Kyros

[61] Man sagt, dass Kyros, der Perser, die Griechen bekriege,

Weil er die Griechenknaben liebe.

In silberne Fesseln schlägt er die Gefangenen.

Ihrer hundert ziehen seinen Sichelwagen

Nackt und nur geflügelte Sandalen an den Füssen

Wie Hermes.

Ihrer fünfzig bedienen den Herrn bei der Tafel,

Ihrer dreissig spielen mit ihm Diskos.

Vor ihrer zehn deklamiert er persische Oden.

Die also beginnen:

Griechenknaben, Göttersöhne ...

Aber zur Nacht[61]

Lässt er die weissen Knaben mit jungen schwarzen Sklavinnen spielen.

Sie spielen Hund und Hündin.

Der König seufzt aus seinen Kissen

Und zieht den schönsten der Knaben,

Die schönste Sklavin

An seine Seite,

Entschläft in ihren Armen

Liebend, geliebt.

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Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S. 61-62.
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