Der rechte Entschlusss

[52] Wer nicht fürchtet, nicht hoft, nur der ist glücklich! Also denkt er: Der Weis' erwartet ruhig,

Was ihm senden die Vorsicht

Werde, Freud' oder Schmerz.


Du, dem's hier sich noch wölkt, du wähnst die Zukunft

Auszuspähen. Du Thor, wirst du denn niemals

Vom ganz anderen Ausgang,

Dir zum Heile, gewarnt?


Lernst du niemals, dass du, ach durch die Hofnung

Auch, dich quälest? Denn sie, wenn sie nun scheidet,

Reicht, im grösseren Kelche,

Herbes Trunkes viel mehr.
[53]

Und verscheuchest du nicht, was jetzo da ist,

Durch des künftigen Traum? und lebst ein Leben,

Welches, leer des Genusses,

Heut nicht, Morgen nicht hat?


Sey, Erwartung, gegrüsst, des Weisen Stärke,

Und Zufriedenheit du mit dem, was Gott schickt!

Leitet ferner; ihr führtet

Schönen, einsamen Pfad


Hin am Meere, wo, nach verschwundner Heitre,

Stürme brausen, verweht der Nothschrey jammert,

Bis die Lasten der Lotse

Zählt, die Leichen nicht mit!


Wo, nach leiserem Spiel der sanften Welle,

Wogen branden, dass dumpf das Felsgestad kracht,

Und der schwellende Todte

Strömt zum weissen Gebein!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 52-54.
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