Ihr Schlummer

[125] Sie schläft. O giess ihr, Schlummer, geflügeltes

Balsamisch Leben über ihr sanftes Herz!

Aus Edens ungetrübter Quelle

Schöpfe den lichten, krystallnen Tropfen!


Und lass ihn, wo der Wange die Röth' entfloh,

Dort duftig hinthaun! Und du, o bessere,

Der Tugend und der Liebe Ruhe,

Grazie deines Olymps, bedecke


Mit deinem Fittig Cidli. Wie schlummert sie,

Wie stille! Schweig, o leisere Saite selbst!

Es welket dir dein Lorbersprössling,

Wenn aus dem Schlummer du Cidli lispelst!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 125-126.
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