Herbstabend

[68] Durchs Stoppelfeld auf Nebelstreifen

Weht traurig kalt Novemberwind;

Dort wankt am Wald mit Reisighäufen

Ein armes Weib und führt ihr Kind.


Dort sucht man die vergessne Traube,

Dort pflückt man Schleh' und Hagebutt.

Im Hofe pickt die wilde Taube

Ein Körnchen noch aus Stroh und Schutt.


Und hier, gebeugt auf müden Füßen,

Kehrt Einer heim, arm und allein,

Um noch zum letztenmal zu grüßen

Die letzte Seele, die noch sein.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 68.
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