Ballade vom Wort

[55] Was wollen die grossen Worte?

Sie rollen wie ein Kiesel klein

Am Weg, an der Strassenborte

In den Morgen ein.


Sie hängen an manchem Baume

Wie Früchte halbgereift.

Sie haben von manchem Traume

Den zarten Puder gestreift.


Sie schmecken wie Galle so bitter.

So spei sie aus dem Spiel!

Sie sitzen im Fleisch wie Splitter.

Ein Wort ist schon zuviel.


Ein Wort schon ist Mord schon am Himmel.

So schweige und neig dich zum Herd.

Stumm lenkt durch das Sternengewimmel

Der Herr sein ewiges Gefährt.[55]

Quelle:
Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S. 55-57.
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