Glut des Herzens

[195] Himmel, so der Tränen viel

Niederschickt in Regenfluten,

Sind entsprungen sie auch Gluten?

Wann du weinest, bist ja kühl.


Anders ist der Wandrer, der

Stumm in seinen Tränen schreitet,

Heiße Glut hat die bereitet

Ihm im Herzen bang und schwer.[195]


In die kühle Himmelsflut

Weint er seine heißen Tränen;

Kühle Flut! stillst nicht sein Sehnen,

Dämpfst nicht seine heiße Glut!


Blicket noch so himmelwärts

Hin, woher die Strahlen fallen,

Von den Erden, Sonnen allen:

Keine glüht wie oft ein Herz.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 195-196.
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