Vierte Szene


[936] Franz. Gesandter.


FRANZ. Weib! Weib! Weib!

GESANDTER hält ihn. Um Gottes willen!

FRANZ. Hure, wo bist du?

GESANDTER. Malchen, Malchen, fürchte nichts, erschrick nicht! Auf sie los. Malchen! Malchen! was ist dir? Sie ist tot.

FRANZ. Tot! tot!


Auf sie los.


KINDER kommen gelaufen und Gesinde. Mama, Mama!

FRANZ. Schwester!

GESANDTER. Malchen! Fällt auf sie. verzeih dir Gott! ich hatte es getan.

FRANZ. Ist sie tot? Fühlt sie an. eiskalt, todkalt! Bruder, eiskalt. Lebe wohl!

GESANDTER. Wo willt du hin? Willt auch du mich verlassen?

FRANZ. Engel! Gott wird's unterscheiden. Meine Schwester hin, mein Vater hin, alles – so so – Bruder, es ist aus mit mir, es ist gebrochen, meine Kraft verschwunden. – Eiskalt, liebe Schwester! armes Herz, du hast einen bittern Tod gehabt. Ihre Miene sagt's, ich sterbe reuend. Schwester! Schwester! – Bruder, wie wird dir's?

GESANDTER. Ach, Malchen!

FRANZ zieht eine Pistole. Brand!

GESANDTER. Wen nennst du?

FRANZ. Die sollte dir durch den Kopf, Malchen! Bruder, wend deine Augen weg! bitt dich, Bruder, sie soll in die Luft.

GESANDTER. Willt du das?

FRANZ. Nein, wir wollen heischen gehn; die Toten begraben, und heischen gehn, siehst du deine Mutter, Fränzchen? Die Kinder sind erstarrt. Denk an deine Kinder, Bruder! Laß uns die Toten begraben![936]


Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 936-937.
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