Erstes Buch

[128] In tiefen Tales schattigem Trauerdunkel,

Versunken vor des Morgens frischem Hauch,

Des Mittags Glut, des Abends einem Stern,

Saß, grau im Haar, Saturn, so still wie Stein,

Still wie das Schweigen um sein Lager rings.

Rund um sein Haupt hing bergend Forst bei Forst,

Wie Wolke über Wolkenbank. Die Luft

War stiller noch wie je an Sommertag,

Da sie dem Gras den leichten Samen nahm;

Und welkes Blatt blieb liegen, wo es fiel.

Ein Fluß zog stumm vorbei, verstummter noch

Im düstern Schatten des gefallnen Gottes.

Im Schilfversteck schloß bebend die Najade

Den kalten Finger fester auf die Lippen.


Fußstapfen gingen breit im Ufersand,

Nicht weiter, als sein Fuß gekommen war,

Und schliefen dann. Auf moorig feuchtem Boden

Lag kraftlos, reglos seine Rechte, tot

Und szepterlos. Sein Auge war geschlossen,

Das Herrscherauge, das kein Reich mehr bannte.

Gebeugtes Haupt schien seiner Mutter Erde,

Uralter Mutter, Trostwort zu erbitten.


Es schien, als könne keine Macht ihn wecken.

Doch eine kam, die seine breiten Schultern

Mit trauter Hand berührte, da der Stille

Nicht sah, wie sie zum Gruß sich tief verneigte,

Sie, eine Göttin der noch jungen Welt!

So groß war sie, daß selbst die Amazone,

Die hochgewachsne, zwerghaft neben ihr.

Sie hätte leicht Achill beim Schopf gepackt,

Den Nacken ihm gebeugt, und hielte leicht[128]

Ixions Rad mit einem Finger an.

Ihr Antlitz war so breit wie memphischer Sphinx

Verschwiegnes Angesicht, in das Gelehrte

Um Kunde von Egypten prüfend blickten.

Doch oh, wie wenig marmorn dies Gesicht!

Wie schön, wenn nicht der Kummer es verstände,

Noch schöner als selbst Schönheit auszusehn!

Ein angstvoll Lauschen lag in ihrem Blick,

Als habe Unheil eben erst begonnen;

Als hätten erste Wolken böser Tage

Ihr Übel ausgespien und jetzt ergrolle,

Schwer voll von Donner, neues Leidgeschick.

Die eine Hand lag fest auf jener Stelle,

Wo Menschenherz in Schmerz zu schlagen pflegt,

Als fühle dort auch sie die herbste Pein,

Sie, die unsterblich doch und göttlich war;

Die andre um Saturns gebeugten Nacken

Geschmiegt, so bog sie sich zu seinem Ohr

Und sprach mit ernster voller Orgelstimme

Die Trauerworte, die in unsrer Sprache –

Wie kraftlos, ach, verglichen mit den Lauten

Der frühen Götter! – dies bedeutet hätten:


»Saturn, blick auf! – Wozu jedoch, du Armer?

Ich habe keinen Trost für dich, nicht einen!

Ich kann nicht sagen: o, was schläfst du doch?

Denn Himmel ist von dir getrennt, und Erde

Kann dich Gebeugten nicht als Gott erkennen;

Und Ozean mit seinem Wogenbrausen

Entwand sich deinem Szepter, und die Luft

Ist leer von deiner greisen Majestät.

Dein Donner, neuer Herrschaft untertan,

Umdröhnt nur zögernd dein gestürztes Haus.

Dein scharfer Blitz in ungeübten Händen[129]

Zerstört das einst so selig heitere Reich.

O Schmerz! O Augenblicke groß wie Jahre!

Ihr rollt vorbei und schwellt die ungeheure

Grausame Wahrheit aus und preßt sie schwer

Auf unsern müden Gram, daß Selbstbetrug

Nicht einen Atemzug mehr wagen kann. –

Saturn, schlaf fort! – O wie gedankenlos

Verletzt' ich Schlummer dir und Einsamkeit.

Warum den schwermutvollen Blick dir öffnen?

Saturn, schlaf fort! Ich weine dir zu Füßen.«


Wie wenn in tief entrückter Sommernacht

Die grünberockten Ratsherrn mächtiger Wälder,

Die hohen Eichen, von den ernsten Sternen

In Bann gezaubert, träumen und die Nacht,

Die ganze Nacht so reglos weiter träumen,

Nur dann und wann von Windstoß wachgeschaukelt,

Der sachte in das Schweigen stößt und stirbt,

Als ebbe hoch in Luft nur eine Woge,

So kamen, gingen diese Tränenworte.

Sie bog die schöne breite Stirn zu Boden,

So daß ihr Haar, ein sanfter seidner Teppich,

Saturn zu Füßen ausgebreitet lag. –

Ein Mond war mählich wechselnd hingegangen,

Und reglos ruhten immer noch die beiden,

Wie Steingebild in domgewölbter Grotte:

Der Gott erstarrt am kalten Boden kauernd,

Die Göttin tränenvoll zu seinen Füßen –

Bis nun Saturn den welken Blick erhob

Und sah, sein Königreich war fort, und sah

Das Dunkel und die Trauer dieses Ortes

Und jene schöne Göttin knien und sprach,

Indem sein Bart wie Espenlaub erbebte,

Mit schwerer, wie von Gram gelähmter Zunge:[130]

»O Thea, sanft Gemahl Hyperions,

Ich fühl dich mehr, als ich dein Antlitz sehe;

Blick auf und laß mich unser Schicksal lesen,

Blick auf und sprich, ob dieser schwache Leib

Saturn noch ist, ob diese leere Stimme

Saturn noch ist, ob diese Runzelstirne,

So nackt und ihres Diadems beraubt,

Saturnens Stirne gleicht? Wer hatte Macht,

Mich arm zu machen? Woher kam die Kraft,

Wer nährte sie zu so gewaltgem Sturm,

Da Schicksal doch in meiner sehnigen Faust

Gefesselt schien? Doch ach, es ist geschehen.

Ich bin gestürzt und grabesfern dem Wirken

Der Göttlichkeit, der gütigen Gewalt

Auf bleiche Sterne und auf Wind und Meer,

Dem sanften Segen über Saal und Ernte

Und allem Tun, darein erhabne Gottheit

Ihr Herz voll Liebe gießt. – Dem eignen Busen

Bin ich entflohn und ließ mein wahres Selbst,

Mein bessres Ich wohl irgendwo am Thron

Und hier am Boden liegen. Thea such!

Tu auf den ewigen Blick und schick ihn rund

In alle Weiten, weit in Sternenraum,

Der lichtverlassen, weit in leere Luft

Und weit in Feuerschlund und Höllengähnen. –

Such, Thea, such! Und sag mir, ob du nicht

Ein seltsam schattenhaftes Wesen schaust,

Das hoch auf Flügeln oder Feuerwagen

Sich Wege bahnt, um Himmel zu erobern,

Die unlängst es verlor: es muß, es muß

Ans Ziel hinauf – Saturn muß König sein!

Ja, kommen muß ein herrlich goldner Sieg;

Gestürzte Götter und Trompetenblasen,

Triumphgetön und helle Festgesänge[131]

Auf goldnen Wolken hoch in Herrscherhöhn,

Verkündungsruf und silbersanftes Rühren

Von Saitenspiel; und vielfach schöne Dinge

Will neu ich schaffen: Lust den Himmelskindern

Und Überraschung! Auf! Befehlen will ich!

O Thea! Thea! Sag, wo ist Saturn?«


Dies Feuer riß ihn auf. Er stand und drohte

Mit Fäusten in die Luft. Aus Götterlocken,

Die flogen, troff der Schweiß; in seinen Augen

Lag Fieberglut, und seine Stimme brach.

Er stand und hörte Theas Seufzen nicht.

Nur kurze Zeit, und dann entstürmte neu

Sein Zorneswort: – »Kann ich nicht Schöpfer sein?

Kann ich nicht formen? Eine zweite Welt,

Ein ander Universum auferwecken,

Das dieses stürzt und ganz zu nichts zermalmt?

Wo ist ein andres Chaos? – Wo?« Dies Wort

Schwang aufwärts zum Olymp und ließ erbeben

Die drei Rebellen. – Thea sprang empor,

Und Hoffnung schien ihr Wesen zu beleben,

Als sie nun schnell, doch ehrfurchtsvoll, begann:


»Dies bringt den Unsern Mut! Komm zu den Freunden,

Saturn! Komm fort und sprich den Armen Trost.

Ich kenne ihr Versteck, ich kam von dort.«

Nur dies. Beschwörend brannten ihre Blicke,

Indem sie rückwärts fort ins Dunkel schritt.

Er folgte, und sie wandte sich voran

Durch altes Dickicht, das wie Nebel wich,

Wenn Adler ihn, vom Horste fliegend, teilen.


In andern Reichen flossen währenddessen

Noch schmerzlicher die schweren Leidenstränen,[132]

Und Gram war größer, als des Menschen Wort,

Als Spruch und Feder wiedergeben können.

Titanen, die in Schmach und Fessel lagen,

Verlangten nach der alten Lehnspflicht heim

Und lauschten leidvoll, ob Saturn nicht rufe.

Nur einer aus der Mammuthbrut bewahrte

Noch Überlegenheit und Zucht und Größe.

Hyperion, der Lodernde, saß noch

Auf seiner Feuerkugel, tief umduftet

Vom Weihrauch, den zum Sonnengott empor

Die Menschen schickten, – Unruh doch im Herzen.

Denn wie uns Erdenvolk ein düstres Omen

Verwirrt und schreckt, so schauderte auch er –

Nicht über Hundelaut und Eulenschrei,

Noch über Spuk beim Klang des Totenglöckchens,

Noch über Lampenlied um Mitternacht –

Viel stärker ist das Graun, das Riesen schreckt

Und das Hyperion erbeben machte.

Sein strahlender Palast, von Pyramiden

Durchglühten Golds umwogt und mild beschattet

Von bronznen Obelisken, glomm wie Blut

Durch all die tausend Höfe, Bogen, Hallen,

Und jeder Vorhang morgenroter Wolken

Erglühte bös, und breite Adlerschwingen,

Wie Götter nicht noch Menschen je sie sahn,

Verdunkelten den Ort; und Rossewiehern,

Wie Götter nicht noch Menschen je gehört,

Ertönte, und die würzigen Weihrauchwellen,

Die heilige Hügel aufwärtsdampften, schmeckten

Des Gottes weitem Gaumen garnicht süß,

So beißend scharf vielmehr wie giftiges Erz.

So kam es, daß der Gott, wenn schläfrig müde

Im Westen er nach klaren Tages Schluß

Zu sanfter Ruh in Armen von Musik[133]

Auf hochgehäuften Kissen Zuflucht nahm,

Die Stunden, die ihm Schlummer bringen sollten,

Mit riesigem Schritt von Saal zu Saal durchwachte;

Indeß in tiefen Winkeln weiter Hallen

In dichten Gruppen seine Treuen standen,

Erschreckte, angstverwirrte Flügelgeister, –

Gleich Menschen, die zu atemlosen Haufen

Zusammenrennen, wenn die Erde bebt

Und Turm und Häuser durcheinanderrüttelt.

Jetzt, als Saturn, aus eisiger Starrsucht wach,

Mit Thea Schritt für Schritt durch Wälder nahte,

Kam schräg herab auf Westens goldne Schwelle

Hyperion, das Zwielicht hinter sich.

Wie stets, so flog nun des Palastes Tor

In sanftem Schweigen auf, nur Feierflöten,

Die Zephir bliesen, gaben heilig süß

Und hingehaucht gemessne Melodien.

Und rosengleich in Farbe, Form und Duft,

Das Auge kühlend, stand in Pracht erschlossen,

Dem Gotte Einlaß bietend, dieses Tor

Zu aller hehren Himmelsherrlichkeit.


Er überschritt die Schwelle, doch in Zorn:

Sein Kleid goß Flammen hinter seinen Füßen

Und gab ein Brausen, wie von Feuersbrunst,

Daß all die ätherzarten Stunden flohn,

Erschreckt wie Taubenflug. Und weiter flammte

Von hohem Säulengang zu Saal und Saal,

Durch Bogenhallen voll verhülltem Glanz

Und lange lichte Diamant-Arkaden

Der Gott bis hin zur ungeheuren Kuppel.

Dort stand er feurig still und stampfte auf,

Daß tief vom Fundament zu höchsten Türmen

Sein goldnes Reich erbebte; und bevor[134]

Das Donnerrollen noch geendet hatte,

Brach, göttlicher Beherrschung müd, sein Schmerz

In diesem Ruf: O Träume Tag und Nacht!

O Graungestalten, Bilder ihr von Leid!

Geschäftige Geister durch die kalte Nacht!

Langohrige Gespenster schwarzer Sümpfe!

Was kenn ich euch? Was sah ich euch? Warum

Ist so zerstört mein ewiges Dasein, daß

Ich neu und immer neu die Schrecken sehe?

Saturn sank hin, soll dies auch mir geschehn?

Soll ich den Hafen meiner Ruh verlassen,

Die Wiege meiner Pracht, dies sanfte Reich,

Den stillen Glanz des segensvollen Lichtes,

Krystallne Pavillons und reine Tempel

All meiner Herrscherherrlichkeit? Nun liegt

Mein Zufluchtsort vereinsamt, leer und tot;

Die Helle, Freudigkeit und Symmetrie –

Ich seh sie nicht – nur Dunkel, Tod und Dunkel.

Selbst hier ins Tiefste meiner Schlummerhallen

Sind düstre Visionen eingedrungen,

Um meine Macht zu kränken und zu stürzen. –

Zu stürzen? – »Nein, bei Tellus' salzigem Kleid!

Hervor aus Feuergrenzen meines Reichs

Will furchtbar dräuend rechten Arm ich recken

Und den Rebellen Jupiter vernichten,

Den knabenhaften Donnrer, und Saturn,

Den Greis, von neuem auf den Thron erheben.« –

Er sprach, verstummte; denn noch schlimmres Drohn

Würgt' ihn im Hals, doch wagte sich nicht vor.

Denn wie ein Lärm, je mehr man Ruhe fordert,

Sich durchs Theater weiterpflanzt, so regten

Beim Wort Hyperions sich die bleichen Schatten

Wohl dreifach grauenvoll und dreifach kalt.

Und von der Spiegelfläche, wo er stand,[135]

Stieg Nebel auf wie Schaum von glattem Sumpf.

Da kroch ein wilder Schmerz durch seinen Leib,

Von Fuß zu Kopf, wie muskelstarke Schlange,

Die sich geschmeidig windet, Kopf und Nacken

In Krampf erstarrt. Erlöst entfloh er dann

Zum Tor des Ostens; und sechs volle Stunden

Eh Dämmrung ein Erröten schuldig war,

Blies an verschlafnes Tor sein heißer Atem,

Blies schwere Dünste fort und warf sie weit

Auf Meeres eisige Strömungen hinaus.

Die Feuerkugel, die ihn jeden Tag

Von Ost nach West durch alle Himmel trug,

Flog wirbelnd hinter schwarzen Wolkenschleiern;

Doch darum nicht verschleiert und verborgen,

Denn oft erglommen Kreise und Koluren

Und flochten in das milde Dunkel Blitze

Tief vom Nadir bis aufwärts zum Zenith –

Uralte Hieroglyphen, die die weisen

Sterndeuter jener Erdenzeiten lasen

Und durch Jahrhunderte erobert hatten –

Verloren nun, bis auf die wenigen Zeichen

Auf allen Steinen oder Marmortafeln,

Ihr Sinn nicht faßbar, ihre Weisheit fort. –

Zwei breite Silberschwingen trug die Kugel,

Zwei Flügel ihrer Pracht und Herrlichkeit,

Die bei des Gottes Nahn verzückt erbebten.

Jetzt spreiteten sich vor aus Dämmerdunkel

Die riesigen Federn, eine nach der andern,

Bis alle flugbereit gebreitet lagen.

Noch immer aber schwamm der Ball in Dunkel,

Hyperions Befehl entgegenbebend.

Gern hätte er befohlen, gern den Thron

Bestiegen und den Tag beginnen lassen –

Er durfte nicht – er, der Urgötter einer –[136]

Weh dem, der heiligen Zeitenlauf verrückt!

So hielt das Morgenweben zögernd inne

Und harrte, wie es hier beschrieben steht.

Die Silberschwingen schwammen schwesterlich,

Des Flügelschlags begierig. Hohe Tore

Enthüllten offen weite Nachtbereiche.

Und der Titan, in Weh und Wahnsinn bebend,

Dem Beugen ungewohnt, er beugte nun

Den Sorgen dieser Zeit die starre Seele.

Und weit entlang auf grausen Wolkenrücken,

An schmalem Grenzgebiet von Nacht und Tag,

Streckt er in Gram und matten Glanz sich hin.

Als so er lag, sah Himmel mit den Sternen

Mitleidig nieder, und aus Weltallräumen

Drang Coelus' Stimme leis und ernst zu ihm:

»O hellstes meiner lieben Kinder du,

Den Himmel zeugte, Erde mir gebar,

Sohn von Geheimnissen, selbst denen dunkel,

Die dich geschaffen: seltsam süße Freuden

Und Herzgefühle, die mir Wunder waren,

Mich, Coelus, wunderten, woher sie kamen.

Und Wunder waren dieser Freuden Früchte,

Klar sichtbare und göttliche Symbole,

Wie Offenbarung jenes schönsten Lebens,

Das ungesehn durch ewige Weiten strömt:

Von diesen Neugeschaffnen bist auch du,

Sind jene Göttinnen und deine Brüder!

Doch wehe! Streit ist unter euch, Empörung

Des Sohnes gegen seinen Herrn. Ich sah,

Sah meinen Ältesten vom Throne sinken!

Zu mir reckt' er die Arme, sandte Rufe

Hervor aus Donnersturm, der ihn umtost.

Erbleichend barg ich mein Gesicht in Wolken.

Droht solch Geschick auch dir? Dies ängstet mich,[137]

Denn wenig göttlich seh ich meine Söhne.

Als Götter wurdet ihr erschaffen; göttlich,

In Würde, himmelhehr und ungestört

Gleich hohen Göttern lebtet, herrschtet ihr.

Jetzt seh ich Furcht in euch und Leid und Hoffen,

Und Wut und Leidenschaft durchloben euch,

Als wärt ihr nichts denn niedre Staubgeborne

Und Todessöhne. – Dies ist Leid, o Sohn!

Verfall und Angst und Sturz! Doch ringe du,

Der du, ein wahrer Gott, dich regen kannst

Und jeder bösen Stunde Körperkraft

Und Wesenheit entgegensetzen kannst.

Ich selbst bin nichts als Stimme, und mein Leben

Ist Leben nur von Strömungen und Stille,

Nur Strömungen und Stille dienen mir. –

Du aber kannst!So sei ein kühner Kämpfer,

Ja, halt des Feindes Pfeile auf, bevor

Die straffe Sehne summt. – Hinab zur Erde!

Dort findest du Saturn und seine Klagen.

Ich will indessen deine helle Sonne

Und deiner Zeiten rechten Lauf behüten.« –

Eh halb dies Weltgeflüster niederkam,

War auf Hyperion; die gebogenen Lider

Zu Sternen hochgerichtet, horchte er,

Bis Stille ward. Und schaute immer noch

Und noch hinauf in feierliche Sterne.

Dann, wie der Taucher taucht in Perlenmeere,

Bog sachte er die breite Brust nach vorn

Und stieß von luftiger Küste weit hinab

Und tauchte lautlos unter in die Nacht.

Quelle:
Keats, John: Gedichte. Leipzig [1910], S. 128-138.
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