Anietzt ist alles ausser uns noch prächtig,
Ein giftger Dampf aus uns benebelt alles,
Es bleibt der Mensch in seinem Eigenthume
Flüchtig und fremde.
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Dich, Gottheit, ehr ich mit ehrfürchtgem Schweigen,
Du die der Rache feuerrothes Blitzen
Mit eigenem unschuldgen Blut gelöschet;
Dieß sing ich einst dort.
Hier bin ich fremd, da ist mein Geist zu Hause;
Doch führt die Tugend auf verwehrten Wegen
Mich oft ins Heiligthum, da hol ich Labsal
Für den irdschen Gram.
Nebst dem lehrt mich der Dichtkunst heilge Leyer,
Mit Hülf der Wahrheit tief in meinem Hertzen
Die störrsche Lasterbrut zu fesseln, und der Tugend
Würdige Lieder.
Und ausser mir empfind ich Doris Liebe,
Die ihren Arm um meinen Nacken schlinget,
Mich küssend faßt, in erster Unschuld lachet,
Wie die heitre Luft.
Du Thirsis, oder besser, andrer Damon,
Kein trügendes Geschick hat uns vereinet.
Ein Blick von Doris und von dir ein Schreiben
Macht mich entzücket.
Umringt vom tollen Schwarm des dummen Pöbels,
Und vom gedrehten Garn des falschen Neides
Umstricket, irrt mit Sehnsucht meine Seele,
Bis sie an dich denckt.
O welch ein heilger Taumel! Welche Gegend,
Welch angenehmes griechsches Thal! Die Musen
Vermischen mit den Schäfern heilge Reihen!
Was schallet dort her?
Mit Phöbus Glantz geziert, trittst du voll Ruhe
Und trägst in deiner Hand die lesbsche Leyer;
Das scheuche Wild vergißt die Furcht, und höret
Den göttlichen Klang.
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Ich höre lauschend auf der Lieder Innhalt,
Die Zärtlichkeit rührt meine Brust. Ich fühle
Mich selbst. Die Sehnsucht zittert in den Saiten.
Du denckest an mich!
Was hinderts noch, daß dich mein Arm umschlinge?
O still, mein Thirsis, höre auf das Rollen,
Der Wagen nähert sich, der mich und Doris
Dir überbringet.