[58] Die Vorigen. Irmentraut. Später der Graf und Marie.
Nr. 10. Finale
IRMENTRAUT außer sich.
Zu Hilfe! Zu Hilfe!
STADINGER.
Was muß ich sehn?
Du bist allein! Wo ist mein Kind?
IRMENTRAUT.
Ach, eilt zu Hilfe ihm geschwind!
ALLE.
Marie? Was geschah mit ihr?
IRMENTRAUT.
Weit weggeführt ward sie von hier,
geraubt von einer großen Schar.
ALLE.
Wie? Geraubt! Entführt! Wie, ist das wahr?
STADINGER dem man nachgerade die Wirkung des Weines anmerkt.
Mir das! Mir das! Ha! Höll' und Teufel.
Das ist der Ritter ohne Zweifel!
Fort, fort, zur Stadt,
zum hohen Rat,
um mit den Waffen
mir Recht zu schaffen.
CHOR.
Fort, fort, zur Stadt,
zum hohen Rat,
ihm mit den Waffen
Recht zu schaffen. –
Da ist sie!
ADELHOF verschwindet unmerklich im Tumult.
MARIE UND GRAF treten auf.
STADINGER Marie in die Arme schließend.
Mein Kind! Mein teures Kind!
Plötzlich wieder wütend.
[58]
Du ungeratne Dirne,
ich dachte gleich:
Das wird das Ende sein
von euren Liebelein!
MARIE.
Was kann denn ich dafür?
BRENNER UND EINIGE MÄNNER.
Geh, Alter, sei gescheit.
MARIE auf den Grafen deutend.
Seht meinen Retter hier;
sein Arm hat mich befreit.
STADINGER, BRENNER UND CHOR.
Er allein? Ist das wahr?
MARIE.
Trotzte kühn der Gefahr.
GRAF.
Ja, preisen muß ich das Geschick,
das mich hierhergeführt.
Und sie zu retten, hätt mein Leben
tausendfach ich hingegeben.
STADINGER.
Oho!
MARIE.
O lieber Konrad!
STADINGER.
Ruh'!
Zur Gesellschaft.
Was sagt denn ihr dazu?
Die Ritterschaft macht sich den Spaß
und balgt bei hellem Sonnenschein
sich um mein sittsam Töchterlein!
Das ist 'ne schöne Wirtschaft, das!
Hammer und Amboß! Nun hab ich's satt!
Das gibt 'nen Mordsskandal in der Stadt.
Zu Marie.
Jetzt sperr ich dich ins Kloster ein!
Das muß dir aber nicht unange –
GEORG ruft ihm zu.
Aber Meister!
STADINGER kann sich nicht bezwingen und schließt mit dem Worte.
– sein!
MARIE, IRMENTRAUT, GRAF, GEORG, BRENNER UND CHOR.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein.
STADINGER.
Du erfüllest mein Verlangen,
schließest dich ins Kloster ein,[59]
so nur kann ich ohne Bangen,
ohne Furcht und Sorgen sein.
Doch halt! Das geht nicht an.
Ich hab ja einen andern Plan,
ich hab 'nen Mann für dich.
GEORG für sich.
O weh! Nun kommt die Reih' an mich.
STADINGER auf Georg zeigend.
Hier steht er, den ich meine.
MARIE erschrocken.
Georg!
ALLE.
Wie, Georg?
MARIE.
Den nehm in meinem Leben
ich nun und nimmermehr.
GEORG.
Dies schmeichelt mir gar sehr.
STADINGER zornig.
Du willst nicht?
DIE ANDERN ohne Marie.
Aber Meister –
STADINGER.
Ich bring das Mädel um! Du willst nicht?
GEORG.
Ich will auch nicht.
STADINGER.
Schweig, Kerl, du bist zu dumm!
Zu Marie.
So willst du zu der Heirat
durchaus dich nicht verstehn?
MARIE.
Ach nein! Da will ich lieber
zehnmal ins Kloster gehn.
MARIE, IRMENTRAUT, BRENNER UND CHOR.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine tut mir leid,
daß die schöne Lustbarkeit
sich verwandelte in Streit.
GEORG.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,
mit der Morgenröte Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine mich erfreut,
daß ich nach dem langen Streit
von der Heirat bin befreit.
GRAF.
Zornesglut färbt seine Wangen,
doch wir kennen dieses Dräun,[60]
mit der Morgenrote Prangen
wird er andern Sinnes sein!
Nur das eine mich erfreut,
daß sie voller Zärtlichkeit
mir aufs neu' ihr Herz geweiht.
STADINGER.
Du erfüllest mein Verlangen,
schließest dich ins Kloster ein,
so nur kann ich ohne Bangen,
ohne Furcht und Sorgen sein.
Nur das eine tut mir leid,
daß die schöne Lustbarkeit
sich verwandelte in Streit.
Während alle Stadinger zu besänftigen suchen, fällt der Vorhang.
Entr'act
Moderato g-moll 2/4
Ausgewählte Ausgaben von
Der Waffenschmied
|
Buchempfehlung
Drei Erzählungen aus den »Neuen Dorf- und Schloßgeschichten«, die 1886 erschienen.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro