[1577] Fürst. Julius, den ganzen Auftritt durch tiefsinnig.
FÜRST. Noch immer diese traurende Miene, Julius? – Hast du denn heut nicht einen fröhlichen Blick für deinen Vater an seinem Geburtstage? – Doch genug, ich bitte dich um Verzeihung, wenn ich vorhin zu heftig gegen dich geredet habe.
JULIUS sanft des Alten Hand ergreifend. Mein Vater –
FÜRST. O mir zerschmilzt das Herz, wenn ich dich nur erblicke. Die Tage der Entwürfe sind bei mir vorbei, und die Zeit der Jugend ist vorüber, wo in einem Wunsche schon tausend andre liegen, wie in einem Samenkorn ein künftiger Wald schlummert. Siehe, hier ist für mich keine Zukunft mehr. Nur dich glücklich und groß zu sehen, das ist mein einziger Wunsch.
Pause.
Julius nimm mir die reizende Aussicht nicht, daß du einst den Segen meiner Bürger, den ich dir hinterlasse, vergrößert deinem Nachfolger übergibst, und daß den künftigen Fürsten von Tarent bei deinem Namen das Herz für Nacheiferung poche.[1577]
Macht dich der Gedanke nicht wonnetrunken, daß durch Nachahmung deiner Taten andre edel handeln; und daß durch deinen Nachruhm gereizt, deine Kinder berühmt werden, wie ein Feuer andre entzündet, ohne selbst zu verlöschen?
Pause. Julius steht tiefsinnig; Fürst umarmt ihn.
Hinweg mit dieser traurenden Miene! Erstling meiner Liebe, der mir mein Weib teurer machte, und mir zuerst den Namen Vater entgegenlallte. – Mein Erstgeborner, dem ich meinen besten Segen aufhebe.
JULIUS. O mein Vater, geben Sie mir itzt diesen Segen.
FÜRST legt ihm die Hand aufs Haupt. Sei weise!
JULIUS küsset die Hand mit Wärme und geht ab.
FÜRST. O mein Sohn, warum fleuchst du das Angesicht deines Vaters?
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Julius von Tarent
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