Achte Szene

[457] Klaus der Ratsdiener mit einer Blendlaterne – Vorige.


KLAUS außer Atem. Uf! ich armer, ich geschlagener Mann! das bringt mich um das Leben! o weh! o weh! wenn es mich nur nicht gar um den Dienst bringt. Aber was hilfts? der Bürgermeister muß es wissen – noch in dieser Nacht – vielleicht läßt er Sturm läuten. Er klopft an das Haus. He! holla! he!

BÜRGERMEISTER inwendig. Wer klopft denn noch so spät?

KLAUS. Aufgemacht! der Staat ist in Gefahr!

BÜRGERMEISTER am Fenster. Klaus? seid Ihr es? was wollt Ihr?

KLAUS. Ach gestrenger Herr Bürgermeister! ich bin des Todes!

BÜRGERMEISTER. Was geht denn vor?

KLAUS. Die Delinquentin –

BÜRGERMEISTER. Nun?

KLAUS. Sie ist zum Teufel!

BÜRGERMEISTER. Was?

KLAUS. Fort ist sie über alle Berge![457]

BÜRGERMEISTER. Das wolle Gott verhüten!

KLAUS. Meine Ehre! meine Reputation! meine Sporteln! ich stürze mich in den Teich!

BÜRGERMEISTER. Stille nur Klaus! stille! die Sache muß verschwiegen traktiert werden. Wart' Er ein wenig, ich komme hinunter.


Er macht das Fenster zu.


KLAUS. Ich armselige miserable Kreatur! Wer soll nun morgen am Pranger stehn? Kein Christenkind in der ganzen Stadt wird mir aus der Not helfen.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 457-458.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die deutschen Kleinstädter
Die deutschen Kleinstädter (Komedia)
Die deutschen Kleinstädter: Ein Lustspiel in vier Akten
Die deutschen Kleinstädter