Die Verwandelten

[87] Ring des Saturns, entlegner, ungezählter

Satelliten Gedräng, die um den grossen

Stern sich drehn, erleuchtet, und leuchtend, droben

Wandeln im Himmel!


Inselchen, ihr der schönsten, die im weiten

Meere schwimmen umher der Schöpfung Gottes,

Schöner, mehr für Glückliche, denn vor Alters

Die in der Fabel!


Eurer Bewohner Loos ward froh're Wonne,

Als wir kennen: zwar rinnt in ihren Kelch auch

Bittres, wie in unsern; doch leicht zerflössbar

Rinnt's, und bey Tropfen.
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Leiseres Ohrs, das Auge lichter, sehn sie

Strom und Hain in den nahen Sternen, hören

Einen laut sich schwingen, die Wiederhalle

Tönen im andern.


Lieblicher singt Saturn Gesang der Sphären

Mit den Monden um ihn, als manche Sonne

In den hohen Strassen des Lichts mit ihren

Welten ihn singet,


Säumend, und säumend schwebt, auf Hinimelreisen

Um den goldenen Ring der Engel Gottes:

Selbst die kentnissdurstende Seele zögert

Dort in den Lauben.


Wartest du, Meta, dort auf mich? dort wart' ich

Unsres Lieblings mit dir. Doch ach der Scheidung

Herber Kelch! Einst rann's nicht bey Tropfen! wird bey

Tropfen nicht rinnen!


Wenn ein Bewohner dort vom Nachbarsterne

Lang die Frühlinge sah herüberschimmern;

Fliesst den Freunden erst, nach den frohen Zähren,

Eine der Wehmuth.
[89]

Jener, der unverblüht vielleicht dem hellsten

Mond' itzt weilte, vielleicht zum Liede tanzte,

Wird dann schnell verwandelt, betritt in Sonnen

Wölbende Tempel.


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 87-90.
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