I.R.I.F.

[134] Wer jener Weisen Reis'/ aus weit entlegnem Ort/

zu sehen träget Lust/ wie sie gen Salem fort

gefolget Flügelschnell dem neuen Wunderstern/

der ihnen Weg und Steg bedeutet aus der Fern/

der komm'/ und höre zu/ wie Klajus solches weist.

Das grosse Himmelsliecht/ das ewig wird gepreist/

für dem das Sonnenrad mit seinem Glantz erbleicht/

besagt/ wie Gottes Sohn sich unserm Fleische gleicht.


Wem anzuschauen liebt das trotzig' Angesicht

Herodes/ welcher schnaufft nach Greuelhalsgericht/

der auf viel tausend Weis' unschuldig Blut vergeust/

und den/ daß er nicht all in Grund zernicht/ verdreust;

wie manchen zarten Sohn/ den noch die Mutter kust'/

hab dieses Rasers Schwert erwürget an der Brust/

zerschmissen/ angespist/ geviertelt und zerstükkt:

der komm' und hör es an/ von Klajus ausgedrükkt.


Wem zu betrachten liebt des Teutschlands Trauerfall/

das/ gleich dem Mutterhertz/ mit Threnen sonder Zahl/

betrübet/ ungestalt/ erschwartzet und verwildt/

schreit ob Herodis Grimm von neuem angebildt:

der komm und höre zu/ wie Klajus dieses sagt/

und mit Kunstteutschem Vers die Grausamkeit beklagt.

Komt dann/ wann morgen frü ist Chor und Predigt aus

und alles Christenvolk sich wieder fügt nach Haus.


Den 11. des Jenners 1645.


Dilherr.

Quelle:
Johann Klaj: Redeoratorien und »Lobrede der Teutschen Poeterey«. Tübingen 1965, S. 134-135.
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