Sechster Auftritt


[118] Franz mit den beiden Kindern Wilhelm – Malchen – Der Major.


WILHELM. Ich bin müde.

MALCHEN. Ich auch.

WILHELM. Haben wir noch weit bis nach Hause!

FRANZ. Nein, wir sind gleich da.

MAJOR. Halt! was sind das für Kinder?

FRANZ. Die Kinder meines Herrn.

WILHELM. Ist das der Papa?

MAJOR. Wie ein Blitzstrahl fährt mirs durch den Kopf. – Ein Wort, Alter! Ich weiß, du liebst deinen Herrn. Hier sind wunderliche Dinge vorgefallen.

FRANZ. Zum Exempel?

MAJOR. Dein Herr hat seine Frau wiedergefunden.

FRANZ. So? Das ist mir lieb.

MAJOR. Madam Müller.

FRANZ. Ist die seine Frau? Das ist mir noch lieber.

MAJOR. Aber er will sich von ihr trennen.

FRANZ. O weh!

MAJOR. Man muß das zu hindern suchen.

FRANZ. Ei freilich.

MAJOR. Der unvermutete Anblick der Kinder könnte dem Dinge vielleicht noch eine andere Wendung geben.

FRANZ. Wie das?

MAJOR. Nimm die Kleinen und verbirg dich mit ihnen dort in der Hütte. Ehe eine Viertelstunde verläuft, sollst du mehr erfahren.

FRANZ. Aber –

MAJOR. Ich bitte dich, Alter, frage nicht viel: die Zeit ist kostbar.

FRANZ. Nun, nun, fragen ist so eben meine Sache nicht. Kommt, Kinder!


Er geht mit ihnen in die Hütte.


MAJOR. Herrlich! Ich verspreche mir viel von diesem kleinen Kunstgriff. Wo der sanfte Blick der Mutter nicht durchzudringen vermag, da wird das unschuldige Lächeln der Kinder den Weg zu seinem Herzen finden.[118]


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 118-119.
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