[1542] Guido. Aspermonte.
GUIDO höhnisch. Der wird die Operation männlich aushalten! Kann er doch nicht einmal vertragen, daß man den Schaden sondiert. Die Wahrheit nicht hören wollen! – hat der Weichling deswegen den Plato gelesen? Ich lobe mir meinen schlichten Menschenverstand. Handeln, Aspermonte, macht den Mann, und wenn es auf den Punkt kommt, so ist Ihre Philosophie tot, freilich mit hohen Sentenzen einbalsamiert, aber doch tot. Aspermonte will gehen. Bleiben Sie. Diese Liebe zur Spekulation hat er von Ihnen. Und ob ich gleich nie in Ihren Fechtschulen mit Syllogismen gefochten habe, so will ich es Ihnen erweisen, erweisen will ich es Ihnen, Spekulation tötet den Mut. Hm, sagten Sie eben etwas?
ASPERMONTE kalt. Nein.
GUIDO. Weil ich doch eben im Zorn bin – und darin hat noch niemand wissend gelogen; – was hat denn der Schmetterling für ein Recht mein Nebenbuhler zu sein; woher wissen wir es, daß er Herz hat? hat er je ein Feldlager gesehen? und wie ich[1542] es ihm sagte, männliche Tapferkeit verdient allein die weibliche Schönheit! Warum hat sonst das Weib das tiefe Gefühl seiner Schwachheit, und der Mann den Mut? Schon in der Natur des Weibes sehen wir so das Verdienst des Mannes bestimmt, und alle andere Verdienste, Resultate menschlicher Einrichtungen, können dies Gesetz der Natur nicht aufheben. Und er ist ein Weichling. – Können Sie etwas zu meiner Widerlegung hervorbringen?
ASPERMONTE kalt. Nichts, gnädiger Herr.
GUIDO. Nichts? Ich will Ihnen noch mehr sagen. Julius hat die Weichlichkeit zuerst in unser Haus eingeführt; aber er wird ein Herkules gegen seine Nachkommen sein. Weichlichkeit ist das einzige, worin es natürlicherweise der Schüler weiter bringt, als sein Meister, und der letzte sinkt immer am tiefsten, wie der, der auf einen sumpfichten Boden zuletzt tritt, und auch das kommt mittelbar von Ihnen – von Ihnen, Aspermonte. Sind Sie stumm? diese bloß angenommene Kälte verdrießt mich, verdien ich nicht, daß Sie mit mir reden?
ASPERMONTE. Ich kann reden, Prinz, ich kann reden, aber Sie können nicht hören.
GUIDO. Ha, Witzling, ich fühle die ganze Schwere dieser Beschimpfung. – Genugtuung! Er zieht. Ich bin als Fürst über Ihre Beleidigungen; aber ich will hier lieber Beleidigter als Fürst sein; – ziehen Sie!
ASPERMONTE. Ich werde mich in Ihres Vaters Palast nie mit seinem Sohne schlagen.
GUIDO. Ziehen Sie, oder ich stoße Sie nieder.
ASPERMONTE zieht, sie fechten, Aspermonte verteidigt sich nur. Sehen Sie, Prinz, ich schone Sie.
GUIDO. Mich schonen, mich schonen, entsetzlich! – das fordert meine ganze Rache. Er ficht hitziger.
Der Erzbischof tritt auf und zwischen sie.
ERZBISCHOF. Guido, Guido, willst du deinen Vater zu seinem Geburtsfest mit Degengeklirre wecken? – Zu Aspermonte. Und Sie ziehen gegen Ihres Herrn Bruder?
GUIDO zu Aspermonte. Es muß für diesmal genug sein – aber vergessen Sie nicht, nur für diesmal! Zum Erzbischof. Ich zwang ihn.
ASPERMONTE. Sie haben es gesehen, ich bin kein Weichling; aber ein Beweis ist genug, ich werde ihm nie einen zweiten geben.
Ab.
[1543]
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Julius von Tarent
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