Achter Auftritt

[27] Irmentraut. Marie.


MARIE. Irmentraut, bist du allein?

IRMENTRAUT. Ja doch, mein Herzchen, komm nur.

MARIE. Ist der Ritter noch nicht hier?

IRMENTRAUT. Heutzutage sind die Liebhaber nicht mehr wie sonst. Aber er kommt gewiß, er hat mir's sagen lassen.

MARIE. Ich hätte doch nicht einwilligen sollen.

IRMENTRAUT. Nicht einwilligen sollen, da muß ich lachen! Ich weiß, wie wir Mädchen sind, ich habe mich oft gesträubt, aber es hat nichts geholfen. Das weiß ich besser.

MARIE. Du weißt immer alles besser. Weißt du, warum ich den Ritter noch einmal sprechen will?

IRMENTRAUT. Ihm ein Liebeszeichen zu geben, ein Ringelchen oder so etwas dergleichen, und – das wird ihm gar nicht unangenehm sein, wie dein Vater immer zu sagen pflegt.

MARIE. Nicht doch, den Abschied will ich dem Ritter geben, denn er ist ein böser Mensch, der keine guten Absichten haben kann.

IRMENTRAUT. Aber Engelskind, will er dich denn nicht heiraten? Kann ein Mann bessere Absichten haben?

MARIE. Mein Vater will mich ihm aber nicht geben – und ich habe mir's wohl überlegt, der Vater hat recht.

IRMENTRAUT. Aber der Ritter ist ein so schöner, artiger Herr!

MARIE. Schön? Und hast ihn, wie ich, nur immer nachts gesehen.

IRMENTRAUT. Still! – Das ist des Ritters Tritt! Freudig. Er kommt, er kommt! Sie eilt ihm entgegen und öffnet ihm die Tür.

MARIE. Ach, lieber Gott, mir wird angst und bang![27]


Quelle:
Albert Lortzing: Der Waffenschmied. Stuttgart 1963, S. 27-28.
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