[29] Einst nach vielen Jahren fand in einem Brief ich,
Der beim Suchen in die Hände mir gefallen,
Eine Haarnadel. Sie stak am Schluß: »Seffinka«.
»Tausend Küsse, Grüße sendet Dir Seffinka«.
Ach, Seffinka! Und nun stand das Mädchen wieder
Vor mir: Ueber ihre beiden Daumen glitten
Rückwärts wundervolle rabenschwarze Flechten,
Die, entflutend, sich in breite Ströme lösten.
Und die Nadel zwischen ihren Lippen haltend,
Mit der Rechten müheschwer den Kamm gebrauchend,
Ordnet sie, mit schräggebognem Haupt, die Haare,
Schelmisch sich im großen Spiegelglas betrachtend.
Einem Henkelkrug entnahm ich rote Nelken,
Und ich warf den Blumenraub ihr um den Scheitel.
Während lachend sie den Mund zum Schelten öffnet,
Fällt die Nadel; und ich bog mich und verbarg sie.
»Tausend Küsse, Grüße sendet Dir Seffinka«.