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[88] Vorige. Amalie.
AMALIE hastig und freudig durch die Mitte auf Klapproth stürmend. Da ist er ja! Schwiegersohn in meine Arme!
KLAPPROTH, ULRIKE UND IDA. Schwiegersohn?!
AMALIE sprudelnd. O, ich weiß alles! Friederike hat mir gebeichtet, liebt Sie, und Sie lieben sie. O, ich habe es ja kommen sehen, ich habe es geahnt, und als Friederike mir nur den Namen Klapproth nannte, da wußte ich schon alles. Meinen Segen, nehmen Sie meinen Segen, lieber Sohn, und machen Sie Friederike glücklich. Sie sorgt für unser Gepäck, und ich bin nur vorausgeilt, Ihnen unsere Ankunft zu melden. Aber jetzt hole ich Friederike, und dann besprechen wir alles andere. Auf Wiedersehen, Schwiegersöhnchen, in zwei Minuten sind wir da! Ab Mitte.
IDA. Du hast dich also verlobt, Onkel?
ULRIKE. In deinem Alter noch solche Streiche zu machen! O, o, o! Du willst also wirklich in deinen alten Tagen noch heiraten? Aber so antworte doch! Rüttelt Klapproth, der ganz geknickt in einen Sessel gesunken ist.
KLAPPROTH springt plötzlich auf. Unsinn! Ich bleibe ledig![88]
ULRIKE. Ja, aber diese Frau!? –
IDA. Sie sagte doch –
KLAPPROTH. Ist verrückt!
ULRIKE. Verrückt?
IDA. Nicht möglich!
KLAPPROTH. Aber ja. Und die andern sind auch verrückt. Der Bernhardy ist verrückt, der Major dort in seinem Zimmer, und die Schriftstellerin, die ich dort eingesperrt habe, der tolle Wenzel dort ohne L, und die Frau, die mich als Schwiegersohn umarmt hat, kurz, die ganze Bande ist verrückt. Alle sind sie aus einer Heilanstalt entsprungen, deren Direktor ich kenne, da habt Ihr das ganze Geheimnis.
ULRIKE. Das ganze Haus voller Geisteskranker!?
IDA. Entsetzlich! Wir sind verloren!
KLAPPROTH. Ach was, nur nicht ängstlich. Ich habe sofort an den Direktor Schöller telegraphiert, der muß jede Minute eintreffen, der transportiert dann seine Patienten wieder heim und alle Gefahr ist beseitigt.
ULRIKE. Aber Philipp, erkläre mir doch nur um des Himmels willen, wie es kommt, daß diese Menschen nun auf einmal alle –
KLAPPROTH. Dazu habe ich jetzt keine Zeit, ich muß doch erst die verrückte alte Schraube nebst ihrer Tochter unterbringen. Die darf man doch nicht frei herumlaufen lassen. Ich schaffe sie[89] in den ersten Stock, oder sperre sie in den Kartoffelkeller. Mir ist jetzt alles egal!! Schnell ab Mitte.
ULRIKE. Was sagst du jetzt?
IDA. Ich vergehe fast vor Angst! Schmiegt sich an Ulrike.
ULRIKE. Ach und unser armes Fränzchen, das ahnungslos mit einem so gefährlichen Menschen im Garten promeniert. Wie können wir sie nur warnen?
IDA. Wie wäre es denn –
Man hört links vorn an der Tür bonnern.
ULRIKE entsetzt. Was ist denn das?
IDA. Der verrückte Major wird wahrscheinlich seinen kleinen Wutanfall haben.
ULRIKE. Wenn er die Tür eintritt, ist es um uns geschehen.
IDA. Er wird wieder still, er scheint sich zu beruhigen.
ULRIKE. Na, diesen Tag vergesse ich nicht, und wenn ich tausend Jahre alt würde.