7. Auftritt.

[73] Der Schloßhof von Sigeth.


Zriny. Alapi. Paprutowitsch. Eva mit einer brennenden Fackel. Die Ungarn ihr Reichspanier weht in der Mitte.


ZRINY.

Zum letztenmal sprech' ich zu meinen Freunden,

Erst Dank euch allen für die Heldentreue,

Mit der ihr diesen Kampf bestanden habt.

Mit frohem, freiem Herzen darf ich's sagen:

Verräter gab es nie in meinem Volk.

Wir alle haben treu den Schwur gehalten,

Die meisten gingen kühn im Tod voraus

Und warten dort auf ihres Siegs Genossen.

Kein einz'ges Herz ist hier im ganzen Kreis –

Das ist mein Stolz – das nicht mit frohem Mut

Das letzte Leben für sein Vaterland,

Den Kaiser und den heil'gen Glauben wagte.

Dafür euch Dank! Gott wird es dort belohnen.

Denn diesmal gilt's zu sterben! Feindes Macht,

Die hundertfach uns überlegne Macht,

Wir haben sie mit Glück zurückgeschmettert,

Wir haben sie zu Tausenden geschlachtet

Und blut'gen Tod auf ihren Stolz gewälzt.

An zwanzigtausend seiner besten Krieger

Läßt Soliman vor dieser Inselburg,

Und seiner Fürsten wurden viel begraben;

Doch andre Feinde kämpfen gegen uns,

Wo Männerkraft nicht ausreicht, um zu siegen.

Sie wühlten Minen in des Berges Schoß,

Die Treue unsrer Mauern ist erschüttert,

Der Pechkranz flog verderbend auf das Schloß,

Es kämpft das Element mit unserm Mute!

Am fürchterlichsten aber stürmt der Hunger

Auf die geschwächten Haufen: kaum den Tag

Reicht unser Vorrat aus; – wir müssen sterben

Denn an Ergebung denkt der Ungar nicht,

Der seinen Kaiser liebt und seine Ehre!

Ihr denkt's auch nicht, das weiß ich, also sterbt!

Hinaus hinaus, wo ihre Trommeln rufen![73]

Soll'n wir verbrennen? Soll'n wir hier verhungern?

Nein! Laßt uns sterben, wie es Männern ziemt!

Zeigt euerm Feind das Weiße in dem Auge,

Ringt mit dem Tod, bezahlt den Tropfen Blut,

Den letzten noch, mit eines Feindes Leben!

Nur unter Leichen bettet sich der Held,

Die er vorausgesandt als Todesopfer!

Wer so wie wir den großen Schwur gelöst,

Wer so für Gott und Vaterland gefallen,

Der lebt im Herzen seines Volkes fort

Und kämpft sich oben in das ew'ge Leben

Und gehet ein in Gottes Herrlichkeit!

ALLE.

So führ' uns, Herr! Führ' uns, wir sind bereit!


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 73-74.
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