Gott schickt am End' uns Leiden

[217] Gott schickt am End' uns Leiden,

Auf daß uns diese Welt,

Wenn wir nun von ihr scheiden,

Nicht mehr so mächtig hält.


Die Mutter legt den Brüsten

Am End' was Bittres bei,

Auf daß des Kinds Gelüsten

Nicht mehr so mächtig sei.


Die Pflanze wird der Blätter

Und Blüten erst beraubt,

Bevor in Herbsteswetter

Sie senkt ihr müdes Haupt.


Was willst du dich beschweren,

Daß welk die Freuden sind?

Du darfst nicht mehr begehren,

Mein Herz! als Kraut und Kind.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 217.
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