen.

Es war der Ungar stolz auf diesen Tag.

ZRINY.

Die gute Katharina!

SCHERENK.

Ich ward's so gewohnt,

Zu allem, was Euch lieb und schön begegnet,

Zu allen Festen Eurer Tapferkeit,

Zu allen Siegsbanketten Euch zu schmücken.

Es war mein Stolz, den Größten meines Volks,

Den ersten Helden meiner trüben Zeit,

Mit diesen Zeichen ritterlicher Würde,

Mit diesen Waffen seines Vaterlands

Und meines Kaisers Gnadenschmuck zu zieren.

Wenn Ihr dann stolz durch ihre Reihen flogt

Und ganz unbändig Euer edler Rappe

Die sprühnden Funken aus den Steinen schlug

Und alles staunte, jubelnd Euch umjauchzte,[65]

Euch Schild der Christen, Türkengeißel nannte

Und dreifach donnernd Hoch! entgegenrief,

Da dacht' ich immer, hätt' was Rechts gethan,

Hätt' großen Anteil an des Helden Ehre,

Weil ich den Panzer ihm geschnallt. Das machte

Den alten treuen Knecht so froh, so glücklich!

Und jetzt! –

ZRINY.

Nun, jetzt?

SCHERENK.

Mit diesem Kleide da

Schmückt' ich Euch, Herr, zu Eurem zweiten Brauttag

Mit unsrer gnäd'gen Gräfin Rosenberg.

's war so ein schöner, schöner Tag! Ich meint',

Es müßte lange, müßte stets so bleiben. –

Da waffn' ich Euch nun zu dem letzten Gang

Und muß nach Eurem Wort dies Kleid der Freude

Zu meines Grafen Leichentuche weihn.

Gott, das ist hart für meine lange Treue!

Hätt' ich nicht früher sterben können?

ZRINY.

Franz!

Du gute, treue Seele! – Weine nicht!

Zu keinem schönern Sieg bin ich gezogen,

Zu besserm Fest hast du mich nie geschmückt.

Heut ist mein dritter Ehrentag; drum hab' ich

Mich bräutlich angethan. Ich will den Tod

Mit Liebesarmen jugendlich umfassen

Und mutig drücken in die treue Brust. –

Wo ist mein Säbel?

SCHERENK.

Welchen wollt Ihr führen?

ZRINY.

Bring mir sie alle, ich entscheide dann.


Scherenk geht ab.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 65-66.
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