3. Szene.

[21] Vorige. Wilhelm.


WILHELM den Rest eines Butterbrotes verzehrend, ist schon einen Augenblick früher eingetreten. Er sieht den Kuß und sagt. 'Morgen!

MINNA fährt erschreckt zurück. Ach!

HEMPEL sich umwendend. Was platzt denn der dumme Bengel da herein wie eine Bombe? Du hast wohl lange keinen Knieriem gekostet? Na warte! Aergerlich ab nach rechts.

WILHELM. Das ist ja 'ne nette Aufführung. Das werd' ich der Fräulein Meistern erzählen.

MINNA. Das wirst du nicht tun.

WILHELM. Gerade. Gleich geh' ich 'rein. Wendet sich nach der zweiten Tür links.

MINNA ihn aufhaltend. Willem, sei nich boshaft; ich gebe Dir 'n Zehnpfennigstück.

WILHELM. Was ick mir davor koofe!

MINNA. Zigarren.

WILHELM. Sie fassen mir bei meine schwache Seite; aber ich lasse mir nich überrumpeln.

MINNA. Was willst Du denn noch?

WILHELM. Ich verlange Kommunismus, Gleichberechtigung. Der Geselle soll nischt vor mir voraus haben – ich will auch 'n Kuß.

MINNA. Ach, Du bist ein dummer Junge.[21]

WILHELM. Meinen Sie? Das wollen wir mal sehen. Wendet sich nach links.

MINNA. Bleib' doch. Ich sage ja, diese Männer! Es is einer wie der andere.

WILHELM wischt sich mit der Schürze den Mund und küßt Minna.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 21-22.
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