Bekenntnisse

[96] Du hast mir oft davon erzählt,

Wie hübsch du schon als Kind gewesen,[96]

Wie böse Krankheit dich gequält,

Und wie du langsam nur genesen.


Bald kamen in dein Elternhaus

In Unzahl alt' und junge Freier,

Du aber schlugest jeden aus

Und nahmst sogar beinah den Schleier.


Nicht Einer konnte sich erfreun

Auch nur der kleinsten Gunstbezeigung.

Du wolltest nicht dein Herz zerstreun,

Du spieltest nicht mit deiner Neigung ...


Ich hör' dich gern, ich horche stumm

Auf deine holde Kindersage,

Wie auf der Biene süß Gesumm

An einem schönen Sommertage.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 96-97.
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