XII. Das Unendliche.

[67] (1831.)


Lieb war mir immer dieser kahle Hügel

Und diese Hecke, die dem Blick so Viel

Vom fernsten Horizont zu schau'n verwehrt.

Und wenn ich sitz' und um mich blicke, träum' ich,

Endlose Weiten, übermenschlich Schweigen

Und allertiefste Ruhe herrsche dort

Jenseits der niedern Schranke, und das Herz

Erschauert mir vor Grau'n. Und hör' ich dann

Den Wind erbrausen im Gezweig, vergleich' ich

Die grenzenlose Stille dort, und hier

Die laute Stimme; und des Ew'gen denk' ich,

Der todten Zeiten und der gegenwärt'gen

Lebend'gen Zeit und ihres Lärms. Und so

Im uferlosen All versinkt mein Geist,

Und süß ist mir's, in diesem Meer zu scheitern.

Quelle:
Leopardi, Giacomo: Gedichte und Prosaschriften. Berlin 1889, S. 67.
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