Frühlingsankunft

[45] Vom Berg herunter saust der Föhn,

Die kalten Lüfte weichen,

Er donnert durch die Alpenhöh'n

Und macht die Nächte wieder schön

Und rüttelt aus dem Schlaf die Eichen.


Es schlägt der Fink schon tagelang,

Es kann ihn nichts mehr stören.

Es läßt den süßen Klaggesang

Mit Sonnenauf- und Untergang

Die Amsel in den Wipfeln hören.
[45]

Begegnet mir ein schönes Kind,

Umweht von Veilchendüften,

So läßt es von dem Frühlingswind

Mit einem Lächeln jetzt geschwind

Ein wenig sich den Schleier lüften.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 45-46.
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