32.

[138] Gleichgültig seh' ich's jetzt, wie von der Linde

Das welke Laub weht, auch die Dämmerstunden,

Die sonst ich ohne Wehmut nie empfunden,

Sind mir gleichgültig jetzt wie Schnee und Winde.


Ob eine Zeit, ob dies ob das entschwinde,

Mir gilt es gleich, ich habe dich gefunden,

Mein Tag bist du, so ist mir nichts entschwunden,

So lang' ich dich, in dir den Himmel finde.


War's nicht im Herbst, in einer jener langen

Spätdämmrungen? Ich hatte dich begleitet,

Und durch die Heide kamen wir gegangen;


Sieh, jener Stern, der durch die Nebel gleitet,

Glomm dort wie heut' von Wolkendunst umfangen,

Doch all sein Glanz schien nur um dich gebreitet.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 138.
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