Wiederkehr

[278] Menschenunleidliches Leiden leidet der gemenschte Gott;

Gott/ der Mensch und Menschenheiland/ dultet undultliche Noht:

Er schwitzet Blut und Krafft; Ihn fassen Fessel-Ketten/

Vns von Blutverschuldter Schuld und des Falles Fall zu retten

Daß wir möchten seyn befreiet von der Höllen Jammerhafft/

Wird das Lämlein angeklaget; Es leidet Hon und Schmach/

Daß des Teufels Sündenschulden wird ein ausgesünte Sach,

Vns zu kauffen solche Zier/ die den Engeln jetzt behaget.

Sein Haubt von Dornen schwüllt/ der Leib von Geisselstriemen:

Vnsern Lohn nach langem Leid dort mit Kronen zu verblümen;

Daß sich Sündenwunden schlössen/ deren Thun diß Thun befüllt.

Er muß auf Vrtheil sterben/ schwebt zwischen Lufft und Erd:

Daß der Mensch auch loß gesprochen von des Fluches Ausspruch werd/

Vns den höchsterwünschten Fried/ mit dem Höchsten/ zu erwerben/

Er gibt das Leben hin/ und gehet auch zu Grabe;

Daß an uns des Todesstal fürter keine Macht nicht habe

Vnd wir nach dem Sterben erben dort des Lebens Lustgewinn.

Also stirbet an dem Holtz selbständiger Gott und Leben/

Weil das Leben Lebenloß/ wird es uns das Leben geben.


Hier Herr Klajens bunter Reim will uns dessen Ausdrukk geben/

Macht die Wundertraur geschicht in den klugen Schlüssen leben;

Jüngst vermeldt er unsren Ohren diesen teuren Heilgewinn/

Nun gibt diesen auch zu lesen Klajens ausgeübter Sinn:

Freilich hat er ihm geschöpft hier der Künstler Sinnen Habe

Von den Zeiten/ wie man grub unsers Sündentilgers Grabe/

Kan er also redsam singen/ daß ich fast beredet werd/

Vnser Klaj hab der Zeiten auch gelebet auf der Erd.

Was Nutz aber bringt es denn/ ihm der Musen Gunst erwerben?

Daß er unverlebet lebt und im Sterben nicht kan sterben/

Daß er mit des Ruhmes Boten Welt und Wolken überfüllt/

Vnd der Schrifftberuffte Nam hin bis zu den Sternen schwüllt.

Doch er lehret nicht allein; Anmut muß die Red verblümen/

Wie die Matten frischbegrünt zieren ihres Malwerks Striemen:

Von den blossen Sachen reden blößlich/ ist gemeine Sach;

Kunst und Stikkwerk unterstreuen/ diß erwekket Neider Schmach.

Pegnitz/ ehre deinen Schwan/ der vor seiner Elb behaget;

Daß er ihr von dir entwand/ ist/ worüm sie vielmals klaget:

Teutschland/ das jetzund mit Kriegen/ mit der Jammerhafft/ behafft/

Kriegt von deinen Teutschgesinnten in dem Wetter neue Krafft:

Auch dein Dilherr wird mit Lust Teutsches in der Neige retten;

Harsdorf spielet immer noch/ streifet Teutschem ab die Ketten;

Auch die Schäferspiele klingen. Gut/ es hat noch keine Noht/

Bald/ bald sol es besser werden/ als es vormals war/ mit Gott.


Siegmund Betulius.

Quelle:
Johann Klaj: Redeoratorien und »Lobrede der Teutschen Poeterey«. Tübingen 1965, S. 278-279.
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