[281] Tochter der Zeichnung, wie es die Mahlerey, und des Bildners
Kunst ist, Ätzerin, die mit dem Stahle Gestalten in Erzt gräbt,
Dann auf Blätter sie, diese beseelend,
Senket, und hundertfältig sie dann
Zeiget dem Blick der Schauenden, willst du auf immer vergessen
Deiner Mutter? auf immer der Schwestern Werke nur bilden?
Nie dich erinnern, dass nicht zur Sklavin
Ihre jüngste die Mutter gebar?
[282]
Ätzerin, bey dem Verdienst, das den Wissenschaften so lang schon
Dich verbündete! hey der Unsterblichkeit deiner Gestalten!
(Die des Mahlenden bleichen, verschwinden:
Selbst die marmorne sinket, Ruin.)
Bey den Thränen des Griechen, die er in Elisium weinet,
Dass du nicht Griechin bist, und wir, die entbehrende Nachwelt,
Nun die Entdeckungen nicht Theophrastens,
Nicht die Grazien Sokrates sehn!
Bey dem Allen beschwör' ich dich: Erwach', und begreife,
Wer du bist! Erfinde dir selbst Kunstwürdiges! fleh dann,
Dass sie die Feuerblicke des Adlers,
Und des Falken messenden Blick,
[283]
Die dir gebe! diess fleh der Mutter. Wenn du von Ernst glühst;
Hört sie dich. Ruhe dann auf deinem Lorber! Die Schwestern
Kommen, freuen sich deiner, die eine
Mahlt dann, die andere meisselt dir nach.
Stolz sind deine Schwestern; allein auch gerecht; denn sie wissen,
Dass, wenn auf Einem Schauplatz sie dem Auge sich zeigen,
Du sie auf hunderten zeigst; ah sie wissens,
Dass du ihnen Unsterblichkeit giebst!