Achte Scene.

[166] Die Gerichtsdiener. Faust.


ANFÜHRER.

Wo ist er? Wo?[166]

FAUST reißt sich empor und tritt ihnen entgegen.

Hier steht der Faust!

ANFÜHRER.

Im Namen des Gesetzes!

Giftmischer, Schwarzkünstler und Vatermörder!

FAUST.

Ja, drei ist meine Zahl! – An eurer Nase

Merk' ich, ihr Herren, wer euch hergesendet!

Ich bin die Drei!


Trotzig und wieder gefaßt.


Was wollt ihr von mir haben?

Vor lebenden Gerichten zittr' ich nicht!

ANFÜHRER.

Der peinliche Prozeß erwartet dich! –

Schlagt ihn in Fesseln!

FAUST.

Wenn, ich's euch erlaube!

ANFÜHRER zu den Gerichtsdienern, die noch zögern.

Greift an! Und fürchtet nichts!

FAUST tritt mitten unter sie.

Wohlan ihr Herren!

Seid nicht so höflich! – Hier sind meine Hände;

Es gilt die Eisenprobe![167]

ANFÜHRER.

Fesselt ihn!


Faust wird in Ketten geschlagen.


FAUST.

Und nun sagt dem, der euch hierher gesendet,


Er faßt die Ketten zum Zerreißen und stampft auf den Boden.


Der Stahl sei mir zu schlecht! –


Die Ketten reißen nicht, und er fährt außer sich auf.


– – Ha, was ist das?!

ANFÜHRER.

Der Teufel hilft nicht mehr! Schleppt ihn hinweg!

FAUST der wild auf den Boden stampfte.

Ha, bricht die Hölle ihren Bund mit mir?!

ANFÜHRER gegen ihn zürnend.

Zum Kerker hin – und dann auf's Hochgericht!

FAUST.

Elende Sclaven!

ANFÜHRER.

Reißt den Unhold fort!


Faust wird umringt.


FAUST in wilder Wuth.

Gehorchst du nicht dem Donner meiner Stimme,

Verfluchter drunten![168]

ANFÜHRER.

Fort!


Quelle:
Klingemann, August: Faust. Ein Trauerspiel in fünf Acten. Leipzig und Altenburg 1815 [Nachdruck Wildberg 1996], S. 166-169.
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