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[31] Alfred. Kißling. Dann Klapproth. Dann Schöller.
ALFRED mit Kißling von links vorn. Wie mir zumute ist, kann ich niemandem sagen. 's ist und bleibt doch eine unerhörte Frechheit, meinem Onkel –[31]
KISSLING. Fängst du schon wieder an mit deinen Bedenklichkeiten? Jetzt ist's zu spät, mein Junge, zurück können wir nicht mehr.
ALFRED. Eine hübsche Situation! Herrgott, wenn das nur gut abläuft! Aber wo bleibt denn der Onkel?
KISSLING. Er entledigt sich seines Ueberziehers, und bringt vor dem Spiegel seine Toilette in Ordnung – pst, er kommt.
KLAPPROTH von links, sich scheu umsehend. So! Da bin ich!
KISSLING leise zu Alfred. Nimm dich zusammen.
KLAPPROTH. Also endlich bin ich am Ziel meiner Wünsche. I, aber wo sind denn eigentlich die Patienten?
KISSLING. Gedulden Sie sich nur, die werden gleich erscheinen.
SCHÖLLER hinter der Szene. Ich werde gleich mal nachsehen!
KLAPPROTH erschrocken. Herrjeh! Da kommt schon einer!
ALFRED leise und eindringlich. Aber Onkel, mäßige dich doch, das ist ja der Direktor.
KLAPPROTH beruhigt. Ach so! 's ist nur der Direktor!
SCHÖLLER der nach hinten gesprochen. Ah, meine Herren, seien Sie mir herzlich willkommen, Sie sind von einer schmeichelhaften Pünktlichkeit.[32]
ALFRED beiseite. Na, jetzt geht's los!
KISSLING. Das Verdienst ist ganz auf Seite des Herrn Klapproth senior, der die Zeit nicht erwarten konnte, Ihr Etablissement und besonders die gemütlichen Veranstaltungen kennen zu lernen. Vorstellend. Herr Klapproth, Herr Direktor Schöller. Verbeugung.
SCHÖLLER. Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wie zu Hause fühlen.
KLAPPROTH erschrocken beiseite. Wie zu Hause? Ich danke. Laut. Sie sind zu gütig. Mein Neffe hat mir viel von Ihren interessanten Gesellschaftsabenden erzählt.
SCHÖLLER. Ja, ich bin stets bestrebt, meinen Pensionären den Aufenthalt in meinem Hause so angenehm wie möglich zu machen.
KLAPPROTH für sich. Pensionäre ist gut!
SCHÖLLER. Alles so komfortabel eingerichtet wie möglich. Vorzügliche Verpflegung, aufmerksame Bedienung, reizende Zimmer, Musiksalon, Spielzimmer, Lesekabinett, Bäder im Hause, mit Douche-Apparat.
KLAPPROTH. Aha! Kalte Douche, verstehe!
SCHÖLLER. Wenn ich bitten darf, empfehlen Sie mein Hotel Ihren Freunden und Bekannten.
KLAPPROTH losplatzend. Ihr Hotel? Meinen Freunden und Bekannten empfehlen, hahaha, famos! – Verlassen Sie sich darauf, ich empfehle Ihr Hotel.[33]
SCHÖLLER. Sie sind ein fideler Herr, wie ich mit Vergnügen sehe.
ALFRED leise. Aber Onkel, so nimm dich doch zusammen!
Heftiges Stimmengewirr links hinter der Szene.
SCHÖLLER. Was ist denn da wieder? Da muß ich doch gleich mal nachsehen. Schnell links vorn ab.
KLAPPROTH sich ängstlich hinter Alfred und Kißling flüchtend. Es wird doch keiner entsprungen sein?
KISSLING. Aber mein lieber Herr Klapproth, Sie vergessen ja ganz und gar unsere Verabredung.
KLAPPROTH. Na ja, ich werde mich jetzt zusammennehmen, man muß sich doch erst an eine solche Umgebung gewöhnen.
ALFRED leise zu Kißling. Mir steht der Angstschweiß auf der Stirn.
KISSLING. Ach was, du siehst ja, er merkt nichts, und außerdem weichen wir ihm nicht von der Seite.
ALFRED für sich. Wenn das gut geht, will ich's loben.