[529] Juliane. Adrast.
ADRAST indem er gähling aufsteht. Wer sprach hier?
JULIANE. Himmel! es war Henriettens Stimme.
ADRAST. Ja, sie war es. Was für eine Neugierde! was für ein Vorwitz! Nein, nein! ich habe nichts zu widerrufen; sie[529] hat alle die Fehler, die ich ihr beigelegt, und noch weit mehrere. Ich könnte sie nicht lieben, und wenn ich auch schon vollkommen frei, vollkommen gleichgültig gegen eine jede andere wäre.
JULIANE. Was für Verdruß, Adrast, werden Sie mir zuziehen!
ADRAST. Sorgen Sie nicht! Ich werde Ihnen allen diesen Verdruß durch meine plötzliche Entfernung zu ersparen wissen.
JULIANE. Durch Ihre Entfernung?
ADRAST. Ja, sie ist fest beschlossen. Meine Umstände sind von der Beschaffenheit, daß ich die Güte Lisidors mißbrauchen würde, wenn ich länger bliebe. Und über dieses will ich lieber meinen Abschied nehmen, als ihn bekommen.
JULIANE. Sie überlegen nicht, was Sie sagen, Adrast. Von wem sollten Sie ihn bekommen?
ADRAST. Ich kenne die Väter, schönste Juliane, und kenne auch die Theophane. Erlauben Sie, daß ich mich nicht näher erklären darf. Ach! wenn ich mir schmeicheln könnte, daß Juliane – – Ich sage nichts weiter. Ich will mir mit keiner Unmöglichkeit schmeicheln. Nein, Juliane kann den Adrast nicht lieben; sie muß ihn hassen. – –
JULIANE. Ich hasse niemanden, Adrast. –
ADRAST. Sie hassen mich; denn hier ist Hassen eben das, was Nicht lieben ist. Sie lieben den Theophan. – – Ha! hier kömmt er selbst.
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