Die Stunden der Weihe

[64] Euch Stunden, grüss' ich, welche der Abendstern

Still in der Dämrung mir zur Erfindung bringt,

O geht nicht, ohne mich zu segnen,

Nicht ohne grosse Gedanken weiter!


Im Thor des Himmels sprach ein Unsterblicher:

»Eilt, heilge Stunden, die ihr die Unterwelt

Aus diesen hohen Pforten Gottes

Selten besuchet, zu jenem Jüngling,


Der Gott, den Mittler, Adams Geschlechte singt!

Deckt ihn mit dieser schattigen kühlen Nacht

Der goldnen Flügel, dass er einsam

Unter dem himlischen Schatten dichte
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Was ihr gebahret, Stunden, das werden einst,

Weissaget Salem, ferne Jahrhunderte

Vernehmen, werden Gott, den Mittler

Ernster betrachten, und heilig leben.«


Er sprachs. Ein Nachklang von dem Unsterblichen

Fuhr mir gewaltig durch mein Gebein dahin;

Ich stand, als ging' in Donnerwettern

Über mir Gott, und erstaunte freudig.


Dass diesem Ort kein schwatzender Prediger,

Kein wandelloser Christ, der Propheten selbst

Nicht fühlt, sich nahe! Jeder Laut, der

Göttliche Dinge nicht tönt, verstumme!


Deckt, heilge Stunden, decket mit eurer Nacht

Den stillen Eingang, dass ihn kein Sterblicher

Betrete, winkt selbst meiner Freunde

Gerne gehorchten, geliebten Fuss weg!


Nur nicht, wenn Schmidt will aus den Versamlungen

Der Musen Sions zu mir herübergehn;

Doch, dass du nur vom Weltgerichte,

Oder von deiner erhabnen Schwester,
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Dich unterredest! Auch wenn sie richtet, ist

Sie liebenswürdig. Was ihr empfindend Herz

In unsern Liedern nicht empfunden,

Sey nicht mehr! was sie empfand, sey ewig!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 64-67.
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