4. Szene.

[140] Vorige. Körner.


ALBERTINE. Aber Rosa? Ach, Körner, gerade recht, daß Sie kommen. Denken Sie nur, Rosa will nicht in die Soiree gehen.

KÖRNER ein Veilchenbouquet in der Hand, von rechts. Und warum nicht, mein Kind?

ROSA verlegen. Weil, weil – Rasch. Willst du mich begleiten?

KÖRNER lachend. Ich? Haha! Wie kommst du wohl darauf? Du weißt doch, daß ich mich nicht behaglich fühle in Euren Gesellschaften; ich finde weder den Stoff, noch den Ton für die Unterhaltung, welche dort beliebt ist, und spiele überhaupt im Frack keine glückliche Figur. Aber ich will nicht, daß du dir um meinetwillen irgend ein Vergnügen versagst, die Mutter wird gewiß so freundlich sein, dich zu begleiten, nicht wahr?

ALBERTINE. Natürlich.

KÖRNER. Du siehst also –

ROSA. Auch ist der Kleine nicht ganz wohl, Marthe sagte mir soeben noch, er sei recht unruhig.

KÖRNER. Nicht doch, ich habe das Kind erst vor einer Viertelstunde gesehen und fand es ganz munter. Um dich aber auch darüber zu beruhigen, werde ich den Doktor bitten lassen, heute Abend noch einmal vorzusprechen.

ALBERTINE. Nun also. Komm', Rosa.

KÖRNER. Aber was sehe ich? Du trägst ja heute meine Lieblingsblumen nicht – keine Veilchen im Haar und[140] an der Brust? Ah, da wirst du am Ende dieses Bouquet auch verschmähen?

ROSA erschreckt. Ein Veilchenbouquet!

KÖRNER. Nun, willst du es nicht nehmen?

ROSA. Gewiß – o – ich danke dir. Nimmt das Bouquet und betrachtet es verlegen.

ALBERTINE. Das muß wahr sein, Körner, Sie sind ein Muster von einem Ehemann.

KÖRNER lächelnd. So?

ALBERTINE. Ja, immer rücksichtsvoll und aufmerksam. Rosa kann sehr zufrieden sein, sie hätte es nicht besser haben können, wenn sie –

ROSA rasch. Mutter!

ALBERTINE. Warum soll ich ihn nicht loben? Du tust es ja so selten. Zu Körner. Aber glauben Sie nur, wenn wir allein sind, oder bei Fremden, dann weiß sie Ihre Vorzüge nicht genug zu rühmen.

KÖRNER. Wirklich?

ALBERTINE. Ich hörte erst gestern, wie sie zu dem Herrn Baron von Zinnow sagte –

ROSA wirft rasch das Veilchenbouquet auf den Schreibtisch, neben welchem sie steht, und wendet sich nach links. Wenn wir wirklich gehen wollen, dann ist es jetzt die höchste Zeit.

KÖRNER. Willst du mir nicht Adieu sagen?

ROSA zurückkehrend. Adieu, Herrmann. Reicht ihm die Hand. Ich komme bald zurück.

KÖRNER. Nicht, so lang du dich amüsierst.

ROSA ab durch die zweite Tür links.

ALBERTINE. Rosa! Du vergißt ja das schöne Bouquet. Nimmt das Bouquet vom Schreibtisch – im Abgehen. Sie sieht reizend aus, nicht wahr? Gute Nacht, Körner. Morgen erzähle ich Ihnen, wie Rosa bewundert worden ist und mit wem sie getanzt hat. Ab, zweite Tür links.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 140-141.
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