Biographie

Heinrich von Kleist (Miniatur von Peter Friedel, 1801)
Heinrich von Kleist (Miniatur von Peter Friedel, 1801)

1777

18. Oktober: Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist wird in Frankfurt an der Oder als Sohn des preußischen Offiziers Joachim Friedrich von Kleist und seiner zweiten Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz, geboren.

1788

Juni: Tod des Vaters.

Kleist wird von dem Prediger und Übersetzer Samuel Henri Catel in Berlin unterrichtet (bis 1792).

1792

Juni: Kleist tritt als Gefreiter-Korporal in das Garderegiment Potsdam ein.

1793

Februar: Tod der Mutter.

März: Kleist nimmt als Soldat am Rheinfeldzug der feudalen Koalition gegen die französische Republik teil (bis 1795).

1795

Juni: Nach dem Baseler Sonderfrieden zwischen Preußen und Frankreich kehrt Kleist nach Potsdam zurück.

1797

März: Kleist wird zum Leutnant befördert.

Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Ernst von Pfuel. Zusammen mit dem Freund J. J. Otto August Rühle von Lilienstern unternimmt Kleist eine Reise in den Harz.

Kleist beginnt mit autodidaktischen Studien in Mathematik, Philosophie und Musik und beschäftigt sich intensiv mit den Schriften Christoph Martin Wielands.

Freundschaft mit der Cousine Marie von Kleist und der zum Hofadel gehörenden Adolphine von Werdeck. Schwärmerische Liebe zu Luise von Linckersdorf.

1799

April: Abschied vom Militär

Kleist immatrikuliert sich an der Universität in Frankfurt an der Oder zum Studium der Rechtswissenschaften, nebenbei besucht er Vorlesungen in den Fächern Philosophie, Mathematik und Physik.

Freundschaft und Verlobung mit Wilhelmine von Zenge, der Tochter des Ortskommandanten.

1800

August: Kleist bricht das Studium ab und kehrt nach Berlin zurück.

Würzburger Reise mit dem Freund Brockes.

Es entsteht ein Entwurf der Tragödie »Familie Ghonorez«, die später unter dem Titel »Familie Schroffenstein« veröffentlicht wird.

Plan zum Drama »Penthesilea«.

Kleist liest Jean-Jacques Rousseaus pädagogischen Roman »Emile oder über die Erziehung« sowie Schillers »Don Carlos, Infant von Spanien« und »Wallenstein«.

November: Er erhält eine Anstellung als Volontär im preußischen Wirtschaftsministerium in Berlin.

1801

März: Die Lektüre von Kants Schriften »Kritik der reinen Vernunft« und »Kritik der Urteilskraft« löst eine schwere Krise aus.

April: Kleist reist mit seiner Schwester Ulrike über Dresden (Freundschaft mit den Schlieben-Schwestern), Halberstadt (Besuch bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim), Göttingen, Mainz und Straßburg nach Paris.

Juli-November: Aufenthalt in Paris.

Die erste Fassung der Erzählung »Die Verlobung in San Domingo« entsteht (gedruckt 1811 im 2. Band der »Erzählungen«).

November: Rückreise nach Frankfurt am Main.

Reise in die Schweiz.

Umgang mit Heinrich Zschokke, Johann Daniel Falk, Heinrich Geßner und Ludwig Wieland, dem Sohn Christoph Martin Wielands.

1802

Februar: Kleist bezieht eine Wohnung auf einer Aare-Insel bei Thun.

Arbeit an den Dramen »Der zerbrochene Krug« und »Robert Guiskard, Herzog der Nordmänner« (erscheint 1808 in der Zeitschrift »Phöbus«).

Fertigstellung der Tragödie »Familie Schroffenstein«.

Mai: Bruch mit Wilhelmine von Zenge.

Juli: Rückkehr nach Bern.

Kleist liest Freunden sein Erstlingsdrama »Die Familie Schroffenstein« vor; die pessimistische Tragödie erntet im fünften Akt stürmisches Gelächter.

Juli/August: Schwere Krankheit Kleists.

Oktober: Reise nach Weimar zusammen mit der Schwester Ulrike und Ludwig Wieland.

1803

Januar-März: Aufenthalt auf dem Gut Oßmannstedt von Christoph Martin Wieland in der Nähe von Weimar.

Luise, die dreizehnjährige Tochter Wielands, verliebt sich in Kleist.

Kleist liest das Fragment »Robert Guiskard, Herzog der Nordmänner« vor und empfängt großes Lob von Wieland.

»Die Familie Schroffenstein« erscheint.

Reise nach Leipzig und Dresden, wo er Umgang mit Henriette von Schlieben pflegt.

Selbstmordpläne.

Juli: Reise nach Bern, Mailand, Genf und Paris.

Mit dem Plan, in die französische Armee einzutreten, reist Kleist weiter nach Boulogne-sur-Mer.

Körperlicher und seelischer Zusammenbruch nach seiner Rückkehr nach Paris.

November: Kleist kehrt nach Deutschland zurück.

1804

Januar-Juni: Aufenthalt in Mainz, wo er von dem Arzt und Schriftsteller Georg Wedekind behandelt wird.

Kleists Tragödie »Die Familie Schroffenstein« wird am Nationaltheater in Graz uraufgeführt.

Juni: Rückkehr nach Berlin.

Kleist erhält eine Audienz bei dem Adjutanten von Köckeritz im Charlottenburger Schloss, wo er sich um eine staatliche Anstellung bemüht.

September: Wiedereintritt in den preußischen Staatsdienst.

1805

Kleist arbeitet im preußischen Finanzministerium.

Mit dem Lustspiel »Der zerbrochene Krug« stellt er ein weiteres Drama fertig.

Mai: Kleist erhält eine Anstellung in Königsberg als Diätar der Domänenkammer.

Er beginnt ein Studium der Kameralwissenschaft an der Universität Königsberg bei Christian Jakob Kraus. Das Interesse für politische Ökonomie veranlasst ihn zur Lektüre der Abhandlung »Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Nationalreichtums« (1776) von Adam Smith.

Wiedersehen mit Wilhelmine von Zenge.Kleist arbeitet an den Erzählungen »Michael Kohlhaas« und »Die Marquise von O...« sowie an den Dramen »Penthesilea« und »Amphitryon«.

1806

August: Kleist erhält Krankenurlaub und geht fünf Wochen zur Kur nach Pillau.

Endgültige Aufgabe der Beamtenlaufbahn.

1807

Januar: Kleists Versuch, nach Berlin zurückzukehren, wird durch den militärischen Zusammenbruch Preußens im Oktober 1806 erschwert.

Februar: Kleist gerät in französische Gefangenschaft.

März: Ankunft in Fort de Joux.

April: Kleist wird im Kriegsgefangenenlager Chálons-sur-Marne interniert.

»Amphitryon, ein Lustspiel nach Molière« erscheint.

Goethe lehnt die Verquickung des Christlich-Mystischen mit dem Antiken und Komischen in »Amphitryon« ab.

Juli: Kleist wird aus der Gefangenschaft entlassen und tritt die Rückreise nach Deutschland an.

August: Nach kurzem Aufenthalt in Berlin kommt Kleist in Dresden an.

Die Erzählung »Jeronimo und Josephe. Eine Szene aus dem Erdbeben zu Chili vom Jahre 1647« erscheint im »Morgenblatt für gebildete Stände«, sie erhält später den Titel »Das Erdbeben in Chili«.

Umgang mit Christian Gottfried Körner, Adam Müller, Sophie von Haza, Gotthilf Friedrich Schubert, Baron von Buol und Ludwig Tieck im literarischen Salon von Rahel und Karl August Varnhagen.

Kurze Liaison mit Julie Kunze. Kleist beendet die Arbeit an der Tragödie »Penthesilea« und schließt das historische Ritterschauspiel »Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe« ab.

1808

Zusammen mit Adam Müller beginnt Kleist mit der Herausgabe der Monatsschrift »Phöbus. Ein Journal für die Kunst« (bis Dezember 1808).

Teile von Kleists Schriften werden im »Phöbus« gedruckt (»Penthesilea«, »Robert-Guiskard-Fragment«, »Michael Kohlhaas«).

In einem Brief lehnt Goethe die Tragödie »Penthesilea« wegen ihrer theaterwidrigen Form ab.

März: Die Uraufführung des Lustspiels »Der zerbrochene Krug« am Hoftheater in Weimar wird zu einem Misserfolg, nicht zuletzt wegen Goethes Bearbeitung des Dramas.

»Penthesilea« erscheint.

April: Die Monatsschrift »Phöbus« gerät in Finanzschwierigkeiten.

Dezember: Kleist stellt sein Drama »Die Hermannsschlacht« fertig (erscheint erst 1821 in den »Hinterlassenen Schriften«).

1809

Mit großer Begeisterung liest Kleist den patriotischen Schriftsteller und Publizisten Ernst Moritz Arndt.

April: Kleist gerät wegen des Scheiterns des »Phöbus« in Streit mit Adam Müller.

Reise nach Österreich und Prag zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann.

Mai: Nach der Besichtigung des Schlachtfeldes bei Aspern wird Kleist vorübergehend festgenommen.

Kleist plant, unter dem Namen »Germania« eine politische Wochenzeitschrift mit nationaler Tendenz in Österreich herauszugeben, sein Gesuch um Genehmigung wird jedoch von den Behörden ignoriert.

Juni-Oktober: Aufenthalt in Prag.

Schwere Krankheit.

November: Reise nach Frankfurt an der Oder.

1810

Januar: Rückkehr nach Berlin

Umgang mit Adam Müller, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Bernhard Anselm Weber, Friedrich de la Motte Fouqué, Rahel und Karl August Varnhagen in der Christlich-Deutschen Tischgesellschaft.

März: Kleist schreibt ein Geburtstagsgedicht an Königin Luise.

»Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe« wird in Wien uraufgeführt.

Bekanntschaft mit dem Verleger Georg Andreas Reimer.

Der erste Band von Kleists »Erzählungen« (»Das Erdbeben in Chili«, »Die Marquise von O...«, »Michael Kohlhaas«) erscheint.

Oktober: Die erste Ausgabe der von Kleist herausgegebenen Tageszeitung »Berliner Abendblätter«, in der er selbst einige Erzählungen und Anekdoten veröffentlicht, erscheint.

»Das Käthchen von Heilbronn oder Die Feuerprobe« wird veröffentlicht.

Kleist bemüht sich um staatliche Unterstützung für die »Berliner Abendblätter«.

1811

»Der zerbrochene Krug« erscheint.

März: Die letzte Ausgabe der »Berliner Abendblätter« wird gedruckt.

Juni: Kleist beendet sein Schauspiel »Prinz Friedrich von Homburg« (erscheint 1821 in den »Hinterlassenen Schriften«).

Der zweite Band von Kleists »Erzählungen« (»Die Verlobung in San Domingo«; »Das Bettelweib von Locarno«; »Der Findling«; »Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik«; »Der Zweikampf«) kommt heraus.

Umgang mit Marie von Kleist, August Graf Neithart von Gneisenau und Henriette Vogel.

September: Kleist wird die Wiedereinstellung als Offizier in Aussicht gestellt.

21. November: Freitod Kleists am Kleinen Wannsee bei Berlin, gemeinsam mit Henriette Vogel.

Buchempfehlung

Gellert, Christian Fürchtegott

Die zärtlichen Schwestern. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Die zärtlichen Schwestern. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Die beiden Schwestern Julchen und Lottchen werden umworben, die eine von dem reichen Damis, die andere liebt den armen Siegmund. Eine vorgetäuschte Erbschaft stellt die Beziehungen auf die Probe und zeigt, dass Edelmut und Wahrheit nicht mit Adel und Religion zu tun haben.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon