Ehren-Getichte

Was ist der kurtze Ruff der mit ins Grab versinckt /

Dafern Er aus der Grusst nicht ewig wider schallet?

Ein schneller Blitz / der zwar von Ost biß Westen blinckt /

Doch bald vergessen ist / wenn drauf kein Donner knallet /

Ein Rauch der bald verfliegt / ein Wind der bald verstreichet /

Ein Irrlicht / dessen Schein für neuer Sonn' erbleichet.


Wie bald verkocht in uns die Hand voll kühnes Blut!

Wie eilends pflegt das Tacht des Lebens auszubrennen!

Noch Hand noch Schädel weist den edlen Geist und Muth.

Wer wil den Zunder in der todten Asch' erkennen?

Der welcher unser Lob erhalten solt' auf Erden /

Muß dess' in kurtzer Zeit ein stummer Zeuge werden.


Was hilffts denn / daß ein Mensch nach grossem Nahmen strebt /

Wenn sein Gedächtnüß nicht kan zu der Nachwelt dringen!

Für Agamemnons Zeit hat mancher Held gelebt /

Dehn Seiner Tugend Preiß zun Sternen können bringen;

Weil aber kein Homer zu Ihm sich hat gefunden /

Ist Seiner Thaten Glantz in tunckler Nacht verschwunden.


Braucht allen Aloe und Balsam Alter Welt /

Bemahlt nach Sothis Art die theuren Leichen-Kittel /

Schnitzt feste Zedern aus mit fremdem Leim verkwellt /

Bezeichnet Tuch und Sarch mit Bildern grosser Tittel /

Wird nicht ein Oedipus die schwartze Brust entdekken /

Bleibt im Verwesen doch Eur Stand und Wesen stekken.


Baut hohe Gräber auf / bedeckt mit einer Last

Von Jaspis und Porphir die dorrenden Gebeine /

Schreibt Nahmen / Thun und Amt in Taffend und Damast /

In Holtz / in Gold und Aertzt / in festen Stahl und Steine;

Zeit / Moder / Fäule / Rost weiß alles zu entstalten:

Des Nachruhms Ewigkeit ist anders zu erhalten.


Sucht in des Cörpers Glutt für todten Nahmen Licht /

Es wird sein Glast so bald als diese Flamme schwinden.

Ein unverzehrlich Oel wenn sein Gefässe bricht

Muß durch die Lufft berührt samt Eurem Ruhm erblinden.

Der Mahler pflegt sein Licht mit Schatten zu erhöhen;

In schwartzen Schriften bleibt die Tugend helle stehen.


Weil im Pelatzger Land die Künste hilten hauß /

Sind seine Lorbeer-Zweig auch unversehrt bekliben.

Rom breitte Seinen Ruhm durch Schwert und Feder aus:

Was Cäsar hat gethan das hat er auch geschriben.

Der Teutschen Tichterey der Barden Helden-Lider

Belebten Mannens Geist Tuiscons Asche wider.


Wem wär' Epaminond' ohn kluge Schrift bekant?

Wer wolte nach Athens und Spartens Fürsten fragen?

Wo blibe Lysimach der Leuen überwand?

Würd' auch die Welt was mehr vom grossen Grichen sagen?

Es hätt' Ihr Nahme längst wie Sie vermodern müssen /

Wenn Sie kein weises Buch der Sterbligkeit entrissen.


Itzt wär' Horatz von Rom auf beyden Augen blind /

Die Flamme kühner Hand die sich so frey vergriffen

Und freyer noch gestrafft verrauchet in den Wind /

Duil umbsonst so oft Er Essen ging bepfiffen /

Roms Schutz-Stab Scipio verfaulet und zubrochen /

Wenn nicht ein Livius für Sie das Wort gesprochen.


Doch weil der Eitelkeit ein enges Ziel gestekkt /

Weil Bücher auch vergehn und Ehren-Säulen wanken /

Sigs-Zeichen fallen umb / und Grauß den Marmol dekkt /

Weil Schriften sich verlir'n aus Augen und Gedanken /

Muß Sie ein kluger Geist zu Zeiten wider regen

Und auf die alte Müntz ein neues Bildnüß pregen.


Eh Guttenberg die Kunst zu schreiben ohne Kil /

Zu reden für das Aug' und Wörter abzumahlen

In Teutschland aufgebracht / als nur ein Rohr vom Nil /

Als Leinwand oder Wachs / als Blätter oder Schalen /

Als eines Thieres Haut allein gedint zu Schriften /

Wer konte da der Welt ein lang Gedächtnüß stifften?


Wie sind Polybius und Dio mangelhafft!

Was hat uns nicht die Zeit vom Tacitus genommen /

Vom Curtius geraubt / vom Crispus weggerasst?

Was ist vom Ammian in unsre Hände kommen?

Viel andre haben zwar von andern viel geschrieben /

Ihr Nahmen aber selbst ist uns kaum übrig blieben.


So hat der leichte Wind vorlängst darvon geführt

Was Libys aufgesetzt / die Barden abgesungen.

Wo wird der zehnde Theil von diesem mehr gespürt /

Was noch zu Celtens Zeit geschwebt auf tausend Zungen?

Und muß was übrig ist nicht vollends untergehen /

Weil kaum der Teutsche mehr den Teutschen kan verstehen?


Manch Ritter edlen Bluts besang was Er gethan /

Obgleich sein Helden-Reim nicht klang in zarten Ohren.

Man trifft von alter Zeit mehr als ein Merkmahl an /

Daß unser Schlesien zur Tichterey gebohren /

Wann Silber dessen Fürst / ein Heinrich / uns sein Liben

(Und anders mehr vielleicht) in Lidern hat beschriben.


Die Stükke sind zwar schlecht die auf uns kommen sein /

Und kan man wenig Licht in solchem Schatten finden /

Die Funken geben bloß aus bleichen Kohlen Schein /

Doch sind sie unsren Sinn noch fähig zu entzünden /

Und daß die Kinder auch was Ahnen thäten / lernen /

So muß ein neuer Glantz ihr tunckles Grab besternen.


Ein fremder schreibt von uns mit ungewisser Hand /

Siht mit geborgtem Aug' und redt mit anderm Munde /

Ihm ist des Landes Art und Gegend unbekant /

Gemeiner Wahn und Ruff dint Ihm zu falschem Grunde:

Ost nimmt Er Ort für Mann / und was Er recht soll nennen /

Wird doch der Lands-Mann kaum in seiner Sprache kennen.


Rom klebt die Hoffart an: was nach der Tiber schmekkt

Geht Tagus göldnen Sand' und Isters Perlen oben.

Wirdnicht der Nachbarn Ruhm durch Eyfersucht beflekkt /

So siht man selten doch den Feind nach Würden loben.

Weil sich die halbe Welt gelegt zu seinen Füssen /

Hat aller Barbarn Preiß für Ihm verstummen müssen.


Des Grichen Buch ist oft ein leerer Fabel-Klang /

Der eingebildte Witz umbnebelt sein Gehirne /

Und weil der Teutschen Schwert Ihm biß zum Hertzen drang /

So scheint Ihm noch der Gram zu stekken in der Stirne.

Zeugt nicht von seinem Haß und Irthum zur Genüge /

Daß Er den Galliern schreibt zu der Teutschen Züge?


Kömmts auf die neue Zeit: wo selbe Francken seyn /

Die haben Teutsch zu sein durch Lufft und Zeit vergessen /

Ihr stoltzer Hochmuth wächst / macht andre Völcker klein /

Und trachtet allen Ruhm sich selber beyzumessen.

Wil man den Spanier / wil man den Welschen fragen /

Ihr wen'ge werden uns gleich- zu vom Teutschen sagen.


Doch schwätze fremder Feind / und Neyder was Er wil /

Das Lob der Tapferkeit muß unsren Teutschen bleiben.

Ist ihre Redligkeit verschmitzter Nachbarn Spil /

Doch kan sie keine List aus ihrem Lager treiben:

Und / was nicht fremde Faust der Wahrheit wil vergönnen /

Wird noch wol von sich selbst der Teutsche schreiben können.


Was aus Minervens Stadt zum Capitol ward bracht /

Des weiß sich unser Land mit Nutzen zu bedinen.

Die Strass' ist zum Parnaß aus Teutschland längst gemacht /

Man siht manch Lorber-Reiß bey unsern Palmen grünen.

Corinthus und Athen hat Teutsche Faust erstigen:

Wer weiß schreibt Sie nicht auch von ihren Ritter- Sigen.


Nur umb die Helden ists am meisten itzt zu thun /

Die durch die lange Zeit zum andern mahl gestorben /

An unbekantem Ort' ohn einig Denckmahl ruhn:

Doch haben sie nunmehr was Sie gesucht erworben.

Begehrt jemand Bericht / was Teutsche vor gewesen /

So kan Er Lohensteins berühmten Herrmann lesen.


Das Feuer dieses Geists ist Teutscher Welt bekant /

Man weiß / wie Mund und Kil mit Nachdruck konte spielen.

Was Er für Land und Stadt für Arbeit angewandt /

Wird noch mit mehrem Danck die späte Nachwelt fühlen.

Was ich bey dieser Schrift am seltzamsten gefunden /

Ist / daß Sie die Geburt der seltnen Neben-Stunden.


Flöst Argenis mit Lust der Klugheit Lehren ein;

So spürt man solche hir mit vollem Strome kwellen.

Entdekkt man hir und dar Poetischer Farben Schein;

Der Teutsche pflag sein Lob in Tichterey zu stellen.

Hat sich Erlauchte Hand bemüht mit Aramenen /

So muß ein Lorber auch die Schreibens-Art bekrönen.


Was sonsten Müh und Fleiß aus hundert Büchern sucht /

Wird hir als im Begriff mit Lust und Nutz gefunden.

Wie Chauz' und Catte streitt / Cherusk' und Frise sucht /

Wie Quad und Hermundur verachten Tod und Wunden /

Vom alten Gottesdienst / der Fürsten Reyh und Leben

Kan dieses edle Werck vergnügte Nachricht geben.


Doch bindt sich dis nicht nur an Teutscher Gräntze Zil;

Es zeigt den Kern von Roms und Morgenlands Geschichten.

Wer sich gelehrt / verliebt / und Stats-klug weisen wil /

Siht was Er nur verlangt in Reden und Getichten.

Er kan an auch wil Er sich zu suchen unterwinden /

In diesem Buche viel von nähern Zeiten finden.


Den Mann und Ort verkehrt der Zeiten schneller Lauff /

Ein neuer Schauplatz zeigt was Vorwelt auch gesehen.

Löst doch mit Unterscheid manch Nahmens-Räthsel auf /

So findt ihr was vorlängst und neuer ist geschehen.

Das Wachsthum Oesterreichs den Ruhm von seinen Helden /

Wird Euch der Unterricht von Herrmanns Vorfahrn melden.


Ziht itzt die Sein' an sich der Tiber alte Pracht /

Trachtt durch Gewalt und List zu seyn das Haupt der Erden /

Genung daß Herrmañ noch für Teutschlands Freyheit wacht /

Daß Varus und Segesth von Ihm besiget werden /

Der Sonn' aus Oesterreich die Neben-Sonnen weichen /

Die Hochmuth aufgeführt / und Stambols Monden bleichen.


Dis hat der kluge Geist gewüntscht und vorgesagt /

Der Sultan Ibrahims verdinten Fall besungen.

Wenn Er die Zeit erlebt / da dieser Wunsch vertagt /

Hätt Er mit Herrmañs Lob noch höher sich geschwungen.

Er hätte dises Buch noch weiter führen müssen /

Und mit dem höchsten Ruhm der Kayser-Sige schlissen.


Wir nehmen unterdeß zum frohen Zeichen an /

Daß Jene wie diß Buch solln sein ohn Schluß und Ende.

Daß aber auch die Welt den Schatz genissen kan /

Ist dieses Buches Schluß ersetzt durch Freundes Hände.

So lange man nun wird der Tugend Ehre geben /

Wird unser Lohenstein in seinen Schrifften leben.


Hanß Aßmann von Abschatz.


Mir / Bruder / stehts nicht zu des Bruders Ruhm erheben

Es wären Stoppeln nur / des Reides Gauckelspiel.

Der schon Herrmann kan dir tausend Leben geben;

Ob schon dein zeitliches noch vor der Welt verfiel.

Armin hat Stock und Beil den Deutschen abgerissen /

Und dennoch sahe man: daß Deutschland sein vergaß.

Allein' itzt muß die Welt von ihm und dir erst wissen /

Am meisten / da der Wurm von beyder Asche fraß.

Es dreut der Westen Stern / so sich sonst Sonne nennet /

Uns Deutschen wiederumb aufs neue Mord und Brand.

Wer aber seinen Schein / des Mohnden Ohnmacht kennet /

Armin am Leopold / der Deutschen Götter Band /

Wird sehen seinen Glantz zu Regenbogen werden /

Und dieses Schwantz-Gestirn selbst blutig untergehn.

Indessen bleibt dein Leib die Schale zwar der Erden /

Dein Geist bey Sonne / Mond' und dem Gestirne stehn.

Die Nachwelt ist verpflicht und Deutschland hoch verbunden

Der Hand / so seinen Ruhm aus Grufft und Gräbern hebt.

Umb deines hat Armin Zypressen selbst gewunden /

Und keiner Spinne Kunst dein Sterbe-Kleid gewebt.

Du liegest im Armin / Armin in Dir begraben /

Und Deutschland ist der Stein / so beyder Asche netzt.

Dem Bruder gönne nur den Ruhm dabey zu haben:

Daß Er ein Ende hat dem deinen nachgesetzt.


Hannß Casper von Lohenstein.

Vorstellung des Kupffer-Tituls.

Auf Deutschland! kanst du noch der fremden Schmach vertragen?

Fällt dir Qvintilius und Drusus noch zu schwer?

Ist das verhaßte Joch noch nicht entzwey geschlagen?

Auf Deutschland! rüste doch ein außerleßnes Heer.

Darf denn ein stoltzer Feind dir Haar und Kleider rauben?

Gibt man den Freyheits-Ring so unbedachtsam hin?

Auf Deutschland! wafne dich; sonst muß ich sicher glauben /

Daß ich in Sybariß und nicht in Deutschland bin.

Die junge Mannschafft wird verwegen hingerissen /

Die Aecker umbgepflügt / der Landmann ausgeprest /

Da unterdessen Städt' und Dörffer brennen müssen /

Indem sich keine Hülff' und Rettung spüren läßt.

Diß kan zwar ein Segest / ein Marobod verschmertzen /

Weil Gold und Eigennutz ihr wahres Zil verrückt /

Doch zeucht Arminius diß Unrecht ihm zu Hertzen /

Und hat das blancke Schwert vor aller Heil gezückt.

Auf Held! Auf Hertzog! geh! ermahne deine Brüder /

Bring dein behertztes Roß in den erhitzten Streit.

Zeit und Gelegenheit kömmt nicht so schleunig wider /

Drumb dämpfe / weil du kanst / das Gift der Dinstbarkeit.

Ihr aber die Ihr noch auf Bären-Häuten liget /

Und Deutschlands Untergang mit trocknen Augen schaut /

Seid ihr durch Zauberey in trägen Schlaf gewiget?

Ist das erfrorne Hertz denn noch nicht aufgethaut?

Ach feige! wolt ihr nicht des Nachbarn Hauß erretten /

So wird das Eurige gewiß zu Grunde gehn /

Und der gefangne Fuß in ungeheuren Ketten /

Und Fesseln / die Ihr euch selbst angeleget / stehn.

Wie aber seh' ich nicht den tapfern Arpus eilen?

Banasch und Jubil sind auf gleichen Schluß bedacht.

Es denckt sich Sesitach nicht länger zu verweilen /

Schaut wie dem Cattumer das Hertz vor Freuden lacht.

Auf Helden! fördert euch! die Bahn ist schon gebrochen /

Der Feldherr geht voran; es muß gefochten seyn;

Das Unrecht wird allein durch Feur und Schwert gerochen /

Brecht derowegen keck in Wäll' und Läger ein.

Man hat euch biß hieher durch wunderliche Künste

Recht umb das Licht geführt / und Nasen angedräht /

Nun aber zeiget sich ein nichtiges Gespinste /

Das ein geschwinder Ost im Augenblick verweht.

Auf denn! Ermuntert euch! denckt an der Ahnen Thaten /

Denckt an die Siges-Pracht / die euch zu hoffen steht.

Kämpft standhaft! Kämpft behertzt! als tapfere Soldaten /

Denckt / daß euch Well' und Flut biß an die Lippen geht.

Die Nachwelt wird von euch mit Ruhm und Ehre sprechen /

Und wenn ein Tacitus nicht redlich schreiben mag /

So wird ein Lohenstein durch Nacht und Wolcken brechen /

Dergleichen kluge Faust bringt alles an den Tag.

Ihr mögt euch immerhin biß an die Sternen schwingen /

Er folgt / und läst den Kil / der nichts von Moder weiß /

Biß in das innerste des düstren Alters dringen;

Diß ist / versichert euch / der allerbeste Preiß.

Ihm steh'n Tanfanens Hayn und Heiligthümer offen /

Er weiß / was Libys spricht / und was Velleda denckt.

Ihr habt von Ihm' allein die Ewigkeit zu hoffen /

Die weder Zeit noch Tod in enge Fässel zwängt.

Unsterblich-grosser Geist! so lang' als deutsche Helden /

Und deutsche Tapferkeit auf deutschem Boden blühn /

So lange wird man dich der greisen Nachwelt melden /

Und einen Lorber-Strauch auf deiner Gruft erziehn.

Du hast uns schon vorlängst dein Ebenbild gewisen /

Das hohe Trau'rspil zeigt wie deine Feder prangt.

Man hat der Schlesier besonders Glück geprisen /

Das sie durch deine Hand in diesem Stück' erlangt.

Last nur Cleopatren und Agrippinen kommen /

Stellt die Epicharis und Sophonisben vor;

Du hast dem Sophocles vorlängst den Preiß genommen /

Und Eschyluß beseuffzt / was er durch dich verlohr.

Es will der Seneca dir mehr als willig weichen /

Corneille schämt sich nicht bald hinter dir zu gehn.

Und Taßo denckt ihm nicht den Gipfel zu erreichen /

Auf welchem Lohenstein wird eingegraben stehn.

Doch ist es nicht allein mit Reimen ausgerichtet /

Arminius entdeckt die wahre Siges-Bahn.

Schau! wie Heliodor sich gantz erschrocken flüchtet:

Schau! was Barclajus selbst und Scudery gethan;

Schau! wie Marini starrt / wie Sidney sich entsetzet /

Und wie Biondi fast vor Neid zerbersten wil.

Sie haben ja vorhin die kluge Welt ergötzet:

Jedweder sehnte sich nach ihrem Helden-Spil.

Itzt aber ist es aus: du hast allein gesiget /

Du hast Italien und Engelland gezähmt /

Und Franckreich / das sich sonst nur an sich selbst vergnüget /

Zu aller Deutschen Trost / durch deine Schrifft beschämt.

Unsterblich-hoher Geist! wie soll dir Deutschland dancken?

Das deiner Trefligkeit so hoch verbunden bleibt. Schrancken /

Dein Ruhm weiß ausser dem fast nichts von Gräntz' und

Weil ihn der Zeiten Ruff biß an die Wolcken treibt.

Vor diesem hätte man dir Tempel und Altäre /

Und Säulen von Porfyr und Jaspis aufgesetzt.

Man thät' es auch noch itzt / wenn nicht die frembden Heere

Uns bis auf Blut und Marck durch Schwert und Brand geschätzt.

Doch bleibt das Vaterland / wie sehr es ausgesogen /

Wie groß auch immermehr sein Unvermögen ist /

Dem wunderbahren Fleiß / der schönen Müh gewogen /

Die seiner Helden Lob zu ihrem Zweck erkist.

Mich däucht / ich sah' es nächst vor deinem Grabe ligen /

Es brach / fast außer sich / in diese Wörter aus:

Hir ligt mein theurer Sohn / mein einiges Vergnügen /

Hir ist mein Paradiß / mein außerkohrnes Hauß.

Ihr Kinder eifert nicht / daß ich bey dieser Baare

Mehr als bey andern bin: ich kenn' euch alle wol.

Ich weiß / ihr ehret mich: ihr krönet meine Haare:

Und ider fördert diß was er verrichten soll.

Allein / hir muß ich was besonderes ablegen:

Ko it! hört / was meinen Sinn auf diesen Schlus gebracht.

Mich hat Arminius vor Zeiten durch den Degen /

Itzt aber Lohenstein durch Schrifften groß gemacht.


Christian Gryphius.


Uber das Bildnüs

Herrn Daniel Caspers

von Lohenstein.

Hier spielt ein edler Stein / dem Jovis Blitz fast weichet /

Und dem kein Diamant aus Bengala sich gleichet.

Dort trotzt Er Tod und Neid / weil ihn kein Maaß umbgränzt /

Und Erin Gottes Hand als eine Sonne gläntzt.


F.N.

Daniel

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Erster Theil, Leipzig 1689.
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