Am Bette eines Kindes

[87] Wiege sie sanft, o Schlaf, die holde Kleine.

Durch die zarte Verhüllung deines Schleiers

Lächelt sie; so lächelt die Rose still durch

Abendgedüfte.


Wiege sie sanft und lege deinem Bruder

Sie, dem ernsteren, leise in die Arme,

Ihm, durch dessen dichteren Schleier uns kein

Lächern mehr schimmert![87]


Denn mit gezücktem Dolche harrt der Kummer

An der seligen Kindheit Pforte meines

Lieblings, wo der Friede sie scheidend küßt und

Schwindet auf immer.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 87-88.
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