Durchlauchtige / Hochgebohrne Herzogin / Genädige Fürstin und Frau.

[12] Agrippine / welche Rom anbethen / der Käyser verehren / die Völcker bedienen musten / meinet nunmehr den Giepfel ihrer Ehrsucht erlangt zu haben / wenn sie sich zu Eur: Fürstl. Genad: Füßen legen darff. Denn ihre Laster wüßen nirgends als bey den Tugenden einer großen Herzogin Gnade / und die / welche das Mord-Eisen ihres Sohnes nicht entfliehen kan / nur bey einer Mutter des Landes Beschirmung zu finden.[12]

Ja sie würde sich in einem so ungeschickten teutschen Kleide nicht in das Zimmer so einer klugen Fürstin gewagt haben / als in welchem nebst unser gereinigten Muttersprache Welschlands scharfsinnige und Franckreichs liebliche Zunge Bürger-Recht gewonnen / wenn sie nicht von Eur: Fürstl. Genad: ruhmwürdigster Leitseeligkeit gelernt hette: Daß Tempel und Altar nicht schlechten Weyrauch verschmehen / das Purper-Corall und Perlen-reiche Meer auch die geringsten Bäche in ihre Schoos aufnehme / wenn sie schon nichts als Wasser zinsen.

Ja diese anitzt mit so viel oder mehrern Flecken auf dem Schauplatze erscheinende Käyserin hoffet von so Erlauchten Augen / Gestalt und Zierde zu borgen. Weil die strahlende Sonne auch die trüben Dünste der Erden empor zeucht / und in schöne Regenbogen verwandelt.

Werden diesemnach Eur: Fürstl: Genad: Ihr Schutz und Eintritt verstatten / wird sie in diesem Abriße so wenig allzu strenger Richter / als in der Asche sich fernern Schiffbruchs und Mutter-Mords zu besorgen / ich aber mich zu rühmen haben


Eur: Fürstl: Genad:

unterthänig gehohrsamen

Knecht

Daniel Casper.

Quelle:
Daniel Casper von Lohenstein: Römische Trauerspiele. Stuttgart 1955, S. 12-13.
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