Die Seiltänzerin

[119] Alles weinet, wenn du es besiehst,

Denn es scheint zu schön in deinem Blicke.[119]

Weile, Flutende! O du entfliehst

Und entbindest dich der zarten Stricke.


So wie wenn auf hohem Seil der Tanz

Eines Kindes uns erschreckt bezaubert:

Bist du Spiel: ein dunkler Mann ersanns –

Und zur Erde stürzt entflammt der Tauber.


Weile, Glutende, o du entfliehst!

Schon erheben dich die Felsenfirne

Und gleich einem hohen Sternbild ziehst

Du im ewigen Kreis auf meiner Stirne.

Quelle:
Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S. 119-120.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das heiße Herz
Das heiße Herz