2. Auftritt.

[66] Zriny allein.


So ständ' ich denn im letzten Glühn des Lebens,

Die nächste Stunde bringt mir Nacht und Tod.

So ständ' ich denn am Ziele meines Strebens,

Stolz auf die Blüten, die das Glück mir bot!

Ich fühl' es klar, ich kämpfte nicht vergebens;

Durch Todesnacht bricht ew'ges Morgenrot.

Und muß ich hier mit meinem Blute zahlen,

Ein Gott vergilt mit seines Lichtes Strahlen!


Die Stimme des Jahrhunderts wird verhallen

Und das Geschlecht versinken, das mich kennt;[66]

Doch Enkel werden zu den Trümmern wallen,

Wo dankbar dann mich manche Lippe nennt.

Wer mutig für sein Vaterland gefallen,

Der baut sich selbst ein ewig Monument

Im treuen Herzen seiner Landesbrüder,

Und dies Gebäude stürzt kein Sturmwind nieder.


Ich folgte unbewußt dem dunkeln Drange,

Der mit des Jünglings frühster That erwacht! –

Von edlem Feuer lodert mir die Wange,

Der Sturm der Weihe hat es angefacht.

So waffn' ich mich zu meinem letzten Gange,

Und was mein kühnster Traum sich nicht gedacht:

Um aller Kronen schönste darf ich werben,

Darf für mein Volk und meinen Glauben sterben!


Was thaten sie, die wir im Lied vergöttern,

Von denen noch der Nachwelt Hymne spricht?

Sie hielten aus in Kampf und Sturmeswettern

Und standen treu bei Tugend, Recht und Pflicht;

Das Schicksal kann die Heldenbrust zerschmettern,

Doch einen Heldenwillen beugt es nicht!

Gemächlich mag der Wurm im Staube liegen,

Ein edles Herz muß kämpfen und wird siegen!


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 66-67.
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Zriny
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