Dritte Szene


[345] Adolph – Amalie.


ADOLPH. Madame, mein Vater hat sich ein Verdienst um die ganze Stadt erworben, als er Sie überredete, Ihre Wohnung bei uns zu wählen.

AMALIE. Ihr Herr Vater? Mich überredet?

ADOLPH. Es war wirklich ein wenig neidisch von Ihnen, so viele Liebenswürdigkeit in eine Bauerhütte zu vergraben.

AMALIE. Mein Herr! ich verstehe Sie nicht.

ADOLPH. Man hat Ihnen vielleicht einen übeln Begriff von der Hauptstadt beigebracht; man hat Ihre holde Sittsamkeit alarmiert; aber sein Sie ruhig, – ein solches Auge, ein solcher Blick ist der Stempel der Tugend, der überall auch dem determiniertesten Wildfang Ehrfurcht einflößen würde.

AMALIE. Noch einmal, mein Herr! Ihre Worte sind mir ebenso rätselhaft, als Ihr Besuch.

ADOLPH sie zärtlich anblickend. Dann wünsche ich, daß mein Auge glücklicher sein möge, als meine Zunge.[345]


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 345-346.
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