Mond und Sonne

[175] Ein leer Gesicht, wie ausgebrannt,

Ein kalter, müder Schein,

Nicht Flammentraum, nicht Glutidee

Bereitet ihm mehr Pein.


Kalt, tot und still und ach so alt,

Und ohne Lust und Leid –

Es liegt die Jugend hinter ihm

Millionen Jahre weit.


Glühende, kochende Lodergedanken,

Funkelnde Blitze im brennenden Blick,

Aber tieftraurige, nachtschwarze Flecken

Künden den fressenden Mangel an Glück.
[175]

Kampf ist das Leben und Not ist das Denken,

Schmerzende Angst in dem Glutherzen thront –

Warte nur, glühende, lodernde Sonne,

Du auch bist einst noch so still wie der Mond.

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 175-176.
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